In „The Narrow Road to the Deep North“ ist Jacob Elordi als Kriegsgefangener im Zweiten Weltkrieg zu sehen – eine eindrückliche Serie, die lange nachhallt.
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Bereits mit seinen Rollen in der Emmy-prämierten Serie „Euphoria“ und seiner Interpretation von Elvis im Biopic „Priscilla“ hat Jacob Elordi deutlich gemacht, dass er seinem Image als Teenager-Schwarm längst entwachsen ist. Doch spätestens mit „The Narrow Road to the Deep North” verabschiedet sich der Australier von der seichten Unterhaltung, die ihn groß gemacht hat – und das ist auch gut so.
„The Narrow Road to the Deep North“ erzählt Geschichte eines australischen Kriegsgefangenen
Die Serie, die diesen Sommer exklusiv bei WOW und Sky zu sehen sein wird, basiert auf dem gleichnamigen Roman von Richard Flanagan und wurde von dem australischen Regisseur Justin Kurzel umgesetzt. Die Geschichte zeigt das Leben des Medizinstudenten und späteren Kriegsgefangenen Dorrigo Evans in drei Zeitebenen. Wir lernen Dorrigo zunächst kurz vor seiner Zeit als Soldat im Zweiten Weltkrieg kennen. Der Student verlobt sich mit seiner aus wohlhabendem Hause stammenden Freundin (Olivia DeJonge), sehnt sich aber eigentlich nach Amy (Odessa Young), der Frau seines Onkels Keith (Simon Baker).
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1943 dann ist aus dem ziellosen, jungen Mann ein Kriegsgefangener geworden, der mit anderen Soldaten in Thailand vom japanischen Militär dazu gezwungen wird, die Burma Eisenbahn zu bauen. 1989 – nun wird Dorrigo von Ciaran Hinds gespielt – hat der mittlerweile erfolgreiche Chirurg noch immer mit den grausamen Erfahrungen an den Krieg zu kämpfen und flüchtet sich in den Erinnerungen an bessere Zeiten.
Kunzel gelingt es in „The Narrow Road to the Deep North“, die verschiedenen Ebenen mühelos miteinander zu verbinden. Das liegt vor allen Dingen an dem großartigen Schauspiel von Jacob Elordi und Ciaran Hinds, die der Hauptfigur trotz der verschiedenen Lebensphasen den ähnlich schwermütigen Blick verleiht und so äußerliche Unähnlichkeiten ausmerzt.
Liebesgeschichte trifft auf Kriegsgräuel
In der Miniserie verbindet sich die Geschichte einer tragischen Liebesgeschichte mit der erschreckenden Brutalität des Krieges. Liebe und Leiden liegen so nah beieinander, dass das Publikum ein Wechselbad der Gefühle erlebt. In einem Moment tanzen Dorrigo und Amy ausgelassen in einer Bar, im anderen Moment wird der Soldat Zeuge der Grausamkeit des japanischen Majors. Dass die Liebesbeziehung trotz der deutlich emotionaler aufgeladenen Kriegsszenen ihre Wirkung nicht verfehlt, liegt besonders an der Chemie zwischen Jacob Elordi und seiner Spielpartnerin Odessa Young, die sich neben der unbestreitbaren Präsenz ihres Co-Star behaupten kann.
Vor allem Justin Kurzels Liebe zum Detail ist es zu verdanken, dass die Miniserie visuell herausragend ist. Während die Welt seiner Hauptrolle vor dem Krieg in den Brauntönen noch eine gewisse Wärme ausstrahlt, geht sie im thailändischen Urwald in ein dunkles Grün über. Jahrzehnte später findet sich Dorrigo in einer grau-kargen Realität wieder.
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Serien und Filme über den Zweiten Weltkrieg gibt es viele, trotzdem weiß „The Narrow Road to the Deep North“ zu berühren. Wir ahnen zwar, wie aus dem jungen Medizinstudenten der von den Ereignissen gezeichnete Chirurg wird, der seine Gefühle hinter einer Maske versteckt. Dennoch wollen wir seine Geschichte erleben – auch, wenn das ganz schön schmerzhaft werden dürfte…
Wir haben die ersten beiden Folgen von „The Narrow Road to the Deep North“ bei der 75. Berlinale gesehen. Hierzulande werden Sky und WOW die Serie im Sommer zeigen, einen genauen Starttermin gibt es noch nicht.