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Fernsehen

"Die Toten von Salzburg": "Mur ist ein Narzisst" | Interview mit Michael Fitz

Am Mittwochabend zeigt das ZDF die Krimi-Reihe: „Die Toten von Salzburg - Schwanengesang". Wir sprachen mit Hauptdarsteller Michael Fitz über seine Rolle.

"Die Toten von Salzburg - Schwanengesang": Interview mit Michael Fitz
Ursula Stickler (Franziska Schlattner, M.) tröstet ihre Tochter Estelle Stickler (Larissa Kiers, l.) nach einer traurigen Nachricht, die Hauptkommissar Mur (Michael Fitz, r.) ihnen mitgeteilt hat. Foto: ZDF und Toni Muhr

Als Kriminalhauptkommissar Hubert Mur ermittelt Michael Fitz seit 2016 in der österreichischen Kriminalreihe „Die Toten von Salzburg“. Dabei arbeitet der bayerische Kriminaler in einer Grenzregion, in der die Zuständigkeiten oftmals nicht eindeutig sind, mit dem auf einen Rollstuhl angewiesenen Salzburger Major Peter Palfinger (Florian Teichtmeister) meistens parallel an einem Fall. Das führt oft zu Konflikten, denn jeder nutzt zur Aufklärung seine eigenen Methoden.

 

„Die Toten von Salzburg“: Darum gehts in „Schwanengesang“

Worum gehts? In ihrem sechsten Fall in „Die Toten von Salzburg – Schwanengesang“ (27. Januar, 20.15 Uhr, ZDF) wird der machthungrige Dirigent des Salzburger Altorchesters Jan Stickler im Sprudelbecken eines Hotels erschlagen aufgefunden. Das meist starköpfige deutsch-österreichische Duo will den Fall schnell lösen.

Irene Russmeyer (Fanny Krausz) und Peter Palfinger (Florian Teichtmeister) statten dem Orchester einen Besuch ab. ZDF und Toni Muhr

Peter Palfinger und seine Assistentin verhören zunächst das gesamte Orchester und nehmen sich vor allem die Violinistin Effie Salz zur Brust: Sie wollte mit einer Petition verhindern, dass Stickler den Dirigentenposten bekommt. Hubert Mur informiert währenddessen die Witwe des Ermordeten. Als er herausfindet, dass diese eine Affäre hat, setzt er alles daran, zu beweisen, dass sie mit dem Mord in Verbindung steht. TVMovie Online hatte vor der Ausstrahlung die Gelegenheit, mit dem Schauspieler Michael Fitz über seine Rolle und den Film zu sprechen.

TVMovie Online: 17 Jahre lang haben Sie beim Münchener Tatort den dritten Mann im Ermittlerteam gespielt. Warum sollte es mit „Die Toten von Salzburg“ wieder ein Krimi sein?

Michael Fitz: Dass es nun wieder ein Krimi ist, liegt daran, dass das deutsche Fernsehen Kriminalfälle toll findet. Egal, wo man im Fernsehen hinschaut, es werden sehr viele Krimis gezeigt. Und dem Publikum gefällt das offensichtlich.

Für die Rolle des Kommissars Mur bin ich aber gecastet worden. Ich wäre jetzt nicht unbedingt scharf drauf gewesen, wieder einen Kriminaler zu spielen. Aber den Mur fand ich interessant, weil der abgesehen davon, dass er ein Kommissar ist, noch ein paar andere Eigenschaften hat, die mich interessiert haben.

Und was für welche?

Zum Beispiel, dass er so egozentrisch ist, dass er ein bisschen cholerisch ist. Dass er ein Einzelgänger ist, dass er wie die Axt im Walde sich verhält. Das hat mich interessiert.

Hubert Mur (Michael Fitz) überbringt eine schlechte Nachricht. ZDF und Toni Muhr

Mur wird in der Presse als „gradliniger und rationaler Einzelkämpfer mit wenig Humor und Einfühlungsvermögen“ sowie als „unangenehmer Besserwisser“ beschrieben. Sehen Sie Ihre Rolle auch so?

Wenn die Figur vom Zuschauer so gesehen wird, dann finde ich das durchaus passend. Und das heißt, so wie die Figur von den Autoren angedacht ist, so wird sie im Film auch transportiert. Und das ist für einen Schauspieler das größte Lob: wenn die Zuschauer die Figur so beurteilen, wie die Autoren und die Macher des Films es sich gewünscht haben.

Ihr deutscher Kriminalhauptkommissar Mur gerät immer wieder in Konflikt mit seinem österreichischen Kollegen Peter Palfinger, der auf einen Rollstuhl angewiesen ist…

Ich finde dieses Spannungsfeld zwischen den Österreichern und Bayern interessant, und dass dieser Konflikt genau beschrieben und thematisiert wird. Und auch, dass der österreichische Kollege im Rollstuhl sitzt und hier seitens des Kommissars Mur kein Blatt vor dem Mund genommen wird. Durch diese Krimireihe bekommt der Zuschauer die Nicht-Integration und Nicht-Inklusion von behinderten Menschen mit. Das fand ich sehr spannend. Diese Themen wurden in der Filmreihe aber so verpackt, dass es viele Dinge gibt, über die der Zuschauer schmunzeln kann.

Der Kriminaler Mur hat keine Berührungsängste mit seinem behinderten österreichischen Kollegen und sagt im Film zu ihm „Dann rollen wir mal hinein.“ Sind Sie im wahren Leben da auch so locker wie der Mur? Oder haben Sie doch, wie vielleicht viele Menschen, Berührungsängste behinderten Menschen gegenüber, weil sie nicht immer genau wissen, wie man sich verhalten soll?

Ich habe keine Berührungsängste. Bei einem Dreh habe ich einmal fast ausschließlich mit behinderten Menschen zusammengearbeitet. Und da erkennt und lernt man sofort, dass das Letzte, was diese Menschen brauchen Mitleid ist. Sie wollen einfach ganz normal behandelt werden, wie alle anderen Menschen auch. Und dazu gehört nun mal auch der entsprechende Humor und dass man sich auch mal gegenseitig verarscht.

Die neue Folge „Die Toten von Salzburg – Schwanengesang“ greift das Thema auf, dass sich immer mehr Menschen über Dating-Apps kennenlernen. Würden Sie persönlich diese Möglichkeit auch nutzen, einen Partner zu finden, wenn Sie Single wären?

Nein (lacht), ich glaube, ich komme noch aus einer Generation, die den direkten Kontakt bevorzugt. Es wird zwar immer schwieriger, neue Menschen kennenzulernen, insbesondere in Corona-Zeiten, aber ich wäre dazu nicht in der Lage.

Sebastian Palfinger (Simon Hatzl) und Morgana (Julia Rosa Peer) lernen sich über eine Dating-App kennen und kommen sich nach ihrem ersten Treffen näher. ZDF und Toni Muhr

In Ihrer Rolle als Hubert Mur verlassen Sie gleich fluchtartig das Haus, als Sie glauben, Ihre Ex-Frau versucht über eine Dating-App Kontakt mit anderen Männern aufzunehmen. Ist diese Charaktereigenschaft typisch für die Rolle des Murs?

Der Mur ist ein Egozentriker, vielleicht hat er auch eine narzisstische Persönlichkeit. Wenn ihm einer etwas streitig macht, dann reagiert er auch entsprechend. Zumindest ist er im ersten Anlauf nicht derjenige, der Probleme und Missverständnisse mit einem Gespräch aus der Welt schafft. Aber da ist er nicht allein. Mit dieser Situation zeigen wir, was dieser Mur mit ganz vielen Männern gemeinsam hat. Dass man da erst einmal fortläuft, ist sicher auch nicht so ungewöhnlich.

Sind Sie persönlich auch so, dass Sie so etwas erst einmal sacken lassen müssen, bevor Sie es ansprechen?

Nein, ich glaube, ich würde es sofort ansprechen. Ich bin Anfang 60 und habe eine langjährige Beziehung. Da lernt man die Dinge anzusprechen. Das ist eine Frage der Übung.

Seinen Kollegen Richard Wagner, gespielt von Sebastian Edtbauer, den bezieht Mur in seine Fälle immer wieder mit ein. Wird er auch weiterhin Ihre rechte Hand in dem Salzburg-Krimi sein?

Das macht so einen Spaß mit dem Sebastian Edtbauer zu spielen. Und auch den Machern der Krimireihe bereiten diese Szenen viel Freude, denn sie haben oftmals etwas Komisches an sich. Insofern wird er auch weiter dabei sein.

Obwohl der Kommissar Mur nicht gerade zimperlich mit ihm umgeht und ihn unsanft weckt, indem er mehrmals in die Hände klatscht, nachdem der Herr Wagner am Schreibtisch eingeschlafen ist…

Für einen Schauspieler gibt es nichts Schöneres, als solche Szenen zu spielen, bei denen man eigentlich lachen muss, es aber erfolgreich für die Szene unterdrückt (lacht), damit das Publikum lacht. Das ist die größte Herausforderung, aber auch das Schönste, wenn es funktioniert und deswegen macht es mit dem Sebastian Edtbauer auch solchen Spaß.

Sie sind nebenbei Musiker. Auch in „Die Toten von Salzburg – Schwanengesang“ geht es um Musik, um den Tod eines Dirigenten. Wie finden Sie es, wenn bei so einem Dreh auch eine musikalische Komponente mit dabei ist?

Man nimmt so etwas natürlich auf. Ich kenne die Welt der klassischen Musik einigermaßen und ich weiß, dass da viel Hauen und Stechen mit dabei ist, insbesondere dann, wenn viele und hohe Subventionen auf dem Spiel stehen. Von daher fand ich es gut, dass diese Problematik im Film thematisiert wird und mal als Thema in einem Krimi vorkommt. Das ist überhaupt eine gute Eigenschaft an dieser Reihe - dass immer wieder Themen aufgegriffen werden, die einerseits aktuell sind und andererseits einen Einblick liefern, den man sonst nicht hat.

Marilu Witte (Lisa Charlotte Friederich) spielt leidenschaftlich Cello. Doch was hat sie mit dem Mord am Dirigenten zu tun? ZDF und Toni Muhr

Sie wollten im März auf Tournee gehen ...

Das werde ich sicher nicht tun. Im vergangenen Jahr war es so, dass ich von geplanten 80 Terminen 25 bis Mitte März gespielt habe, der Rest ist abgesagt oder verschoben worden. Und jetzt bin ich schon wieder dran und muss verschieben. Das ist leider so. Da bin ich nicht der einzige, dem es so geht. Das bedeutet für mich natürlich, dass ich auch das Geld, was ich dort verdient hätte, nicht verdiene. Bisher habe ich aber auch keinen Ersatz oder Beihilfen bekommen. Da geht es mir aber auch nicht anders als allen anderen.

Wie haben Sie dann die Coronazeit verbracht?

Die Coronazeit hat für mich zwei Seiten. Die eine Seite ist: Ich leb ja auf dem Land, habe niemanden um mich herum und kann mich da ausbreiten und verwirklichen. Das kann auch Corona nicht verhindern (lacht). Insofern geht es mir ganz gut. Viele Jahre war ich 200 Tage im Jahr weg, weil ich gedreht habe oder auf Tournee war. Und jetzt bin ich mal da. Seit März vergangenen Jahres bin ich zu Hause und hab mich an eine ganz andere Lebensweise gewöhnen können. Ich habe Zeit, mich um den Hof und die Tiere zu kümmern. Und das genieße ich sehr.

Und andererseits ist es so, dass einem die Arbeit verloren geht, der Kontakt mit dem Publikum fehlt und das vermisse ich sehr. Und natürlich geht es auch ums Geld. Wir können nicht ewig zu Hause sitzen und kein Geld verdienen. Das funktioniert nicht, denn man hat ja auch seine Lebenshaltungskosten zu tragen. Ich weiß nicht, wie sich der Staat das vorstellt, einen Lockdown nach dem anderen zu beschließen. Andererseits scheint er sich aber offensichtlich wenige Gedanken darüber zu machen, wie die Leute, die davon direkt beruflich betroffen sind, ihr Auskommen finanzieren sollen.

Dann hört man in der Presse, dass Milliarden Euro als Beihilfe zur Verfügung stehen und wenn man das Geld konkret beantragen will, stellt man fest, dass man es noch gar nicht beantragen kann. Das finde ich schon merkwürdig.

Wann wurde „Schwanengesang“ gedreht? War das während der Corona-Zeit?

Gedreht wurde im Mai und April 2019, also als das Virus noch nicht ausgebrochen war. Wir haben aber im Sommer 2020 eine weitere Folge von „Die Toten von Salzburg“ gedreht, die noch in der Postproduktion ist. Die wird dieses Jahr, glaube ich, auch noch gesendet, zumindest in Österreich.

War es für diese Folge problematisch, nach Österreich reinzukommen? Und mussten Sie irgendwelche Tests machen?

Ich musste bei jeder Anreise einen neuen Test machen. Wenn wir länger als drei Tage am Drehort zusammen waren, wurden wir alle drei Tage getestet. Das ist Vorschrift. Da gibt es sehr strenge Hygiene-Regelungen vom österreichischen Gesundheitsamt. Die mussten wir dann natürlich einhalten.

Sind von der Krimiserie „Die Toten von Salzburg“ noch mehrere Folgen geplant?

Ich weiß nur noch von einer weiteren Folge, die im Mai/Juni diesen Jahres gedreht werden soll. Ich hoffe aber, dass die Serie weitergeht.

Peter Palfinger (Florian Teichtmeister, r.) überbringt Alfons Seywald (Erwin Steinhauer, l.), dessen Mutter gestorben ist, sein herzliches Beileid. ZDF und Toni Muhr

Wie wünschen Sie sich, dass sich die Figur des Kommissars noch entwickelt?

Der Regisseur und die Autorin haben sich überlegt, in diese Reihe mit Themen, die sonst selten im TV stattfinden, mal einen anderen Geist und eine andere Stimmung hineinzubringen, so beispielsweise auch mit der Behinderung des österreichischen Kollegen Peter Palfinger. Gerade diese Auseinandersetzungen, die mit der Behinderung vom Kollegen Palfinger zu tun haben, hat man am Anfang sehr witzig, sehr gut thematisiert. Das war frech, sehr frech, verglichen mit dem deutschen Fernsehen. Ich würde mir wünschen, dass das mehr passiert. Das man sich wieder mehr traut.

Ich habe damals sehr gern die Serie „Aus heiterem Himmel“ geguckt.

Das ist doch gar nicht mehr wahr (lacht)

Als Sie den Mitbewohner Christoph gespielt haben, der zusammen mit einem alleinerziehenden Vater und dessen drei Kinder zusammengelebt hat. Wie kam es zu dieser Serie?

„Aus heiterem Himmel“ war ein durch Zufall und durch Intuition geborenes Kind, was seiner Zeit relativ weit voraus war und was auf seine Art den Publikumsnerv total getroffen hat. Da haben wir wirklich Glück gehabt. Wir haben 1994 und 1995 jeweils 13 Folgen gedreht. Ab 1996 wurden diese gesendet und dann wurde die Serie relativ schnell erfolgreich. Da wurde natürlich nachgelegt. Insgesamt fünf oder sechs Jahre lang haben wir „Aus heiterem Himmel“ gedreht.

Der Sender wollte auch weitermachen, aber wir haben als Hauptdarsteller inklusive der Kinder, alle gesagt, wir möchten jetzt mal etwas Anderes machen. Wir waren jedoch ein tolles Team: wir fünf, die Erwachsenen und die Kinder zusammen, haben zusammengehalten wie Pech und Schwefel. Wir haben da unglaublich viel aus der Serie gemacht.

Bei „Aus heiterem Himmel“ und auch im Tatort hatten Sie noch lange Haare. Wann haben Sie sich die eigentlich abschneiden lassen?

Ich muss mir immer wieder die Haare schneiden lassen. Das liegt nicht an mir. Manchmal schneide ich sie mir selber ab, weil ich irgendwie keine Lust mehr hab auf lange Haare. Und dann lass ich sie mir wieder wachsen bis dann ein Regisseur kommt der sagt: „Nein, den kann ich mir nicht mit langen Haaren vorstellen.“ Und dann muss ich sie leider wieder schneiden (lacht). Das ist in meinem Beruf so, da kann man nicht drauf bestehen, dass man mit einer Frisur durchs Leben geht.

Vielen Dank für das tolle Gespräch!

Interview und Text: Stephanie Tantius



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