Mit „Die drei Fragezeichen: Das Erbe des Drachen“ wird erneut versucht, das bekannte Franchise auf die Leinwand zu bringen. Gelingt im dritten Anlauf eine gelungene Adaption?
Seit 1979 werden die Hörspiele „Die drei ???“ produziert. Seitdem haben sich die Abenteuer von Justus Jonas, Peter Shaw und Bob Andrews, die ursprünglich auf einer amerikanischen Buchreihe basieren und seit 1993 von deutschen Autoren weitergeführt wird, hierzulande zu einem Kult-Franchise entwickelt. Neben den Büchern, CDs und Kassetten, die aktuell immer noch hergestellt werden, gibt es Merch, eigene Adventskalender, Shows in Planetarien und ausverkaufte Tourneen in den größten Hallen der Bundesrepublik. Eine Sache wollte den kreativen Köpfen hinter den drei Detektiven bisher aber noch nicht gelingen: eine vernünftige Verfilmung.
Bisher gab es dazu zwei Versuche, aber weder „Das Geheimnis der Geisterinsel“ aus 2007, noch „Das Gespensterschloss“ aus 2009 konnten Fans oder Kritiker, trotz einiger gelungenen Ansätze, überzeugen. Nun erscheint mit „Das Erbe des Drachen“ eine Art Reboot der Filmreihe. Haben Regisseur Tim Dünschede und seine Hauptdarsteller Julius Weckauf, Nevio Wendt, und Levi Brandl einen besseren „Die drei ???“-Film auf die Leinwand bringen können?
„Die drei Fragezeichen: Das Erbe des Drachen“: Darum sind die drei Detektive heute noch beliebt
Die Antwort: Jein. Denn auch wenn einige Dinge in „Das Erbe des Drachen“ sehr viel näher am Ursprungsstoff sind, hapert es wiederum an anderen Dingen, die die vorherigen Filme eigentlich gelöst hatten. Es gibt zwei Achsen, die eine gute „Die Drei Fragezeichen“-Folge ausmachen: der Fall und die Dynamik der Detektive untereinander. In den besten Episoden geht beides Hand in Hand: Der Kriminalfall ist spannend und unvorhersehbar, während sich Justus, Peter und Bob kabbeln oder sich gegenseitig die Bälle für die Lösung zuspielen.
Der erste Punkt ist in „Das Erbe des Drachen“ durchaus gegeben. Die drei Detektive reisen während der Sommerferien nach Rumänien, um durch ein Praktikum am Filmset von „Dracula Rising“ auszuhelfen. Doch in dem Schloss, in denen die Dreharbeiten stattfinden, häufen sich seltsame Vorkommnisse. Ist etwa der Geist von Dracula wieder auferstanden? Das können Justus (Julius Weckauf), Peter (Nevio Wendt) und Bob (Levi Brandl) natürlich nicht auf sich beruhen lassen und sie gehen der Sache auf den Grund.
Ein Geheimnis rund um ein scheinbares Gespenster-Schloss ist für „Drei ???“-Veteranen nichts Neues. Aber es hat doch nochmal einen anderen Touch, wenn die Kinder tatsächlich durch ein altes Gemäuer laufen und unheimlichen Geräuschen hinterher ermitteln. Rein atmosphärisch schaffen Dünschede und sein Team es ganz gut, einen gewissen Grusel aufkommen zu lassen, bleiben aber immer kindgerecht. Leider spielen ein Großteil des Films in der Nacht, wodurch viele Szenen enorm dunkel sind – etwas mehr Ausleuchtung hätte hier nicht geschadet.
Was man den Autor:innen allerdings hoch anrechnen muss, ist die Ernsthaftigkeit, mit denen sie an den Fall herangegangen sind. Denn nachdem der erste Trailer vermuten ließ, es handele sich bei „Die drei ???: Das Erbe des Drachen“ um eine handelsübliche Kinderkomödie mit diversen flapsigen Momenten, werden die Ermittlungen rund um das Schloss tatsächlich nie ironisch gebrochen oder durch doofe Sprüche untergraben. Zwar ist wohl den meisten Zuschauer:innen, die über zehn Jahre alt sind, klar, in welche Richtung sich der Fall entwickeln wird, wie sich das alles entfaltet ist aber dennoch spannend nachzuverfolgen.
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„Die drei Fragezeichen: Das Erbe des Drachen“: Sind das wirklich die drei Detektive aus Rocky Beach?
Diese Ernsthaftigkeit zieht sich durch einen Großteil des Films – weswegen auch die zweite Säule des „???“-Erfolges bei „Das Erbe des Drachen“ gehörig leidet. Zwar sind Weckauf, Wendt und Brandl zumindest optisch sehr gut für die jeweiligen Rollen gecastet, doch im Zusammenspiel funktionieren sie nur selten als Einheit. Das liegt auch am Drehbuch. Justus Jonas löst die Rätsel des Schlosses fast im Alleingang, was durchaus zur Figur aus den Hörspielen passt. Allerdings kommt seine besserwisserische Art bei Weckauf deutlich hochnäsiger daher als sonst eh schon – weswegen die Sympathien eher bei Peter liegen.
Der soll den emotionalen Kern des Films darstellen. Die Jungs haben das Praktikum durch seinen Vater bekommen, der ihnen die Ermittlungen untersagt. Da Peter von ihm anerkannt werden möchte, kommt es zum Zwist innerhalb der drei Detektive. Das kann durchaus funktionieren, wie zum Beispiel die Geschichte „Musik des Teufels“ beweist. Doch in „Das Erbe des Drachen“ fehlt es den Hauptfiguren an Chemie. Es ist schwer vorstellbar, dass diese drei Jungs wirklich Freunde sind, zu häufig wirken ihre Frotzeleien ernst und nicht freundschaftlich. Der Dritte im Bunde, Bob, bekommt eigentlich nichts zu tun. Seine größte Errungenschaft ist es, in einer rumänischen Bibliothek nach einem Grundriss zu fragen, ansonsten bleibt er im Hintergrund.
„Die drei Fragezeichen: Das Erbe des Drachen“: Fazit
Das ist insbesondere deswegen schade, da „Das Erbe des Drachen“ sonst sehr vieles richtig macht. Im Detail gibt es viele Kleinigkeiten für Fans zu entdecken, zum Beispiel eine Hommage an Aiga Rasch, deren Cover maßgeblich zu Erfolg der Reihe beigetragen haben. Auch die wenigen Szenen in Rocky Beach versprühen einen tollen Flair, bis es dann ins dunkle Rumänien geht. Dass die Jungs an einer Stelle nur durch einen alten Trick weiterkommen, während moderne Geräte versagen, ist ein toller Wink, da in den ursprünglichen Geschichten Technik so gut wie keine Rolle spielt und immer noch Kassetten hergestellt werden.
„Die drei Fragezeichen: Das Erbe des Drachen“ ist am Ende nicht der Film geworden, den sich Fans vielleicht erhofft haben, was vor allem an den Hauptdarstellern liegt. Aber er macht genug richtig, um Hoffnung zu schüren. Vielleicht kann das Team bei einer etwaigen Fortsetzung noch einen drauf setzen. Wenn wir uns eine Sache wünschen dürften: Lasst sie einfach mal in Rocky Beach bleiben.
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