Ryan Reynolds und sein großes Mundwerk geben sich in "Deadpool 2" wieder die Ehre: Warum die "Deadpool"-Fortsetzung den Vorgänger übertrifft und dennoch nicht vollends ins Schwarze trifft, verraten wir in unser TVMovie.de-Kritik.
von David Rams
Man muss ihn schon ein wenig lieb haben. Während gefühlt das gesamte Kino-Universum zum Start von "Avengers 3: Infinity War“ stehen geblieben ist und jeder Trailer und jede Promo die Tragweite des düsteren und monumentalen Superhelden-Epos unterstreichen mussten, heuert "Mr. Deadpool" himself kurzerhand Céline Dion an und tänzelt zu ihrem "Deadpool 2"-Schmachtfetzen grazil in High Heels und gewohnt politisch unkorrekt auf der Bühne. Das Video zu "Ashes" ist so herrlich überzogen, absurd und dennoch total stimmig, wie es auch der zweite große Kinoauftritt von Wade Wilson aka Deadpool ist.
Keine Frage: Kein anderer Superheld hätte auf das MCU-Endzeitspektakel von "Avengers 3: Infinity War" folgen können, ganz einfach, weil sich Regisseur David Leitch und Hauptdarsteller Ryan Reynolds um keine Konventionen scheren. Schon in den ersten Minuten von "Deadpool 2" nimmt unser vorlauter Super-Bengel in einer brillanten Eröffnungssequenz nicht nur seinen geliebten X-Men-Kollegen Wolverine aufs Korn, sondern macht auch gleich dem Mann mit der Doppel-0 und dem Hang zu geschüttelten Wodka Martinis Konkurrenz. Der selbstreflexive und selbstironische Wahnsinn ist auch in "Deadpool 2" quasi Dauerprogramm. Doch wo versteckt sich eigentlich der Film?
Deadpool 2: Inhalt | Darum geht's
Ein paar Hinweise darauf liefert uns ja tatsächlich unser zerrissener Superheld selbst: Denn natürlich meint es das Schicksal überhaupt nicht gut mit Wade. Statt sich kurzerhand selbst in die Luft zu sprengen, kommt der miesgelaunte (Anti-)Held wieder einmal in die Obhut seiner X-Men-Kollegen Colossus (Stefan Kapicic) und Negasonic Teenage Warhead (Brianna Hildebrand). Die haben zwar herzlich wenig Lust auf einen miesgelaunten Chaoten im roten Kostüm – doch wofür sind Mutanten-Freunde da?! Um den Erziehungsauftrag auch brav zu erfüllen, soll Wade als X-Men-Auszubildener endlich seine wahre Bestimmung finden.
Doch natürlich geht bereits auf der ersten Routinemission alles mächtig in die Hose. Denn Teenager-Mutant Russell (Julian Dennison) ist so richtig angepisst, als ihm ein Typ mit rotem Kostüm bescheuerte Überlebenstipps geben will. Während Russell kurz vor der Explosion steht, taucht aus der Zukunft der Superschurke Cable auf (Josh Brolin), der den kleinen Russell kurzerhand platt machen will. Zwar mag der ein oder andere Spruch von „Deadpool“ jenseits von Gut und Böse sein, doch sein Herz trägt er natürlich am rechten Fleck: Gemeinsam mit seiner eigens zusammengetrommelten Superhelden-Gang namens X-Force will Deadpool zeigen, was einen guten Superhelden tatsächlich ausmacht.
Deadpool 2: Eine Herzenssache – doch das große Gefühl fehlt
Es ist mit "Deadpool 2" so ein wenig wie mit einem grandiosen Date, bei dem am Ende doch noch der letzte Funke fehlt: Der Film hat unheimlich viel Charme, kann nicht nur über sich selbst, sondern auch so ziemlich über alles und jeden Lachen. Mit Josh Brolins „Cable“ und Zazie Beetz' „Domino“ angelt sich der maskierte Superheld zwei bärenstarke Buddies. Nur der kleine nervige Bruder Russell hätte jetzt nicht unbedingt sein müssen. Doch warum will "Deadpool 2" trotz seiner teilweise brillanten Gags letztendlich nicht ganz zünden?
Das liegt tatsächlich, wie bereits auch bei Teil 1 an der Tatsache, dass der Film eben nicht die Summe seiner grandiosen Einzelteile werden will. So großartig Gags, Figuren, Seitenhiebe und die völlig entfesselte grafische Darstellung auch sein mögen, als Film, der den Zuschauer packen, bewegen und mitreißen soll, funktioniert "Deadpool 2" leider nicht wirklich. Großen Spaß macht der zweite Trip mit Ryan Reynolds & Co. natürlich trotzdem. Und die wohl schönste Post-Credit-Szene des MCU sieht man tatsächlich in diesem Jahr exklusiv in "Deadpool 2".
Deadpool 2 startet am 17. Mai 2018 in den deutschen Kinos! Den finalen Trailer seht ihr hier: