Wie gut ist „Assassin's Creed Shadows“ wirklich? Wir konnten knapp vier Stunden anspielen. Das sind unsere Eindrücke!
- „Assassin’s Creed Shadows“: Preview – Das konnten wir spielen!
- "Assassin’s Creed Shadows": Naoe und Yasuke – So bestimmen sie den Missionsflow
- „Assassin’s Creed Shadows“: Die Action hat es in sich!
- Ghost of Tsushima meets Assassin’s Creed – und das ist total okay!
- Unser erstes Preview-Fazit zu „Assassin’s Creed Shadows”
Es ist beinahe sinnbildlich dafür, dass ausgerechnet „Assassin’s Creed Shadows“ zum Schicksalsspiel für Ubisoft mutiert. Auf der einen Seite setzt eine der erfolgreichsten Spielreihen aller Zeiten endlich den Wunsch vieler Fans um: Einen neuen „Assassin’s Creed“-Ableger im feudalen Japan haben Fans tatsächlich schon sehr lange herbeigesehnt. Auf der anderen Seite steht ein Spielstudio am absoluten Scheidweg: Quo Vadis, Ubisoft? Bereits seit Monaten gibt es Übernahmegerüchte um Ubisoft und Tencent. Das Spieljahr 2024 fiel mit den enttäuschenden Verkaufszahlen von „Star Wars Outlaws“, der Einstellung des CoD-Killers „xDefiant“, dem absoluten Schiffbruch von „Skull & Bones“ und dem zwar großartigen, aber verkaufstechnisch überschaubaren Erfolg von „Prince of Persia: The Lost Crown“ alles andere als rosig aus.
All das sollte für einen Anspieltermin grundsätzlich keine elementare Rolle spielen, aber wenn ich mit Naoe oder Yasuke durch die wunderschöne Spielwelt von „Assassin’s Creed Shadows“ reite, habe ich mich schon des Öfteren beim Gedanken ertappt mich zu fragen, ob dies tatsächlich DAS Spiel ist, das eine Trendwende beim legendären französischen Spielstudio einläuten wird. Die Antwort darauf kann ich natürlich nicht geben bzw. werden die Spieler:innen spätestens zum und nach dem Release mit ihren Geldbörsen tun. Doch auch eine Einschätzung fällt mir schwer: Nach über drei Spielstunden mit „Assassin’s Creed Shadows“ bin ich mir ziemlich sicher, dass das Spiel zu den besten AC-Spielen seit dem Neustart der Reihe mit „Assassin’s Creed: Origins“ gehören wird. Doch wird das wirklich ausreichen? Und steht diesmal auch wirklich die Qualität des Spiels im Fokus und nicht vermeintliche Umstände rund um das Spielstudio und die Hautfarbe des Protagonisten?
„Assassin’s Creed Shadows“: Preview – Das konnten wir spielen!
Bevor ich auf einzelne Aspekte aus der Anspielsession zu „Assassin’s Creed Shadows“ eingehe, ist es auch wichtig zu wissen, was und wie wir das neue AC-Spiel antesten konnten: Wir konnten "AC: Shadows" per Remote-Lösung namens Parsec insgesamt fast vier Stunden lang anspielen. Die Demo bestand dabei aus dem storylastigen Prolog inklusive der Vorstellung der beiden neuen Protagonist:innen Yasuke und Naoe, sowie einem späteren Open World-Abschnitt inkl. klassischen Open-World-Aktivitäten und einer zentralen Story-Mission mit Bosskampf. Das Spiel konnten wir auf PC antesten, allerdings wie bereits erwähnt nicht lokal, sondern per Remote-Lösung: Das heißt das Spiel wurde auf unseren Testrechner „gestreamt“.
Da es mir in meinen Previews & Tests auch wichtig ist einen technischen Eindruck des Spiels zu vermitteln, gerade auch weil „Assassin’s Creed Shadows“ mehrere Monate nach hinten verschoben wurde, bin ich tatsächlich etwas gefrustet, dass ich das Spiel nur sehr vorsichtig loben kann: Einige der Open-World-Areale strotzen nur so von fantastischen Details, tollen Charakter-Modellen und wunderschöner Beleuchtung dank Raytracing und teilweise wechselnder Jahreszeiten. Das Spiel lief im Open-World-Bereich auch grundsätzlich sehr gut – allerdings auch nur da! Denn der Prolog war nah dran an der Grenze zur Unspielbarkeit mit heftigen Stutter-Einlagen, die umso rätselhafter waren, weil die anschließenden Open-World-Sektionen eben nicht davon betroffen waren. Ob es letztendlich an Parsec oder dem Spiel an sich lag, kann ich nur sehr schwer beurteilen. Aber eine absolute Entwarnung für die Performance des Spiels kann ich damit nicht geben.
"Assassin’s Creed Shadows": Naoe und Yasuke – So bestimmen sie den Missionsflow
Doch spannender als die Performance des Spiels waren meine ersten Eindrücke des brandneuen Protagonisten-Duos Yasuke und Naoe. Beide werden im Prolog mit einer Background-Geschichte bedacht, die wir aus Spoilergründen jedoch nicht verraten möchten. Nur soviel: Sowohl wird Yasukes „Außenseitertum“ innerhalb Japans und auch der portugiesischen Missionare beleuchtet, als auch Naoes dramatische Involvierung in die Konflikte der verschiedenen Lager der Sengoku-Ära. Erstmals seit „Assassin’s Creed: Syndicate“ verschreibt sich ein AC-Spiel zwei Protagonisten, zwischen denen ihr im Spiel grundsätzlich jederzeit hin- und herswitchen könnt.
Das hat in vielerlei Hinsicht Auswirkungen auf das Gameplay: Denn der mächtige Samurai Yasuke spielt sich natürlich komplett anders als die filigrane Shinobi-Assassine Naoe. Das war zwar im Vorfeld auch schon weitgehend bekannt, doch hatte beim Anspielen auch deutlich Auswirkungen: Beispielsweise müssen wir in einer Quest einen wichtigen Questgeber aufsuchen, der jedoch weit hinter feindlichen Linien in einer Festung auf einer Klippe sitzt. Als Yasuke bleibt uns im Grunde nur wenig Auswahl außer mitten rein ins Vergnügen und letztendlich durch eine Vielzahl von Widersacher:innen durch, die uns das Leben zur Hölle machen wollen. Mit Naoe sieht die Sache ganz anders aus: Wir reiten raus aus der Stadt in die Nähe der natürlichen Klippe unter der Festung. Durch Naoes Wendigkeit, die natürlich deutlich an alte „Assassin’s Creed“-Stealth-Protagonisten erinnert, hangeln wir uns langsam die Klippen entlang, nehmen einen Wachturm ein und können so endlich den Questgeber weitgehend lautlos aufsuchen.
In wichtigen Story-Quests werdet ihr zudem immer wieder gefragt, ob ihr zwischen Yasuke und Naoe wechseln möchtet, weil die meist linearen Abschnitte dann oft entweder in brachiale Nahlampf-Fights oder in schnelle und wenige Stealth-Action-Einlagen umschlagen. Und noch eine andere spannende Dynamik lösen die beiden Protagonisten des Spiels aus: Ihr könnt bspw. nur per Naoe in einer Stadt gesucht werden. Das beeinflusst tatsächlich sehr stark, wie „entspannt“ ihr bspw. in einer Stadt durchreiten könnt. Der Wanted-Level á la GTA ist jedoch nur auf die jeweilige Figur beschränkt: Manchmal macht es dann Sinn sich auf eine gewisse Figur zu beschränken, weil ihr sonst tatsächlich Stress habt.
„Assassin’s Creed Shadows“: Die Action hat es in sich!
Wie schon angedeutet, haben Naoe und Yasuke nicht nur unterschiedliche Backgrounds, sondern spielen sich natürlich auch komplett unterschiedlich. Ehrlicherweise war das auch oft einer meiner Hauptkritikpunkte an den vergangenen „Assassin’s Creed“-Ablegern, weil die Action recht beliebig wirkte. Hier seht „Shadows“ tatsächlich ein positives Ausrufezeichen: Sowohl der „tankige“ Yasuke als auch die extrem wendige Naoe haben gerade in den Actionpassagen sehr viel Spaß gemacht. Während Yasuke sich im Verlauf des Spiels tatsächlich zu einem Koloss entwickelt, der sich durch alles und jeden durchschnetzelt, ist Naoe deutlich flinker und wendiger, aber natürlich auch deutlich verletzlicher.
Die Waffen-Auswahl ist deshalb auch natürlich auch auf den jeweiligen Charakter ausgelegt: Dual-Katanas mit Naoe oder doch ein mächtiges Zweihand-Katana von Yasuke sind nur einige der wenigen Möglichkeiten. Selbst ein Gewehr hält Yasuke in der Hand (das wurde übrigens auch von Portugiesen nach Japan gebracht) und knallt in Third-Person-Perspektive und langwierigen Nachlade-Animationen seine Widersacher aus der Ferne ab. Naoe hat da lieber ihr Hidden Blade in der Hand oder erledigt Gegner lautlos und im Vorbeisneaken per Ninja-Stern.
Ghost of Tsushima meets Assassin’s Creed – und das ist total okay!
Auch beim Missionsdesign erfindet Ubisoft die Formell nicht neu, aber modifziert das bestehende Open-World-Design aus den Vorgängerspielen und nimmt einige „Fragezeichen“ aus dem Spiel – nicht nur sprichwörtlich. Stattdessen müsst ihr in den Missionen oftmals Zielpersonen bzw. Questgeber finden, die nicht direkt auf der Karte markiert sind, sondern mit drei Vorgaben eingegrenzt werden. Entweder geht ihr dann selbst auf die Suche oder schickt Gehilfen zu den jeweiligen Orten, die euch mit der Spurensuche assistieren können. Das ist ganz cool gelöst. Hilfe bekommt ihr übrigens auch in den Actionpassagen von fremden NPCs: Allerdings ist der Cooldown der kurzfristigen Helferlein bei den Actionpassagen auch recht lang.
Auch wenn sicherlich oft das Argument kommen wird, dass sich „Assassin’s Creed Shadows“ von „Ghost of Tsushima“ das eine oder eine Scheibchen mit dem Katana abgeschnitten hat, möchten wir trotzdem betonen, dass „Assassin’s Creed Shadows“ wirklich ein extrem beeindruckendes audiovisuelles Spektakel ist: Man hat wirklich das Gefühl, dass das Entwicklerteam hier sehr viel Wert auf eine glaubhafte und stimmungsvolle Open World Wert gelegt hat. Und das äußert sich bspw. auch im Audio-Design: Das Spiel lässt sich komplett in Originalversion, also u.a. mit japanischer und portugiesischer Sprachausgabe, spielen und das ist schon sehr gut gelungen. Generell erscheint „Assassin’s Creed Shadows“ auch deutlich mehr Wert auf passendes Storytelling zu legen, die die Prämisse des Spiels in jedem Moment zu unterstreichen scheint.
Die Spielwelt von "Assassin's Creed Shadows" im Detail:
Unser erstes Preview-Fazit zu „Assassin’s Creed Shadows”
“Assassin’s Creed Shadows” ist ein Assassin’s Creed in Japan – nicht mehr und nicht weniger. Alleine das wird viele AC-Fans sicherlich schon glücklich machen, doch Ubisoft entstaubt an vielen Ebenen die vielfach kritisierte AC-Open-World-Formell: Die Action ist dank der beiden Protagonisten deutlich abwechslungsreicher und kerniger. Die Story scheint das Setting und die beiden Protagonisten so gut es geht zu akzentuieren. Die Spielwelt ist sehr vielfältig, vertikal und stimmungsvoll. Und auch das Missionsdesign ist deutlich weniger geradlinig, sondern lässt euch auch deutlich mehr Raum zum Erkunden. Im Grunde sind die Vorzeichen für ein gelungenen Assassin’s Creed-Ableger richtig gut. Doch trotzdem bleiben bei uns einige Fragezeichen: Bleibt die Story auch wirklich packend? Kann das Missionsdesign das hohe Niveau halten? All das wird das fertige Spiel beantworten müssen. Und natürlich noch die viel wichtigere Frage, ob ein Katana-Hieb ein ganzes Spielstudio von den Fesseln der Übernahme befreien kann.
"Assassin's Creed Shadows" erscheint am 20. März 2025 für PlayStation 5, Xbox Series X|S und PC!