Das „Der Herr der Ringe“-Filmuniversum wird durch ein Gollum-Prequel erweitert. Die Pläne von Regisseur Andy Serkis stoßen bei den Fans der Reihe jedoch auf Kritik
Mit Peter Jacksons „Der Herr der Ringe“-Trilogie entstanden Fantasy-Meisterwerke, die Warner Bros. auch ein ordentliches Sümmchen einbrachten. Eine Adaption von J.R.R. Tolkiens „Der Hobbit“ ließ daher ebenfalls nicht lange auf sich warten und verwandelte das Kinderbuch von überschaubarer Länge ebenfalls in drei Epen. Anschließend wurde es mehrere Jahre recht ruhig um Mittelerde. „Die Ringe der Macht“ von Amazon Prime Video steht nicht im Zusammenhang mit den Filmen und orientiert sich an den wenigen Informationen über das Zweite Zeitalter Mittelerdes, die in den Anhängen von „Der Herr der Ringe“ enthalten sind. Zudem erwartet uns diesen Dezember mit „Der Herr der Ringe: Die Schlacht der Rohirrim“ ein Anime-Film über Helm Hammerhand, nach dem später Helms Klamm benannt wird.
Auch in Live-Action sollen wir bald wieder Hobbits, Orks und Co. auf der großen Leinwand erleben, denn Warner Bros. hat scheinbar einen Weg gefunden, noch unerzählte Passagen aus „Der Herr der Ringe“ in eigene Filme zu verwandeln. Den Anfang macht „The Hunt for Gollum“, in dem Andy Serkis nicht nur wieder in die Rolle von Gollum schlüpft, sondern auch die Regie übernehmen wird. Damit „The Hunt for Gollum“ als Teil von Peter Jacksons Filmen akzeptiert wird, sollen noch weitere Darsteller aus der Ursprungstrilogie zurückkehren – und das sorgt für Probleme.
Ewig jung ist man nur in Mittelerde
Was viele nicht wissen: Zwischen dem Moment, in dem Frodo den Einen Ring von Gandalf erhält, und dem Tag, an dem Gandalf ins Auenland zurückkehrt und Frodo mit Sam fortschickt, vergehen eigentlich 17 Jahre. In dieser Zeit stellt Gandalf einige Nachforschungen an und bittet seinen Freund Aragorn, nach Gollum zu suchen, da dieser als einziger weiß, wo sich der Ring befindet - um diese Suche geht es also im neuen Film. Gollums Rückkehr stellt natürlich kein Problem dar, schließlich hat die Tricktechnik in den vergangenen Jahren große Fortschritte gemacht. Auch ein Wiedersehen mit Ian McKellen als Gandalf wäre möglich, denn jung sah der alte Zauberer ohnehin nie aus und mit Hut und Vollbart sind große Teile seines Gesichts verdeckt.
Doch wie sieht es mit Aragorn aus? Viggo Mortensen sagte bereits, dass er zu einer Rückkehr bereit wäre, sofern das Drehbuch gut ist und sein Mitwirken Sinn ergibt. Das sind einerseits gute Nachrichten, doch es stellt sich auch die Frage, wie Mortensen glaubwürdig einen Aragorn spielen soll, der eigentlich jünger sein muss als im ersten „Der Herr der Ringe“-Film. Durch Orlando Bloom haben wir nun unsere Antwort bekommen. Im Interview mit Variety äußerte auch Bloom Interesse an einem weiteren Auftritt als Elb Legolas und erzählte von einem Gespräch mit Andy Serkis: „Ich habe mit Andy gesprochen und er hat gesagt, dass sie darüber nachdenken, wie sie es machen wollen. Ich fragte: ‚Wie soll das überhaupt funktionieren?‘ Und er sagte: ‚Nun, KI!‘ und ich sagte: ‚Oh, okay!‘“
Zeit für eine neue Generation
Serkis will in seinem Film also auf eine Bildbearbeitung mittels künstlicher Intelligenz setzen, um Darsteller wie Viggo Mortensen oder Orlando Bloom digital zu verjüngen. Dieser Plan überrascht, schließlich wird der Einsatz von KI in Filmen noch immer heiß diskutiert und von vielen Seiten abgelehnt. Erst kürzlich stieß die digitale Rückkehr des verstorbenen Ian Holm in „Alien: Romulus“ vielen Zuschauer*innen sauer auf, was einerseits an Pietätsgründen, aber auch der offensichtlich digitalen Optik lag. Gollum ist eine beeindruckend animierte Figur, in „The Hunt for Gollum“ sicher noch deutlich mehr als in Jacksons Filmen, aber es ist etwas völlig anderes, einen Menschen digital zu verjüngen und dafür auch noch KI zu benutzen und somit professionellen CGI-Experten Jobs wegzunehmen.
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Selbst wenn es Serkis gelingen sollte, das Uncanny Valley zu vermeiden und Mortensen und Bloom realistisch jünger aussehen zu lassen, hätte dieses Vorgehen doch einen sauren Nachgeschmack. Auch wenn die Rückkehr von bekannten Darstellern zunächst gut und sinnvoll klingt, sollte man vielleicht akzeptieren, dass man die Zeit nicht rückgängig machen kann und einfach auf neue, jüngere Darsteller setzen. So wäre vielleicht eine kurze Umgewöhnungsphase nötig, aber das ist immer noch besser, als „The Hunt for Gollum“ zu einem seelenlosen Spektakel zu machen.