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Kino

"Auerhaus": Damian Hardung im Interview | "Ich lebe noch viel tiefer!"

Der Kinofilm "Auerhaus" schwelgt zwischen Lebens- und Todeslust: Damian Hardung spielt den Protagonisten Höppner, der seinen Freund Frieder in einer schwierigen Lebenslage begleitet. Wir haben mit dem "Club der roten Bänder"-Star über seine neue Rolle gesprochen!

Damian Hardung
"Auerhaus": Damian Hardung im Interview | "ich lebe noch viel tiefer" Foto: Alexander Lackmann

Selbstfindung, Depressionen und der letzte Ausweg: Suizid – Der Kinofilm "Auerhaus" behandelt ein Thema, das nicht glorifiziert werden sollte. Ein Thema, das Fragen aufwirft, zum Nachdenken anregt und den Zuschauer mit den Schattenseiten des Lebens konfrontiert. Doch die gleichnamige Romanverfilmung strotzt gleichzeitig nur vor Lebensenergie, jugendlicher Leichtigkeit und bringt den schmalen Grat zwischen Leben und Nicht-Leben in die Kinos. TVMovie Online hat mit dem Protagonisten Damian Hardung über die Erfahrungen am Set gesprochen und wie er selbst mit dem Thema Suizid umgeht.

Wer meint, dass mit "Auerhaus" ein typisches Dezember-Drama in Kinos startet, der hat falsch gedacht. Nachdem sich ihr Klassenkamerad Frieder (Max von der Groeben) versucht hatte das Leben zu nehmen, kämpfen sechs Jugendliche darum das "Hier und Jetzt" zu genießen. Sie schöpfen das Leben in vollen Zügen aus, feiern Partys und verlieben sich. Zusammen entscheidet sich die Gruppe in das alte Elternhaus von Frieder zu ziehen und sich dem Alltag zu stellen: Gemeinsam, mit allen Ängsten und Freuden, die das Leben mit sich bringt. Im Fokus steht aber vor allem die ungleiche Freundschaft zwischen Höppner (Damian Hardung) und Frieder.
 

Max von der Groeben und Damian Hardung
Frieder (links) und sein Kumpel Höppner (rechts) Foto:Warner Bros

TVMovie Online: Du schreibst auf Instagram, dass dir "Auerhaus" sehr viel bedeutet hat. Wieso genau ist der Film für dich ein Herzensprojekt?

Damian Hardung: "Was den Film für mich zu einem Herzensprojekt macht ist die Tatsache, dass der Film bei seinen Figuren bleibt. Es ist kein Film, der sich auf einen Plot festlegt, indem es einen klaren Bösewicht gibt. Stattdessen bleibt er immer bei der emotionalen Reise der Jugendlichen. Als Zuschauer fiebert man mit ihnen mit – und wie sie mit dieser Verantwortungsfrage umgehen. Und er wirft spannende Fragen auf: Kann ich eigentlich etwas dafür, wenn sich mein bester Freund umbringt? Wie kann ich ihm trotzdem Lebensfreude geben? Und wie behalte ich meine? Das sind auch Fragen, die den Zuschauern indirekt gestellt werden. Wirklich nah bei einer Person zu sein, gibt einem selbst die Möglichkeit sich im Spiegel zu betrachten und sich selbst zu konfrontieren!"

In einem Film mitzuspielen, der von Suizid handelt, stelle ich mir nicht einfach vor. Wie war deine erste Reaktion, als du das Drehbuch in der Hand hattest? 

DH: "Ich hatte lange nicht ein so gutes Drehbuch gelesen und mir war direkt bewusst, dass ich dieses Projekt machen möchte. Bevor ich mich dann mit der Regisseurin Neele getroffen habe, habe ich die Buchvorlage gelesen. Und ja, es geht um Suizid, ja, es geht um Depressionen aber gleichzeitig geht es auch darum, wie Menschen lernen zu sich zu stehen. Der Film erklärt nicht, wie jemand depressiv wird oder warum er sich umbringt. Es wäre zu einfach, wenn wir jetzt ein Schema dafür entwickeln würden und mutmaßen, was Depressionen auslösen kann. Stattdessen begleiten wir junge Menschen auf dieser Reise und sagen: 'So ist das bei denen passiert. Und diese Schlüsse haben sie daraus gezogen.' Das ist unglaublich kraftvoll."

Konntest du dich mit "Höppner" identifizieren? Und welche Szenen fielen dir besonders schwer?

DH: "Es gibt die Theorie, dass Charakterausprägungen nur den individuellen Umgang mit Angst widerspiegeln. Höppner ist jemand, der, wenn er Angst hat und zum Beispiel in einem Raum ist, niemals einfach vom Tisch aufstehen würde zur Begrüßung. Er würde erst einmal sitzen bleiben und abwarten, was passiert. Ich persönlich gehe damit ganz anders um und gehe dann eher in die Gegenreaktion: Ich stehe auf, bin laut, um die Angst sofort zu überspielen. Im Grunde sind die gleichen Muster da. Er lernt im Laufe des Films zu seinen eigenen Impulsen zu stehen und das ist eine schöne Botschaft."  

Der Zuschauer weiß zwar, dass Frieder sterben wird und wartet quasi angespannt darauf. Wie muss man sich die Stimmung am Set vorstellen - besonders beim Dreh dieser ernsten Szene?

DH: "Der Dreh der Szene, bei der Höppner ihn letztendlich findet, war unglaublich emotional. Ich bin froh, dass Neele (Anm.: Die Regisseurin) die Szene in einer einzigen Einstellung belassen hat. Es war ein unglaublich trauriger und gleichzeitig auch kraftvoller Moment am Set. Jeder von uns hat spätestens da gespürt, wie wichtig es ist, diese Geschichte zu erzählen."

Hat sich dein Verständnis gegenüber diesem Thema verändert?

DH: "Mir ist bewusst geworden, wie komplex dieses Thema ist. Es gibt eben kein Schema für Suizid und Depressionen. Und sie machen auch nicht vor einer bestimmten Schicht halt. Es gibt nicht den Menschen, der depressiv wird. Sonst wäre es für uns auch ganz einfach das zu erkennen und es zu behandeln.“

Welche Maßnahmen habt ihr ergriffen, um euch auf diese Thematik vorzubereiten?

DH: "Ich habe die Vorlage mehrmals gelesen. Das Buch ist aus der Sicht von "Höppner" geschrieben. Und tatsächlich ist das auch eine Herausforderung: Denn zu uns Schauspielern wird oft gesagt: ‚Das Schwierigste am Schauspielen sind jene Passagen ohne Dialog oder wenn der Dialog endet.‘ Und dann selbst diesen inneren Monolog zu schaffen, der von keinem Autor geschrieben wird – das ist eine große Aufgabe! Ich war sehr froh, dass mir das Buch schon sehr viel von den Gedanken und den Zweifeln mitgeben konnte, von denen Höppner geplagt wird."

Ihr wirkt untereinander sehr vertraut. Hat euch der Dreh als Team zusammengeschweißt?

DH: "Wir haben den Film mitten in der Pampa gedreht, irgendwo in Hessen. Und das Schöne an solchen Projekten ist die Tatsache, dass man zusammen eine Reise macht und als Team schließlich zusammenwächst. Das größte Geschenk war es aber mit Neele, unserer Regisseurin, zusammenzuarbeiten, die so eine feinfühlige Art und Weise hat."

Als Zuschauer stellt man sich immer wieder die Frage: Was könnte ich tun, um einem Freund zu helfen, der suizidgefährdet ist? Was wäre Höppners Ansatz?

DH: "Einfach da zu sein. So banal das klingt. Es gibt kein Geheimrezept. Wenn es das gäbe, dann müssten wir diesen Film nicht drehen, weil Frieder sich nicht umgebracht hätte. Einfach für jemanden da sein und mit ihm diese Reise gehen und ihm in seiner Entscheidungsfindung helfen. Mehr kann man nicht tun, denn am Ende ist es seine Entscheidung. Aber wenn jemand aus freien Stücken ohne psychische Erkrankung einfach keine Lust aufs Leben hat – das akzeptieren zu lernen, ist eine unglaubliche Herausforderung für alle Beteiligten." 

Trotzdem regt der Film natürlich zum Nachdenken an. Man muss ihn erst einmal verdauen. Welches Gefühl bleibt bei dir nach dem Dreh und dem ersten Screening des fertigen Films allen anderen voran zurück?

DH: "Ich persönlich war unglaublich dankbar, dass ich diesen Film machen durfte und dass ich mit dieser Geschichte an die Öffentlichkeit gehen darf. Ich finde der Film zeigt eine unglaubliche Lebensfreude - so absurd das auch klingt. Er zeigt eindrücklich, wie schön es sein kann, sich für das Leben zu entscheiden. Frieder gibt Höppner den Anstoß endlich 'Ja' zum Leben zu sagen. Dieses geben und nehmen in dieser, am Anfang, sehr ungleichen Freundschaft, ist sehr schön zu sehen. Weil sich jemand gegen das Leben entschieden hat, lebe ich umso bewusster und ich lebe noch viel tiefer. Höppner ist es Frieder auf eine gewisse Art schon fast schuldig, jetzt endlich ‚Hop oder Top‘ zu sein. Die beiden geben sich das, was sie sich selbst nie geben konnten.“ 

Die "Auerhaus"-Protagonisten wollen ihr Leben nach dem Vorfall mit Höppner in vollen Zügen leben. Wie würde deine persönliche Hedonismus-WG aussehen?

DH: "Wir würden auf jeden Fall ganz viel kochen, so richtig geiles Essen! Wir würden sehr guten Wein trinken, wir würden sehr viel 'Codenames' spielen, was ich momentan liebe. Wandern, laufen gehen, gleichzeitig großartige Bücher lesen und uns dann darüber unterhalten, unsere Lieblingszitate gegenseitig zitieren und lange Abende einfach nur in Erinnerung schwelgen in Freude unseres Zusammenseins."

Möchtest du abschließend nochmal etwas loswerden, brennt dir etwas auf der Seele?

DH: "Ich finde es einfach unglaublich wichtig zu erwähnen, dass dieser Film eben kein depressiver Suizid-Film ist, wie man es schnell denken könnte. Es ist kein typischer, dunkler Dezember-Film, sondern ein Film, der vor Kraft eigentlich nur so strotzt. Es geht nämlich um diese jugendliche Energie und das Leben. Ich glaube, dass man mit einer positiven Botschaft aus diesem Film herausgehen kann."

Am 05. Dezember startet "Auerhaus" in den deutschen Kinos. 

 

*Interview & Text: Julia Rupf

Hinweis der Redaktion:

Wenn Sie selbst unter Stimmungsschwankungen, Depressionen oder Selbstmordgedanken leiden oder jemanden kennen, der daran leidet, suchen Sie das Gespräch mit ihren Mitmenschen oder lassen Sie sich von der Telefonseelsorge helfen. Sie erreichen sie telefonisch unter 0800/111-0-111 und 0800/111-0-222 oder im Internet auf www.telefonseelsorge.de. Die Beratung ist anonym und kostenfrei, Anrufe werden nicht auf der Telefonrechnung vermerkt.



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