Bekannt ist Julia Obst vor allem als Jenny aus „Die Fallers“. Dass sie jenseits der erfolgreichen SWR-Serie schon immer gern auch andere Früchte des Künstlerdaseins probierte, verrät die Schauspielerin im Interview mit „TV Movie Online“.
Wenn Julia Obst (31) aus den Fenstern ihrer New Yorker Wohnung schaut, blickt sie direkt auf das Chrysler Building. Gemeinsam mit ihrem Mann, dem Kunstkurator Leo Kuelbs, lebt sie nur einen kurzen Spaziergang von der berühmten Brooklyn Bridge entfernt.
Der Big Apple - ein großer Kontrast zu den grünen Apfelwiesen des Schwarzwalds, auf denen sie einem Millionenpublikum bekannt wurde. Seit 19 Jahren schon steht Obst bereits für „Die Fallers“ vor der Kamera. Doch während ihre Rolle Jenny Faller ihre Träume von der großen Welt zuletzt weit wegschob, um ihr Erbe auf dem elterlichen Hof anzutreten, widerspricht jede selbstgewählte Beschränkung ihrer eigenen Lebensphilosophie gewaltig.
„Die Fallers“ sind für Julia Obst ein Zuhause
„Wir haben festgestellt, dass uns die Mischung glücklich macht“, beschreibt Julia Obst ihren Alltag, der sich zumeist zwischen New York und ihrer Wahlheimat Berlin abspielt. Für „Die Fallers“ in Baden Baden zu drehen, fühle sich deshalb umso mehr wie eine Heimkehr an, die sie erdet und durchatmen lässt. Obst ist dankbar dafür, hier beruflich verwurzelt zu sein. „Es ist wirklich ein besonders Privileg als Schauspielerin über einen so langen Zeitraum kontinuierlich arbeiten zu dürfen“, weiß sie.
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Julia Obst arbeitet auch als Regisseurin
Über die Jahre hat sie sich für die SWR-Serie Kompetenzen wie das Reiten oder das Melken der Kühe mit bloßen Händen angeeignet. Doch Obst kann auch anders. Vor allem will sie das auch. Lange Drehpausen nutze sie stets, um ihre Regisseure ganz genau bei der Arbeit zu beobachten. Heute führt Obst selbst Regie, sie schreibt Drehbücher und arbeitet auf die Veröffentlichung professioneller Gesangsaufnahmen hin.
Ihr erstes Werk als Regisseurin war das Musikvideo zum Song „Loving You“. Für die Sängerin Ocean Leclair inszenierte sie einen melancholischen Sommernachtstraum vor der Kulisse des Bernsteinsees nahe Berlin.
Obst ließ sich hier von Gemälden wie William Merritt Chases „Washing Day – A Backyard Reminiscence of Brooklyn”, Alice Havers „Washerwomen” oder Charles Courtney Curran „A Breezy Day (1887)” inspirieren, als Komparsin gewann sie die aus Heidi Klums „Germany’s Next Topmodel“ (GNTM) bekannte Influencerin Trixi Giese. „Unser Ziel war ein ähnlich romantischer Look“, so Obst. Das Werk lief auf dem „Link-Up“-Filmfestival in Berlin:
Obwohl der Clip zumindest optisch fast unweit des Fallerhofs spielen könnte, ist Julia Obst inhaltlich viel breiter aufgestellt und interessiert als viele ihrer Fans wissen. < „Loving You“ könnt ihr hier komplett sehen >
„The Food on the Table” tourt durch Filmfestivals
Vor wenigen Wochen war sie in „The Food on the Table“ der griechischen Regisseurin Ismene Daskarolis auf dem Kurzfilmfestival in Thessaloniki zu sehen. Der Streifen spielt zur Zeit des Nationalsozialismus und handelt von einer Familie, die sich dem faschistischen Denken verschließt, und aus Deutschland fliehen will. Doch kurz vor der Abreise wird sie an die SS verraten und hingerichtet. „Es geht hier um ein letztes Abendmahl im alten Haus“, erklärt Obst den Titel.
Zwar eignete sie sich das Handwerk des Schauspielers als Kind zuerst durch kontinuierliche Arbeit am Set an, doch das war ihr schon mit 17 nicht mehr genug. Obst zog es nach London. Als sie die Zulassung für die Young Actors Summer School der Royal Academy of Dramatic Arts in Händen hielt, ging für sie ein Traum in Erfüllung. Wenige Jahre später sollte sie zurückkehren, um weiter an ihrer Kunst zu feilen.
„Mir ist es wichtig, voranzukommen und auch außerhalb der Fallers zu arbeiten“, betont Obst. Demnächst wird sie eine Sprecherausbildung abschließen, um sich auch Hörbücher und Synchronrollen zu erschließen. Einer Disney-Prinzessin würde sie gern mal ihre Stimme leihen, am liebsten Belle aus „Die Schöne und das Biest“.
Julia Obst inszeniert Märchen
Genauso romantisch kommt ihr Kurzfilm „Vitória-Régia“ daher, obgleich der Zuschauer auf das Happy End verzichten muss. Im Stil alter Stummfilme produziert, erzählt Obst hier das brasilianische Märchen eines Mädchens, das sich in den Mond verliebt, und bei dem Versuch, seine Reflexion im Wasser zu fangen, ertrinkt – eine Hommage an die brasilianischen Wurzeln ihrer Mutter. In dieser Woche ist das Werk auf dem „I am Tomorrow Film Festival“ in Brüssel zu sehen, und im vergangenen Jahr wurde „Vitória-Régia“, was jene Riesenseerose meint, die im Amazonas-Becken zuhause sind, an die Manhattan Bridge projiziert. > „Vitória-Régia“ könnt ihr hier sehen <
Wie keine andere Stadt auf der Welt ist gerade New York mit den großen Träumen unzähliger Menschen verbunden. Doch was ist eigentlich Julia Obsts Traum – irgendwann in einem Hollywood-Blockbuster mitzuwirken oder doch mit Jenny Faller alt werden zu dürfen?
„Es geht nicht darum, unbedingt in den USA zu drehen“, sagt sie. Ihr sei es viel wichtiger, die richtigen Produktionen zu finden und kreativ erfüllt zu sein. Ihr Traum: Einmal für einen Horrorfilm mit historischen Hintergrund zu drehen, am liebsten im Setting des viktorianischen Zeitalters. Nur das schöne Mordopfer sollte es dann nicht unbedingt sein. „Ich hätte richtig viel Lust, mal eine richtig Böse zu spielen. Das sind zumeist die viel spannenderen Figuren.“
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