Mit seinem schwarzhumorigen „Hit Man“ springt Regisseur Richard Linklater federleicht von Genre zu Genre und bietet die perfekte Bühne für "Top-Gun"-Star Glen Powell.
Er ist ein bisschen so wie der perfekte Escort-Boy, das Tinder-Superdate und der Hobby-Psychologe in einem: Der Mann, dem die Frauen, Männer, Omis, Rocker, Psychos & Co. vertrauen. Nur ist Gary (Glen Powell) eben nicht derjenige, der seinen Kunden irgendwelche Sexfantasien oder eine „gute Zeit“ verkauft, sondern der undurchsichtige Typ, der kurz mal einen sehr ungeliebten Menschen ins Grab schicken soll. Gary verwandelt sich nämlich für das New Orleans Police Department zum Fake-Auftragskiller und soll seine potenziellen Klienten in die Falle locken – so weit bis sie ihm den Geldkuvert unter einem unauffälligen Diner-Tisch überreichen und das „Spiel“ sein Ende nimmt.
Im wahren Leben ist Gary alles andere als ein „Bad Boy“, sondern gehört als Professor für Philosophie und seiner fürsorglichen Liebe für Katzen und Kleinwagen mit wenig Pferdestärken eher zu den unscheinbaren Gestalten im Leben. Umso mehr geht Gary auf, wenn er in die Rollen von „Michael“, „Jack“ oder „Ron“ schlüpft: Allesamt Identitäten, die er sich mit seiner cleveren Intuition auf den Leib schreibt, um dem perfekten „Auftragsmörder“-Abbild für seine jeweiligen Kunden zu entsprechen. Seinen lässigen, coolen und betörenden „Ron“ hat er auch für seine nächste Kundin, die hübsche Madison (Adria Arjona), ausgewählt. Alles läuft perfekt nach Plan – Madison ist zwar sichtlich nervös, als sie „Ron“ das erste Mal sieht, doch weil sie es mit ihrem tyrannischen Mann einfach nicht mehr aushält, ist sie gefundenes Fressen für den charmanten Auftragskiller. Doch unter der Fassade bekommt Gary dann doch etwas Schnappatmung, weil er recht schnell merkt, dass er sich von Madison angezogen fühlt und ihr die Zukunft nicht verbauen möchte.
Der Fake-Auftragskiller und die mörderische Auftraggeberin beginnen eine heiße Liaison. Doch natürlich warten verdammt viele Komplikationen an jeder Ecke, die man am besten mit einer scharfen Kugel aus der Welt räumen könnte…
Auch spannend:
- In "Priscilla" gehört nicht Elvis, sondern Priscilla die Bühne | Filmkritik
- “Die Theorie von Allem”: Kritik zum deutschen Film Noir | Venedig Film Festival 2023
- Amazon: Die besten Deals des Tages*
Spielerisch leicht zwischen, Rom-Com, Neo-Noir und Screwball-Komödie
Von „Dazed and Confused“ über die „Before“-Triloge bis hin zu „Boyhood“ und „A Scanner Darkly“: US-Regisseur Richard Linklater muss wohl niemanden mehr beweisen, dass er eine enorme Wandlungsfähigkeit besitzt, wenn es um die Verfilmung von Stoffen geht, die ihm wirklich wichtig sind. Mit „Hit Man“ beweist der 63-Jährige einmal mehr seine unbändige Freude an ungewöhnlichen Figuren und Geschichten und hält den wilden Genre-Mix mit einer dermaßen frechen Leichtigkeit zusammen, dass es größtenteils viel Spaß macht dabei zuzusehen.
Zugegebenermaßen startet der Film noch etwas seicht und verhalten: Die Ausgangsgeschichte basiert wohl tatsächlich auf einer wahren „True Crime“-Story vor ca. 20 Jahren, die sowohl Linklater als auch Protagonist Glen Powell schon seit längerem beschäftigt hatte. Zu Beginn ist der Film noch weitgehend eine powellsche One-Man-Show, in der man dem "Top Gun"-Star seine „nerdiger Professor wird zum Fake-Auftragskiller“ Verwandlung nur bedingt abkauft. Auch die Ankunft von Darstellerin Adria Arjona als Love Interest und „Femme Fatale“ wirkt etwas hölzern: Generell hat Arjona an der Seite von Powell zwar einige starke Szenen, doch ihr definitiv die Natürlichkeit und Wandlungsfähigkeit ihres Gegenübers, weshalb sie in den gemeinsamen Szenen oft das blasseste Element des ganzen Films ist.
Spätestens als der Film dann von Rom-Com zu Neo-Noir und Screwball-Komödie schwingt, beginnt jedoch der wahre Spaß an „Hit Man“: Das liegt natürlich auch an Darsteller und Produzent Glen Powell, der verdammt gutes Gespür und Timing für Humor beweist und natürlich den sexy und charming „Bad Boy“ spätestens seit „Top Gun“ locker aus der Westentasche schütteln kann. Linklater verpasst der Geschichte auch die eine oder andere Wendung, wie zwar nicht immer logisch daherkommt, aber dem (Sex-)Appeal des Films sicher nicht schadet. Sicherlich hat der Regisseur schon komplexere und tiefgründigere Stoffe auf die große Leinwand gebracht, aber „Hit Man“ ist kurweilig, charmant, spaßig und sexy – und das darf definitiv auch reichen.
"Hit Man" feierte bei den 80. Internationalen Filmfestspielen von Venedig seine Uraufführung. In Deutschland startet die Produktion unter dem Titel „A Killer Romance“ am 04. Juli 2024 in den Kinos. Hier findet ihr alle weiteren Neustarts in diesem Monat.
*Affiliate-Link