Am 8. April startet in Deutschland bei RTL II die fünfte Staffel von "Prison Break". Im Interview verriet uns "Lincoln" Dominic Purcell schon jetzt mehr über das Finale...
ACHTUNG SPOILER! Wer die erste Folge von "Prison Break"-Staffel 5 erst noch sehen muss - weiterlesen auf eigene Gefahr! Hier erfahrt ihr mehr über die Sendezeiten und den Inhalt der neuen Season.
Seine Haare ist noch immer kurz rasiert, fast kahl. Eine große Narbe verläuft schräg über den vorderen Bereich seines Schädels. Sein Blick ist genauso ernst wie das letzte Mal als wir ihn gesehen haben (an einem Strand im vierten Staffelfinale) - nur die Art und Weise wie Dominic Purcell entspannt auf dem cremefarbenen Sofa in diesem Hotelzimmer sitzt, will nicht so recht passen zu dem Bild, das wir von "Lincoln Burrows" haben. Dem Bruder von Michael Scofield, dem die ständige Flucht und Sorge um seine Familie und Freunde nach vier Staffeln ins Gesicht geschrieben war. Nun ist der inzwischen 47-Jährige nach acht Jahren wieder in diese Rolle geschlüpft.
Wir treffen ihn zum Interview in Berlin und sprechen mit ihm über die fünfte "Prison Break"-Staffel, über seine Erfahrungen mit der Polizei und wie die Chancen für Staffel 6 nach dem Finale stehen.
Wie ist es, wieder Lincoln Burrows zu sein?
Es ist toll, es ist wirklich aufregend zurück zu sein und den Charakter zu spielen, den ich für so viele Jahre gespielt habe. Alle wiederzusehen und mit ihnen rumzuhängen war toll. Wir haben uns alle sehr schnell wieder eingefunden.
Hattest du Schwierigkeiten, dich in die Rolle wieder hineinzuversetzen?
Nein, es war überraschend einfach und natürlich. Ich habe mit Lincoln so viele Jahre gelebt, er ist ein Teil von mir. Ihn nun wieder zu spielen, war daher überhaupt nicht schwierig.
Wie hat er sich im Laufe der Zeit geändert?
Ja, seit dem Tod seines Bruders ist er in eine Art Abwärtsspirale geraten. Sein Leben ist sehr schmerzhaft geworden. Er kämpft schon lange damit, das Ganze zu verarbeiten und zu überleben.
Lincoln scheint sich nicht aus Ärger heraushalten zu können...
Ja, er ist der Typ Mann, der sich kontinuierlich mit seinen Dämonen herumschlagen muss. Er ist auf der Straße aufgewachsen, er hat einen ganz anderen Weg eingeschlagen als Michael. Also ist alles, was er kennt, wie man auf der Straße überlebt – also wählt er diesen Weg wieder, nachdem Michael tot ist.
Inwiefern ändert sich das, als er merkt, dass Michael lebt?
Als er herausfindet, dass sein Bruder doch noch am Leben ist, schöpft er wieder Hoffnung und das gibt ihm einen Fokus – seinen Bruder wieder zurückzubekommen. Nun haben sich die Seiten getauscht: Nun ist Lincoln an der Reihe, seinen Bruder zu retten.
Michael hat sich sehr geändert. In einer Szene erklärt Jacob, der Ehemann von Sara, Michael könne nur glücklich werden, wenn er andere manipuliert – und sieht, wie seine Pläne aufgehen. Ist da etwas Wahres dran? Ich muss nämlich zugeben, dass Michael anfangs sehr unsympathisch rüberkommt...
Nein, ich glaube nicht, dass es stimmt, was Jacob sagt. Es ist natürlich eines der Geheimnisse dieser Staffel, was mit Michael passiert ist und warum er ist, wie er ist... Also musst du wohl warten, bis es in der Serie aufgelöst wird (lacht).
Lincoln ist wiederum echt geschockt, als er auf Michael trifft und dieser völlig verändert ist. Einerseits glaubt Lincoln nicht, dass Michael nicht mehr der Mensch ist, der er war. Andererseits schleichen sich auch Zweifel ein, ob sein Bruder vielleicht einer Gehirnwäsche unterzogen wurde... Das hält ihn nicht davon ab, Michael koste es, was es wolle, aus dem Gefängnis befreien zu wollen.
Die Geschichte der beiden Brüder fortzuführen – fühlt sich das Ganze nun rund an?
Die Figuren haben sich weiterentwickelt, sind erwachsener geworden, daher kann man vielleicht nicht sagen, dass sich der Kreis geschlossen hat, aber es war ein interessantes Abenteuer für alle Figuren. Natürlich spielen da auch unsere eigenen Erfahrungen mit hinein. Auch wir sind älter geworden und haben Entscheidungen getroffen, was sich auch in unseren Figuren widerspiegelt. Lincoln, Michael und Co. sind älter geworden. Ich persönlich fühle mich heute viel geerdeter, wenn ich Lincoln spiele. Das letzte Mal, als ich ihn gespielt habe, habe ich mich gejagt gefühlt, jetzt bin ich ein alter Mann (lacht). Das hat sich also ziemlich geändert (lacht).
Was ist bei dieser Staffel anders als den anderen?
Sie hat alles, was auch die anderen Staffeln ausgezeichnet hat: Drama, Action, Intrigen, Hinweise... Sie spielt immer noch der „Prison Break“-Welt, aber sie hat sich neu erfunden: Jetzt sind wir globaler, "Prison Break" spielt nicht mehr in Amerika, es spielt auf der ganzen Welt. Das ist wahrscheinlich ein Teil davon, dass „Prison Break“ so ein internationales Phänomen geworden ist. Es ist gewachsen...
Gefällt dir diese Staffel besser als die ersten?
Ich denke, es ist ziemlich schwer, die fünfte mit der ersten Staffel zu vergleichen. Die erste Staffel war klassischer. Aber ich finde, sie sind auf einem Level... Die fünfte Staffel ist auf neun Episoden zusammengestaucht, die Intensität der Serie ist also genauso dramatisch wie die erste Staffel. Und sie hat sich neu erfunden, indem sie so international geworden ist.
Die fünfte Staffel spielt im Jemen, einem Kriegsgebiet, gebeutelt von IS. Soll „Prison Break“ eine politische Botschaft vermitteln?
Wir haben es nicht beabsichtigt, aber da die Handlung im Jemen spielt, haben wir den Terrorismus in die Geschichte mitaufgenommen. Es ist die Kulisse, vor der die neue Staffel spielt.
Ist es für dich spannender, weil du Michael nicht nur helfen musst, aus dem Gefängnis auszubrechen, sondern auch aus dem Land?
Es gibt verschiedene Arten von Gefängnis. Es gibt das eigentliche Gefängnis, du hast das Land, das ein Gefängnis darstellt, und du hast den Geist, der ebenfalls ein Gefängnis ist. Drei Gefängnisse auf einmal, die in dieser Staffel eine Rolle spielen. Insofern – ja, es ist wirklich spannend!
Kannst du einen Hinweis darauf geben, ob Michael und Lincoln es unbeschadet aus dem Land schaffen?
Ähm... (zwinkert, räuspert sich und lacht)
Lincoln stolpert von einem Ärgernis ins nächste. Wie sieht es mit dir aus – hattest du schon einmal Ärger mit der Polizei?
Als ich jünger war, hab ich einige Kratzer von der Polizei abbekommen (lacht). Es war nichts wirklich Gefährliches oder Ernsthaftes. Es könnte allerdings sein, dass ich schon in eine Zelle gesperrt wurde, weil ich betrunken war (überlegt gespielt und lacht). Das ist wahrscheinlich normal für jemanden, der in Australien aufwächst (lacht)! Du gehst in einen Pub, gerätst in eine Schlägerei und wirst über Nacht in eine Zelle gesperrt, um wieder runterzukommen... Nichts Ernstes also (lacht)!
Wie würdest du aus dem Gefängnis ausbrechen, wenn du es müsstest?
Ich würde den Gefängnischef k.o. schlagen und dann entspannt in seinen Klamotten und mit dem Schlüssel in der Tasche durch die Eingangstür den Knast verlassen (lacht).
Wem aus eurem Cast würde das im wahren Leben am ehesten gelingen?
Puh, schwere Frage! Ich wäre es auf jeden Fall nicht (lacht) – oder Wentworth [Miller aka Michael], nur, um das mal klarzustellen (lacht)! Wir sind ja auch nur Schauspieler, die vorgeben, etwas zu sein, das sie nicht sind (lacht).
Hast du eine Szene, an die du ganz besondere Erinnerungen hast?
Da gibt es wirklich viele! Allerdings weiß ich noch genau, welche Szene mir am schwersten gefallen ist: In der ersten Staffel gab es einen Moment, in dem Lincoln auf den elektrischen Stuhl gesetzt wurde und gleich umgebracht werden sollte. Das war sehr aufwühlend und intensiv, die Erinnerung daran geht mir immer noch nah...
Wie bereitest du dich auf solche Szenen vor?
Ich gehe nicht methodisch vor, ich spiele eher intuitiv und fange einfach an, sobald der Regisseur „Action“ ruft. Keine besonderen Tricks also (lacht)!
Bei den Dreharbeiten zu Staffel fünf im vergangenen Jahr, hast du dich schwer verletzt...
Ja, die große Narbe von damals ist immer noch gut auf meinem Kopf zu sehen! Eine riesige Eisenstange ist aus sechs Metern Höhe heruntergefallen, hat mich am Kopf getroffen, meinen Schädel zertrümmert und meine Nase drei Mal gebrochen. Ich hatte Glück im Unglück! Der Arzt meinte, das wäre meiner dicken Haut zu verdanken (lacht). Nach anderthalb Wochen war ich wieder zurück am Set – obwohl mir der Arzt sechs Wochen Pause verordnet hat!„Prison Break“ ist ein besonderes Projekt für mich, davon hätte mich nichts abhalten können! (lacht)
Wird es eine sechste Staffel geben?
Es ist natürlich eine Möglichkeit! Staffel fünf würde es hergeben, da das Ende offen ist. Wentworth, ich und der Autor Paul sind auf jeden Fall offen für Staffel sechs! Aber dafür müssen die Bedingungen stimmen: Der Cast muss Zeit haben, das Drehbuch muss gut sein und es muss wieder ein internationaler Hit werden. Bis das alles nicht gegeben ist, werden wir auch keine sechste Staffel drehen.
Wärst du auch ohne die sechste Staffel mit dem Finale aus Staffel fünf zufrieden? Ist es das „perfekte Ende“?
Ich weiß, was das perfekte Ende ist – aber das verrate ich nicht (lacht)!
von Sophie Piper