Die Verfilmung von Sebastian Fitzeks „Der Heimweg“ startet bei Amazon Prime Video. Im Interview verrät der Autor, warum die Wahl auf diesen Roman gefallen ist und was sein Antrieb für die Handlung des Buches war.
Eine neue Verfilmung eines Fitzek-Buches findet ihren Weg auf unsere Bildschirme! Sebastian Fitzeks „Der Heimweg“ ist ab 16. Januar auf Amazon Prime Video zu sehen. Dort geht es um Jules (Sabin Tambrea), der ehrenamtlich für einen Telefonservice arbeitet, der Frauen auf ihrem Heimweg zur Seite steht und ihnen hilft, sich sicher durch die Nacht zu bewegen.
Bisher gab es nie wirklich bedrohliche Situationen, doch an diesem Abend ist alles anders. Jules erhält einen Anruf von Klara (Luise Heyer), einer jungen Frau, die von einem Mann verfolgt wird, der sie schon einmal überfallen hat. Der Unbekannte hat in ihrem Schlafzimmer ein Datum mit Blut an die Wand geschmiert – Klaras vermeintlicher Todestag. Und dieser soll in weniger als zwei Stunden eintreten.
Sebastian Fitzek zu „Der Heimweg“ im Interview
TVM: Es geht ja zentral darum, dass Karla das Datum ihres Todestages schon kennt. Was würdest du denn machen, wenn du das Datum deines Todes bereits kennen würdest?
Sebastian Fitzek: Ich finde das Grausamste an der Todesstrafe, dass die eigentliche Strafe von dem Moment an beginnt, zu dem das Datum seines Todes festgelegt wird. Und deswegen bin ich nicht nur als Jurist, sondern auch als Mensch ein Gegner der Todesstrafe, weil ich es für unmenschlich halte.
Wenn es irgendwie zeitnah wäre, würde ich probieren, mich an diesem Tag irgendwo einzuschließen, damit es nicht stattfindet. Es gibt im Internet Todestags-Generatoren. Da wird einem sein Todesdatum ausgespuckt. Das würde ich nie machen. Auch wenn ich nicht abergläubisch bin, man muss es ja nicht provozieren.
TVM: Hast du denn ein bestimmtes Lieblingsbuch von dir, wo vielleicht sehr viel Emotionales, sehr viel Persönliches drinsteckt oder was einfach total inspirierend ist?
Sebastian Fitzek: Es gibt drei Bücher, die rausfallen. Das eine ist natürlich das Buch, das mich zum Autor gemacht hat, das war „Die Therapie“, mein Debüt. Es wird immer einen besonderen Stellenwert haben. Dann das, an dem ich gerade schreibe. Denn, wenn ich nicht davon ausgehe oder hoffen würde, dass es besser wird als die anderen, dann müsste ich aufhören zu schreiben. Und dann habe ich ja ein Sachbuch geschrieben, das heißt „Fische, die auf Bäume klettern“.
Das ist nach der Maßgabe geschrieben: Was würde ich meinen Kindern heute sagen, wenn ich morgen keine Gelegenheit mehr dazu hätte? Und das ist natürlich ein privates Buch, weil ich dort meine Prinzipien und all das, was ich meinen Kindern mitgeben würde, festgehalten habe.
TVM: Warum wurde ausgerechnet „Der Heimweg“ als nächstes verfilmt?
Sebastian Fitzek: Beim Film arbeiten so viele Leute mit, dass man gar nicht vorhersehen kann, was das Nächste ist. Das sind so verschiedene Projekte und eines schießt dann nach vorne und wird letzten Endes doch wieder überholt. Also insofern sind es immer mehrere Eisen, die im Feuer sind. Einige zünden überhaupt nicht, weil aus irgendeinem Grund das Team dafür doch nicht zustande kommt. Bei allen schönen Sachen im Leben ist auch hier eine gehörige Portion Glück dabei.
TVM: Welche Bücher sind deiner Meinung nach gar nicht geeignet für eine Verfilmung?
Sebastian Fitzek: Also schwierig wird es mit meinem jüngsten Buch „Kalendermädchen“. Da sind einzelne Elemente drin, von denen ich sage, da wüsste ich nicht, wie das verfilmt werden sollte. Wir hatten das auch schon bei „Abgeschnitten“. Da hat Christian Alvart mit Moritz Bleibtreu aber trotzdem eine Möglichkeit gefunden, es zu verfilmen. Das hätte ich mir nicht träumen lassen können. Vielleicht werde ich beim „Kalendermädchen“ auch eines Besseren belehrt, aber jetzt würde ich mal sagen, da ist auf jeden Fall die Hauptpointe sehr, sehr schwer verfilmbar.
TVM: Was waren denn die größten Herausforderungen bei der Verfilmung von „Der Heimweg“?
Sebastian Fitzek: Das ist zum Glück etwas, was hauptsächlich die anderen zum Problem hatten. Denn ich habe eine Vorlage geliefert. Die größte Herausforderung ist, aus einem 400-Seiten-Stoff einen 90-Minuten-Film zu machen. Was eindeutig bedeutet: Anders als bei einer Serie muss man gewisse Handlungsstränge finden, Figuren weglassen, man muss bestimmte Dinge richten und dann ist es beim Roman ein bisschen so wie bei einem Kartenhaus. Wenn man etwas wegzieht, dann bricht relativ schnell alles zusammen. Damit das nicht der Fall ist, muss man diese Balance wiederherstellen.
Am Ende war ich dann zum Glück nicht derjenige, der das Drehbuch umsetzen musste, sondern ich konnte nur sagen: „Ja, okay, ich kann damit leben, dass die Figur nicht auftaucht.“ Aber ich kann auch sagen, diese Figur hat ja einen Sinn gehabt. Wenn der nicht da ist, muss es irgendjemand anderes übernehmen. Ich habe manchmal Vorschläge gemacht, aber tatsächlich ist das in erster Linie die hohe Kunst der Drehbucharbeit gewesen.
TVM: Das muss bestimmt auch ein bisschen schmerzhaft für dich gewesen sein, wenn dann eine wichtige Figur fehlt …
Sebastian Fitzek: Ja, aber sobald ich verstehe, warum jemand was macht, ist es für mich relativ leicht, auch loszulassen. Wenn mir zum Beispiel sagt: „Naja, wir müssen jetzt aus Klara aber eine 19-jährige Ballermann-Touristin machen“ und ich das Argument nachvollziehen kann, dann fällt es mir auch leicht.
TVM: „Der Heimweg“ ist nicht die erste Fitzek-Verfilmung von Amazon Prime Video. Worin siehst du die Vorteile im Vergleich zum Kino z.B.?
Sebastian Fitzek: Beim Kino in Deutschland sind die Realisierungschancen nicht ganz so hoch und die Qualität bei Streamern ist mittlerweile so gut, dass es fast wie ein Kinofilm ist. Ich würde mir wünschen, dass es mehr Genre-Kinos gibt, aber der Trend geht beim Kino ganz eindeutig zu Franchise-Sachen - alles, was Marvel ist oder ein Pixar-Film. Ganz selten ist es dann wirklich mal, dass ein Thriller überzeugt.
Insofern will ich das nicht ausschließen, wir haben das ja auch schon mit „Abgeschnitten“ im Kino gemacht. Prime ist ein Partner und von Projekt zu Projekt wird immer entschieden, wer der beste für das Projekt ist, und das muss man sagen, hat sich bei „Heimweg“ herauskristallisiert, dass es wirklich der beste Weg ist, um ein hochqualitatives Produkt möglichst vielen Menschen weltweit näherzubringen. Es ist so, dass es in 250 Ländern gleichzeitig startet und weltweit ausgespielt wird, also bin ich nicht nur in Deutschland, sondern auch aus dem Rest der Welt auf die Reaktionen gespannt.