In der Mini-Serie "Zeit der Geheimnisse" von Netflix spielen Svenja Jung und Leonie Benesch die ungleichen Schwestern Vivi und Lara. Dabei finden sie, dass sie sich in Wahrheit ziemlich ähneln. Was Svenja Jung und Leonie Benesch von ihren Charakteren halten, ob sie der Serien-Mama Sonja auch vergeben würden und welche Rollen sie gerne einmal spielen möchten, haben die beiden im Interview mit TV Movie Online erzählt.
TV Movie Online: Zum lockeren Einstieg habe ich euch eine Runde „Entweder-Oder“ mitgebracht. Bereit? Dann los: Großstadt oder Haus am Meer?
Leonie Benesch: Großstadt.
Svenja Jung: Jetzt Großstadt, später Haus am Meer.
Die eine große Liebe oder lieber oft verliebt?
Leonie: Oft verliebt.
Svenja: Meine romantische Vorstellung ist schon die eine große Liebe.
Weihnachten – Zeit der Besinnlichkeit oder Familienstress?
Leonie: Familienstress.
Svenja: Zeit der Besinnlichkeit.
TV Movie Online: Da seid ihr euch ja alles andere als einig. Wie auch Vivi und Lara. Was verbindet euch beide denn mit euren Rollen in „Zeit der Geheimnisse“?
Leonie: Mich verbindet mit Lara, dass ich bezüglich der Arbeit immer gut vorbereitet bin. Aber immer auf Nummer sicher gehen wie sie, ist nicht mein Ding. Lara ist diesbezüglich alles, was ich nicht sein möchte. Es hat dennoch sehr viel Spaß gemacht, sie zu spielen.
Svenja: Die schlechte Laune (lacht). Vivi ist sehr negativ eingestellt, ich dagegen eher positiv. Aber was uns verbindet, ist der starke Wille. Vivi ist ja diejenige, die maßgeblich dafür verantwortlich ist, dass das große Geheimnis von Eva gelüftet wird, weil sie – anders als Lara und Sonja – dranbleibt. Und dann ihr trockener Humor! Sie haut manchmal Sprüche raus, von denen man nicht weiß, ob sie das gerade ernst meint oder nicht. So bin ich auch.
TV Movie Online: Svenja, in der Serie gerät Vivi mit ihrer Mutter immer wieder in Streit, weil sie ihr nichts über ihren Vater Peter Weiland erzählt. Später schlägt dann doch die komplette Wahrheit über wie eine Bombe ein und dennoch scheint Vivi ihrer Mutter zu vergeben. Kannst du diese Handlung nachvollziehen?
Svenja: Ich glaube, jeder verdient eine zweite Chance. Vielleicht sogar eine dritte oder vierte. Ich mag die Entwicklung, die Vivi durchmacht. Am Anfang kommt sie an, hat alles in ihrem Leben gegen die Wand gefahren und hält dennoch den Schein aufrecht, dass alles gut laufen würde. Dadurch, dass Vivi ohne Vater aufwuchs und ihre Mutter auch nur sporadisch da gewesen ist, weiß sie nicht, wer sie selbst ist. Durch die Lüftung der Geheimnisse findet sie ihre Identität und lernt daraus.
TV Movie Online: Ist auch schon einmal ein Geheimnis von dir im unpassendsten Moment aufgeflogen?
Svenja: Als ich nach dem Abi ein halbes Jahr in Australien war, musste ich Jobs suchen. Da gab es auf dem Great Barrier Reef Touren für Taucher und die haben Köche gesucht. Ich dachte halt, die brauchen nur jemanden, der bisschen schnippelt und zur Hand geht, denn ich kann gar nicht kochen. Aber ich habe so getan als ob und musste am Ende feststellen, dass ich die ausgewählte Köchin für zwanzig Taucher war. Das war wirklich schlimm. Mir ist alles angebrannt, man konnte echt nichts davon essen. Das war ein Geheimnis, das sehr schnell aufgeflogen ist. Aber wir waren mitten auf dem Great Barrier Reef und konnten nicht umdrehen, also haben alle angefangen mir beim Kochen zu helfen. Es wurde daher noch eine tolle Zeit, in der ich sogar mit Haien Schnorcheln war. Aber Kochen gelernt, habe ich nicht. Das nehme ich mir für die Zeit nach Weihnachten vor.
TV Movie Online: Nimmst du dir auch etwas für das neue Jahr vor, Leonie?
Leonie: Nein, das ist der größte Fehler. Das einzige, was ich mir vornehme, ist, dass ich mache, worauf ich Bock habe.
TV Movie Online: Ein guter Vorsatz. Worauf habt ihr denn schauspielerisch Bock? Gibt es eine Rolle, die ihr gerne einmal spielen wollen würdet?
Leonie: Generell schauen Leute mein Gesicht an und denken ‚definitiv vor 1960‘. Historischer Kram macht ja auch Spaß. Aber meine Rolle als Lara in Zeit der Geheimnisse, ist seit Jahren die erste, die in der jetzigen Zeit spielt. Dann wiederum denken die Leute, ich sei die Süße mit den großen Augen, die immer heult. Also eine verletzliche, unsichere Rolle, die nicht weiß, wie sie sich ausdrücken soll. Das geht mir schon auf den Zeiger. Ich hätte gerne mal eine Rolle, die auf den Putz haut. Einfach mehr Pfeffer hat. Da komme ich so langsam aber auch hin.
Svenja: Ich fände es spannend, eine Frauenrechtlerin zu spielen. Angesichts meiner mangelnden Kochkünste, wäre aber Köchin auch echt toll! (lacht)
Text und Interview von Roxanna Kaufmann