Mit „365 Days: This Day“ startet heute die lang erwartete Fortsetzung zum Netflix-Erotik-Hit. Doch ist der Film bei allem Hype auch gut geworden?
Es dauert keine drei Minuten, bis es in „365 Days: This Day“, der Fortsetzung des Netflix-Übererfolges, das erste Mal zum Sex kommt. Kurz vor der Hochzeit der Hauptfiguren Laura (Anna Maria Sieklucka) und Massimo (Michele Morrone) kommt der Mafioso zu seiner Verlobten, die ihn ermahnt: „Du solltest nicht hier sein. Ich habe kein Höschen an.“ Eine ganz normale Unterhaltung eben, nach der Ultra-Macho Massimo nicht lange fackelt.
„365 Days“ kam aus dem Nichts und eroberte die Netflix-Charts im Sturm. Gerade Michele Morrone hatte es den Zuschauer:innen angetan, der Italiener wurde zum Star. Umso komischer ist es, dass sein Massimo in der Fortsetzung „This Day“ zur Nebenfigur degradiert wird. Stattdessen konzentriert sich die Geschichte auf Laura: Die ist in der Ehe nach anfänglichem Höhenflug alles andere als glücklich, da ihr Gatte ihr nicht die nötige Aufmerksamkeit schenkt - im Gegensatz zum Gärtner „Nacho“ (Simone Susinna). Nach einem für Laura unfassbaren Vorfall ist es der Spanier, der sie auffängt. Doch ist ihm wirklich zu trauen?
Der erste Film hat vor allem auf Grund seiner mehr als zweifelhaften Moralvorstellungen für viel Diskussionen gesorgt. Hier können wir etwas Entwarnung geben: „365 Days: This Day“ ist nicht so offensiv frauenfeindlich wie der Vorgänger. Es gibt zwar immer noch die einen oder anderen fragwürdigen Darstellungen aber Laura erkennt sogar, dass es eigentlich verrückt ist, sich in den eigenen Entführer zu verlieben. Was bleibt also, wenn dieser Aufreg-Faktor wegfällt?
„365 Days: This Day“: Ein pornöses Musikvideo
Erstaunlich wenig. Vor allem in der ersten Stunde bietet der Film immer das gleiche: Eine Erotik-Szene, unterlegt von poppiger Musik, eine kurze Unterhaltung oder Familienfeier, mehr Sex. Dass man die unterschiedlichen Songs nach zwanzig Minuten nicht mehr mitzählen kann sollte bereits vieles über die repetitive Art des Films sagen.
Die Sex-Szenen sind dabei wie im ersten Teil expliziter und roher als bei manch anderen Filmen, die man nicht auf einschlägigen Portalen zu sehen bekommt. Durch den übertriebenen Musikeinsatz bekommt man aber ständig das Gefühl, eher ein Musikvideo zu schauen als einen Film.
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Das liegt bisweilen auch daran, dass die eigentliche Geschichte erst nach der Hälfte der Laufzeit anfängt, so etwas wie Fahrt aufzunehmen. Sonderlich interessant ist der Krimi-Part rund um verfeindete Mafia-Familien zwar nicht, aber es gibt Zuschauer.innen immerhin etwas zum festhalten, damit „365 Days: This Day“ nicht zur komplett wahllosen Aneinanderreihung von Sex-Szenen verkommt.
Wahllos wirken auch die Dialoge. Das was die Figuren sagen, wann sie es tun und wie ist selten von Bedeutung und trägt eher zum Fremdscham bei. Nach einem Throwback zum ersten Film („Nur der Löwe fehlt“) und einem besonders starken Liebesspiel zwischen Laura und Massimo sagt sie ihm, während sie nebeneinander im Bett liegen: „Ich danke dir, dass meine Eltern dabei waren.“ Gemeint ist zwar die Weihnachtsparty – in dem Moment wirkt es jedoch sehr anders. Und das ist nur ein Beispiel, so was zieht sich durch den Film, sodass er manchmal mehr wie eine Parodie seiner selbst wirkt. Das einzige, was einigermaßen gut ist, sind die Panorama-Aufnahmen.
„365 Days: This Day“: Fazit
So verkommt „365 Days: This Day“ mehr zu einer Porno-Variante von „Rosamunde Pilcher“. Kann man sich angucken, weil die Umgebung schön ist. Der Romantik-Plot ist hingegen so langweilig und inkohärent über die zwei Stunden Laufzeit verteilt, dass einen sonst nur die unfreiwillig komischen Szenen dran halten. Wer nämlich für den Sex einschaltet, kann sich auch gleich einen Account bei „PornHub“ oder ähnlichen Portalen erstellen, da ist nicht so viel schlechter Film zwischen der Action.
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