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Kino

Berlinale 2022-Filme: Tabus, Widerstände und ein Omelett-Soundgewitter

Die Berlinale 2022 ist eröffnet. Die Diskussionen rund um Sinn und Unsinn des Festivals reißen noch nicht ab. Statt sich auf das Starlaufen am roten Teppich und dem korrekten Sitz der FFP2-Maske zu konzentrieren, werfen wir lieber einen ersten Blick auf die Berlinale 2022-Filme.

Rimini Ulrich Seidl
Richie Bravo legt bei der Berlinale 2022 in Ulrich Seidls "Rimini" los! Foto: Ulrich Seidl Filmproduktion

Während die ersten Berlinale 2022-Vorstellungen über die Kino-Leinwände rund um den Potsdamer Platz und darüber hinaus flimmern, ist vor allem das Nebenrauschen präsenter denn je: Darf man in Zeiten von Omikron & Co. tatsächlich ein Präsenzfestival veranstalten? Wird die Berlinale 2022 gegenüber anderen Kultur-Veranstaltungen bevorzugt? Die Diskussion ist natürlich berechtigt, aber sie ist im Kern genauso festgefahren, wie so ziemlich jede Diskussion um Lockerungen und Verschärfungen angesichts der weiterhin hohen Zahlen an Corona-Erkrankten. Dabei klingt es manchmal so, als ob die Pandemie an der Festival-Bubble „Berlinale“ komplett vorbeischrammt: Die Realität am Potsdamer Platz sieht jedoch ganz anders aus. Zwei Testbusse sind vor dem Cinemaxx geparkt. Presse- und Medienvertreter:innnen müssen sich trotz 2G+ täglich testen lassen, um Einlass zu Pressevorführungen zu erhalten. Die Screenings sind trotzdem nur zu 50% im Schachbrettmuster besetzt. Im ganzen Kino herrscht FFP2-Maskenpflicht. Ja, die Pandemie ist deutlich sichtbar im Berlinale-Betrieb. Sobald das Licht im Kinosaal aber ausgeht, dominiert eben vor allem das, was von der großen Leinwand so auf die Zuschauer:innen niederprasselt.

Auch deshalb wollen wir unseren Blick auf die wahren Stars des Festivals widmen: die Filme! Und die zeigen sich auch in diesem Jahr unerschrocken und der Pandemie-Realität trotzend ziemlich radikal und doch sehr versöhnlich.  

 

„Rimini“ von Ulrich Seidl im Wettbewerb: "Amore Mio"

Rimini Richie Bravo
"Rimini" von Ulrich Seidl Foto: Ulrich Seidl Filmproduktion

Touri-Urlaubsgebiete im Winter haben schon ihre eigene Faszination: Wenn sich die Menschenmessen nicht mehr entlang von Traumstränden und Shopping-Gassen drängen, wird plötzlich der ganze Siff an die Oberfläche gespült: die Bruchstellen an den Häuserwänden. Der Staub an den Neonschildern. Der verrostete Fensterschutz an den Strandhäuschen. Und plötzlich bewegen sich andere Protagonist:innen durch die nebelig-triste Szenerie: So einer wie Richie Bravo eben, ehemals Schlagerstar, jetzt Teilzeit-Entertainer, Teilzeit-Gigolo, der sich mit staatlichem Wanst und Ledermantel durch die Häuserschluchten von Rimini bewegt als "Master of his Domain". Richie weiß genau, wie er den nächsten Flirt setzt. Wie er seine „weiblichen Superfans“ mit seinem „Astralkörper“ befriedigt oder welchen Schnaps er am besten trinken muss, um nicht als Alki abgestempelt zu werden, der er eigentlich ist. Doch Richies Lebensstil wird auf die Probe gestellt: Nicht nur durch den Tod seiner geliebten Mutter und dem geistigen Verfall seines Vaters, sondern vor allem durch den plötzlichen Auftritt seiner leiblichen Tochter, die von ihrem Vater vor allem finanzielle Wiedergutmachung erwartet. Richies einvernehmende Stimme bleibt stabil, doch seine aufgezogene Fassade beginnt zu wackeln…

So kalkuliert und kühl die Filme des österreichischen Ausnahmeregisseurs Ulrich Seidl ("Paradies: Liebe", "Import/Export") manchmal auch wirken, so versöhnlich und romantisch wirkt „Rimini“. Es ist vor allem eine Liebeserklärung an Seidl-Kompagnon Michael Thomas, der als Richie Bravo den typischen starren Kameraeinstellungen mit seiner wahnsinnigen Leinwandpräsenz unheimlich viel Leben einhaucht. Schade nur, dass sich der Film in vielen Seitenblicken verliert (sei es die unterrepräsentierte Brüder-Beziehung oder die Lebensumstände von Richies Tochter). Denn trotz Schlager-Bombast und vieler leerer Worthülsen sprechen die starken und extrem entlarvenden Bilder wieder einmal die einzig ehrliche Sprache.

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"Flux Gourmet" von Peter Strickland: Zwischen Eier-Fetisch und Darmwinden

Flux Gourmet Peter Strickland
Bildunterschrift eingeben Foto: Flux Gourmet, Bankside Films, IFC Productions

Instagram-Foodfotos waren mal: Der neueste heiße kulinarische „Scheiß“ ist „Sonic Catering“, zumindest im neuesten Film des britischen Regisseurs Peter Strickland. Vorbei mögen die klassischen Giallo-Einflüsse seiner vergangenen Filme sein, doch den wilden Genre-Mix sowie unglaublichen vielschichtigen Genre-Ableihen spiegeln sich auch in "Flux Gourmet" wider. Im Kern erzählt der Film die Geschichte eines teilweise dysfunktionalen Künstlerkollektivs, das sich in einer vierwöchigen Residenz im „Sonic Catering Institute“ den Sound-Sphären von brutzelnden Omeletts, mixenden Gemüsesorten und orgiastischen Sound-Ergüssen widmet. Doch wo kulinarische Sinnlichkeit vorherrscht, ist natürlich auch das Gegenteil präsent: Im Voice-Over erzählt uns ein Begleiter des Künstlerkollektivs von seinen schwerwiegenden gastrischen Problemen inkl. dem verzweifelten Versuch jegliche „Darmwinde“ im Keim ersticken zu müssen. Und irgendwie streut Strickland noch unvergessliche Performance-Art, hemmungslose Kunstkritik und bitterbösen Humor in das Gesamtkonzept ein – und kommt irgendwie damit weg. „Flux Gourmet“ ist ein Film, der definitiv provoziert, konfrontiert und herausfordert, aber tatsächlich ein ziemlich beeindruckendes Gesamtkonzept bietet und sich einem Tabu-Thema widmet, das fast jede Zuschauer:in in irgendeiner Form beschäftigen dürfte.

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