Seit dem 5. Januar ist mit „ Die Totenfrau” eine neue deutsche Serie auf Netflix verfügbar. Wir haben mit Hauptdarstellerin Anna Maria Mühe über den neuen Streaming-Hit gesprochen.
Anna Maria Mühe (37) spielt in "Die Totenfrau", einer sechsteiligen Thriller-Serie basierend auf dem Bestseller des österreichischen Autors Bernhard Aichner, die Rolle der Bestatterin Blum. Im Interview erzählt sie, warum sie für die Story sogar mit echten Leichen arbeiten musste – und wie es mit einer zweiten Staffel aussieht.
!--endfragment-->Du bist in der Serie viel mit dem Motorrad unterwegs. Das hat so einen Lonely Rider Charakter – so ein bisschen wie ein österreichisch-deutsches Kill Bill. War das auch so gewollt? Hast du es auch so wahrgenommen?
Anna Maria Mühe: Nee, ich habe das jetzt schon ein paar Mal gehört, aber ich bin gar kein Fan von so merkwürdigen Vergleichen. Kill Bill war natürlich auch ein viel professionellerer Rachefeldzug, sag ich mal, als den, den die Blum jetzt durchführt bei der Totenfrau. Die Blum ist da ja so reingestolpert, die möchte halt den Mörder ihres Mannes finden, aber nimmt sich ja nicht vor, die Menschen umzubringen. Insofern ist das ein großer Unterschied.
Kannst Du dich denn ein bisschen mit Blum identifizieren? Sie ist eine sehr eigenständige, starke Frau, die alles alleine regeln möchte.
Anna Maria Mühe: Ja, das kann ich sehr gut nachvollziehen: Alles alleine regeln zu wollen, das kenne ich von mir auch. Sie ist auf jeden Fall auch ein totaler, intuitiver Bauchmensch, der ich auch bin. Aber alles andere ist mir dann doch zum Glück nicht fremd. Gott sei Dank!
Ich kann mir auch gar nicht vorstellen, dass man jeden Charakter, den man spielt, auch wirklich gerne hat. Wie ist das denn jetzt gewesen? Mochtest du Blum?
Anna Maria Mühe: Ja, und ich muss auch jeden Charakter mögen. Zumindest für die Zeit, in der ich ihn spielen soll. Nur wenn ich das tue, kann ich nachvollziehen, warum sie welchen Schritt tut. Und das muss ich, um das für mich vor mir glaubhaft und für euch wahrhaftig zu spielen. Ja, und die Blum mochte ich sehr. Ich fand sie super, ich fand sie wahnsinnig mutig und ich merke, dass sie ihr Herz auf der Zunge trägt und aus dem Bauch heraus entscheidet und damit irgendwie durch sämtliche Wände rennt. Fand ich eine unkonventionelle Frauenfigur, die mir äußerst viel Spaß bereitet hat.
Dabei ist sie ja sonst auch nicht so beliebt bei allen anderen.
Anna Maria Mühe: Aber das ist das Spannende für mich gewesen: Eine Figur zu spielen, die den Zuschauer auf eine Reise mitnehmen soll, über sechs Folgen richtig viel Scheiße baut und dabei noch teilweise unsympathisch ist. Und trotzdem schafft man es, den Zuschauer auf seine Seite zu ziehen. Das ist eine Gratwanderung, weil ich darf euch ja nicht verlieren. Das war das Schwierige, aber auch das Herausfordernde an der Rolle.
Die Filmszenen, die du da spielst, sind teilweise recht morbide. Du sprichst mit Leichen, du hantierst mit der Knochensäge. Wie war das für dich? Hast du dich da auch drauf vorbereitet?
Anna Maria Mühe: Das Schöne an solchen Situationen ist immer, dass das die lustigsten Szenen am Set sind, weil es für alle so absurd ist. Ich glaube, nur mit Humor kommt man da durch. Aber ich habe auch mit einer Bestatterin einen Tag zusammengearbeitet, habe ihr assistiert und alles, was ich in der Serie mache, auch an diesem Tag gemacht: die Leichenstarre lösen, die Ligaturnadel durch das Kinn ziehen und so weiter. Alles Sachen, die ich gelernt habe und an zwei echten toten Menschen durchführen durfte.
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Blum macht zwei recht traumatische Erlebnisse durch, einmal den Tod ihres Mannes, aber auch den Tod ihrer Eltern. Wie schafft Blum das, weiterzumachen?
Anna Maria Mühe: Es ist eine Entscheidung ist, die sie getroffen hat. Eine bewusste Entscheidung, die nicht sympathisch ist und auch kein feiner Charakterzug. Aber sie hat es entschieden und hat sich damit selbst gerettet.
Im Kern geht es um einen Rachefeldzug in der Serie. Ist es etwas, was du nachvollziehen kannst? Dieses Gefühl, dass man Gerechtigkeit durch Rache bekommt.
Anna Maria Mühe: Als Schauspielerin? Ja, weil das macht es für mich facettenreich. Als Anna natürlich absolut nein. Es gibt keinen Rachefeldzug, den ich legitimieren würde. Ja, aber ich sage mal so: Es gibt bestimmt Rachegefühle oder Momente, die man sich auch mal erlauben darf. Mit sich selbst, im kleinen, stillen Kämmerlein, aber niemals außen.
Wie war es, vor so einer Kulisse zu drehen? Mitten in den Bergen und im österreichischen Hinterland?
Anna Maria Mühe: Ich habe schon mal in Österreich gedreht, aber noch nie in den Bergen. Es gibt eine Szene, auf 3000 Meter Höhe – das ist schon physisch wirklich sehr anstrengend, man wird kurzatmig und dann war hatten wir auch noch diesen unfassbaren Schneesturm an dem Tag. Der peitschte uns nur so ins Gesicht. Und es war wirklich hart, einen langen Dialog zu spielen. Aber das macht natürlich auch was mit einem. Das heißt, man muss bestimmte Dinge gar nicht erst herstellen, weil die Naturgewalt ist schon so groß und so da und sie macht so eine Grundstimmung, ja überträgt sich da sofort auf einen, dass man gar nicht so viel dafür sorgen muss, dass es da ist.
Was macht die Serie deiner Meinung nach besonders und sehenswert?
Anna Maria Mühe: Ich glaube, dass die Serie schafft, dass man als Zuschauer*in – genau wie die Blumen selbst – wie eine Schraube immer weiter rein gedreht wird. Man hat auch kaum Momente, um durchzuatmen. Trotzdem lebt die Serie von tollen Situationen und Momenten. Und wenn man Lust hat auf Thriller, wenn man einen Gerechtigkeitssinn hat, dann ist man bei der Blum an der richtigen Stelle.
Wie sieht es aus mit einer zweiten Staffel?
Anna Maria Mühe: Die Macher stehen in den Startlöchern und hätten Lust.
Interview: Julia Mähl
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