Er hebt nur im Film ab: Alden Ehrenreich tritt in "Solo: A Star Wars Story" in die riesengroßen Fußstapfen von Harrison Ford und entführt uns in die Vergangenheit unseres liebsten "Star Wars"-Draufgängers. Was ihn zur Sternenkrieger-Saga getrieben hat und wie er mit den Gerüchten um die chaotischen Dreharbeiten aufräumt, verriet er uns im TVMovie.de-Interview.
Text & Interview: David Rams
Schon in Kürze wird seinen Namen nicht nur jeder "Star Wars"-Fan kennen, sondern womöglich die gesammte Kinowelt: Doch die Aufregung ist Alden Ehrenreich beim Interview-Termin zu "Solo: A Star Wars Story" in Berlin überhaupt nicht anzumerken. Ehrenreich hat im Alter von 28 Jahren bereits mit den ganz großen Regisseuren Hollywoods zusammengearbeitet, u.a. mit "Der Pate" Regisseur Francis Ford Coppola oder den Coen-Brüdern. Mit der Hauptrolle in „Solo: A Star Wars Story“ hat sich der Darsteller die wohl begehrteste Rolle des Kino-Universums gesichert: Wer würde nicht gerne in die gigantischen Fußstapfen von Harrison Ford treten?
Doch für Ehrenreich ging es gar nicht darum, dass geliebte Original so gut wie möglich zu kopieren,sondern eine eigene Interpretation des „Star Wars“-Lieblings zu finden. Die Produktion von „Solo: A Star Wars Story“ sorgte vor allem durch den Wechsel von Phil Lord und Chris Miller auf den Regiesessel für jede Menge Schlagzeilen. Im Interview äußerte sich Ehrenreich nicht nur offen zu den Gerüchten um einen Schauspielcoach am „Solo“-Set, sondern verriet uns selbstverständlich auch, welche „Star Wars“-Figur er als Kind nachgespielt hat.
TVMovie.de: Was erwartet die Fans in "Solo"?
Alden Ehrenreich: "Dieser Film ist so etwas wie die Biografie einer fiktionalen Figur. Nicht nur wann und wo „Han Solo einzelne Figuren im "Star Wars"-Kanon trifft, sondern vor allem, was seine Beweggründe sind. Und wie er letztendlich auch zu dem Han Solo wird, den wir alle kennen und lieben. Ein Teil der Faszination von 'Solo' liegt eben auch darin zu sehen, wie sich alle Puzzleteile langsam zusammenfügen."
Jeder "Star Wars"-Film behandelt einen anderen Teil dieses großen Film-Universums. Wie würdest du den Schauplatz von "Solo" beschreiben?
"'Solo' setzt die Tradition dieser Filme fort und zeigt sehr unterschiedliche Welten dieses riesigen Universums. Manche haben ein Western-Feeling, andere eher ein Noir-Feeling. Weil es eben Han Solo ist, bekommt man quasi diese Erweiterung der "Cantina"-Szene aus "Krieg der Sterne" serviert. Das war immer einer meiner Lieblingsteile des "Star Wars"-Universums: Diese verruchte und dunkle Schmuggler-Welt."
Hast deinen Vorgänger Harrison Ford getroffen? Was für einen Rat hat er dir gegeben?
"Harrison und ich hatten ein Abendessen zusammen und haben dabei sehr viel über seine Karriere gesprochen. Er war unglaublich liebenswürdig und unterstützend. Über die Rolle haben wir nicht so viel geredet. Er hat mir nur einen Rat gegeben: 'Wenn jemand fragen sollte, sag Ihnen einfach, dass ich dir alles gesagt habe, was du wissen musst und du darüber nicht sprechen darfst.'"
War die Schwierigkeit eher einen eigenen Zugang zu „Han Solo“ zu finden oder so nah wie möglich an das Original heranzukommen?
"In erster Linie geht es um eine glaubhafte Spielfilmfigur. Han Solo ist der Protagonist in einem Film und er soll sich natürlich wie eine echte Person anfühlen. Es muss eine Figur sein mit der man mitfiebert und die etwas durchmacht. Gleichzeitig gibt es natürlich den Aspekt der Kontinuität: Natürlich sollen die Zuschauer glauben, dass dieser "Han Solo" irgendwann die ikonische Figur werden könnte, die sie kennen und lieben. Wir treffen ihn allerdings zu einem ganz anderen Zeitpunkt in seinem Leben. Ich würde mir wünschen, dass sich die Zuschauer nach wenigen Minuten nicht mehr damit auseinandersetzen, ob er dem großen Vorbild ähnelt, sondern ihn als eigenständige Figur wahrnehmen."
"Star Wars"-Fans sind eine ziemlich harte Jury. Hast du Angst vor deinem eigenen Urteil?
"George Lucas hat bei einer Rede vor dem AFI in Los Angeles einmal gesagt: "Wenn du keine Kritiken liest, existieren sie auch nicht." Das spiegelt auch mein Gefühl wieder. Natürlich hoffe ich, dass die Fans den Film sehen und begeistern sind, aber es liegt letztendlich nicht in meiner Hand."
Also stöberst du nachts nicht in Star Wars-Foren herum, um zu sehen, was die Leute von dir denken?
"Das wäre wahrscheinlich fatal (lacht). Aber wie bei vielen anderen Dingen bin ich der Meinung, dass die Meinungen im Internet nicht unbedingt die Mehrheit widerspiegeln. Oft finden sich die Aussagen von Leuten, die deutlich mehr Aufmerksamkeit wollen oder sich lautstark äußern möchten. Meine Erfahrung mit "Star Wars"-Fans ist äußerst positiv: Vor zwei Jahren war ich auf der "Star Wars"-Convention und war unfassbar berührt davon, wie enthusiastisch die Leute von den Filmen sind. Es ist eine richtig tiefe Liebe für die Materie, die meist von Generation zu Generation weitergegeben wird. Dass ich jetzt ein Teil davon sein darf und Menschen möglicherweise dazu animiere ihre Kinder mit ins Kino zu nehmen, ist etwas sehr Spezielles und macht mich unglaublich stolz."
Wie sah deine erste Begegnung mit "Star Wars" aus?
"Ich war ca. fünf Jahre alt, als ich das erste Mal einen "Star Wars"-Film sah. Ich hatte danach natürlich das komplette Spielzeug und auch ein Lichtschwert. Ich habe die Filme geliebt und mit Freunden nachgespielt. Ich erinnere mich noch lebhaft an das Gefühl, wenn Han Solo in "Krieg der Sterne" plötzlich zurückkommt und Luke rettet. Das war meine Einführung in die "Star Wars"-Welt."
Was war deine Lieblingsfigur?
"Als Kind war es definitiv Han Solo. Natürlich mochte ich auch Luke Skywalker und hatte sein Lichtschwert. Neben den beiden ist mir über die Jahre auch Yoda ans Herz gewachsen."
Wie schwierig ist es am "Star Wars"-Set das innere Kind zu zügeln?
Extrem schwierig (lacht). Diese Filme sind genau in dieser Hinsicht die ultimative Erfahrung. Jeden Tag ist man an einem neuen, gigantischen Set mit jeder Menge Aliens und praktischen Effekten. Als ich am Steuer des Millenium Falcons saß, war vor mit ein Monitor, der Sterne und den Weltraum projiziert. Jeder Drehtag ist wie eine neue ultimative Disney-Traumwelt.
Hast du irgendwelche Requisiten mitgehen lassen?
"Nein. Zumindest nichts, worüber ich reden könnte... (grinst)."
Was ist der große Unterschied zwischen dem jungen und dem alten Han Solo?
"In unserem Film ist Han Solo ein ziemlicher Idealist. Er wächst in einer sehr schwierigen Lage und einem harten Umfeld auf – kein Einzelfall im Star Wars-Universum. Er träumt von einem besseren Leben - mit Abenteuern und Freiheit. Wie diese Offenheit und dieser Idealismus mit dieser harschen Realität in 'Solo' interagieren, ist einer der wichtigsten Aspekte des Films."
Der Film hat im Vorfeld auch einige negative Schlagzeilen produziert, vor allem mit dem vorzeitigen Aus von Phil Lord und Christopher Miller. Wie hast du den Wechsel auf dem Regieposten erlebt?
"Ich bin ein großer Fan von Phil Lord und Chris Miller. Sie haben mich schließlich gecastet und wir hatten eine sehr gute Zusammenarbeit am Set. Meinen Eindrücken nach hatten sie wirklich eine andere kreative Vision für den Film als die Verantwortlichen. Natürlich war ich traurig, als sie dann gehen mussten. Ich war auch enttäuscht, dass die erste Version des Films nicht geklappt hat.
Als ich dann erfahren habe, dass Ron Howard den Film übernimmt, hat mich das unglaublich ermutigt. Nicht nur, weil er ein großartiger Regisseur ist, sondern weil er den Ruf hat sehr verständnisvoll und feinfühlig zu sein beim Dreh. Er war sehr aufmerksam genau zu jener Zeit, in der es sehr wichtig war, dass jemand aufmerksam ist. Er hatte nur eine Woche Zeit sich vorzubereiten und hat es einfach durchgezogen und war ein großartiger Leader.
Ron hat sich wohl selbst darüber gewundert, wie mühelos er den Ton von "Star Wars" adaptieren konnte. Das ist wirklich nicht einfach, weil es ein extrem schwieriger Spagat zwischen Humor, Action, Aufrichtigkeit, Tragödie, Gefahr usw. ist. Doch Ron hat von Anfang an die "Star Wars"-Sprache gesprochen."
Wie schwer fällt es dir normalerweise dich auf neue Regisseure einzulassen?
"Bevor wir gedreht haben, konnte ich mit Ron schon reden und er hat mich von Anfang an unterstützt und ermutigt einfach so weiterzumachen wie bisher. Deshalb habe ich darauf vertraut, dass wir der gleichen Meinung sein würden. Aber natürlich ist es auch für mich ein Lernprozess, weil es gefühlt so etwas wie eine arrangierte Hochzeit war. Normalerweise arbeite man mit den Menschen zusammen, die einen auch ausgewählt bzw. gecastet haben usw. Letztendlich war es für mich aber ebenso erfüllend und speziell, wie meine bisherigen Arbeiten mit anderen Regisseuren."
Du hast ja schon mit einigen sehr berühmten Regisseuren zusammengearbeitet. Sind sie das wichtigste Kriterium, wenn du eine Rolle annimmst?
"Auf jeden Fall. Ich hatte bisher einfach unfassbares Glück mit diesen unglaublichen Leuten arbeiten zu können. Am Anfang steht natürlich diese Aufregung im Mittelpunkt. Was dann allerdings besonders erfüllend ist, ist die Tatsache ca. drei Monate mit ihnen arbeiten und etwas erschaffen zu können. Zu sehen, warum sie diesen unglaublichen Status haben und wie genau sie arbeiten. Diese Ausbildung ist eine der großen Freuden an meiner Arbeit."
Was ist eigentlich an den Gerüchten dran, dass dir ein Acting-Couch mitten im Dreh an die Seite gestellt werden musste?
"Das wurde irgendwie missverstanden. Wahrscheinlich, weil es eine nette Geschichte ergeben hat. Phil und Chris arbeiten schon seit vielen Jahren mit einem Schauspielcoach. Sie war auch bei 'Solo' dabei. Bei Filmen dieser Größenordnung wird oft ein Schauspielcoach gebraucht. Es war also nicht ganz so, wie es in der Presse dargestellt wurde."
Du wirkst relativ entspannt, was deinen Auftritt im "Star Wars"-Universum angeht. Spürst du überhaupt Druck?
Natürlich (lacht). Den größten Druck hatte ich allerdings vor dem Dreh. Mit der Unterschrift sagt man natürlich auch „Ja“ zu dem kompletten Paket. Man ist nicht fertig, wenn der Film nach ein paar Monaten abgedreht ist, sondern das Drumherum bleibt. Für mich ist es wichtig bewusst Ja zum kompletten Erlebnis zu sagen. Als ich bei den Vorsprechen war, habe ich mir bewusst Gedanken gemacht, um sicherzugehen, dass ich das wirklich machen möchte und nicht nur, weil jeder mir klarmachen würde, dass ich ein Wahnsinniger bin, weil ich mir diese Chance habe entgehen lassen.
Wie bereitest du dich auf den Ruhm vor, der definitiv kommen wird?
"Eigentlich gibt es keinen Weg sich darauf vorzubereiten. Ich war im Umfeld von einigen Menschen, die nicht mehr unerkannt in ein Restaurant gehen konnte. Und trotzdem wirkt es für mich so total ungreifbar. Harrison Ford hat mir im Gespräch verraten, wie hart es für ihn war diese Anonymität zu verlieren. Und ich kann das total nachvollziehen. Gleichzeitig bin ich gut mit Daisey Ridley befreundet, die eigentlich keine Probleme hat, wenn sie eine Straße entlanggeht. Ich lasse alles einfach auf mich zukommen."
"Solo: A Star Wars Story" startet am 24. Mai 2018 in den deutschen Kinos. Den letzten Trailer zu "Solo: A Star Wars Story" seht ihr hier: