Autorin Camille de Castelnau erzählt in der Serie „Everything is fine“ von einer Familie, für die das Krebsleiden ihres jüngsten Mitglieds zur Zerreißprobe wird.
Mit „Everything is fine“ wird Ende Februar eine außergewöhnliche Serie auf Disney+ verfügbar sein. Autorin Camille de Castelnau hat die Geschichte einer Familie geschrieben, die von einer furchtbaren Tragödie heimgesucht wird: Die neunjährige Rose ist krank. Sie hat Leukämie. Ob sie überleben wird, ist fraglich. „Wenn ein Kind krank ist, leidet die ganze Familie“, heißt es in einer der acht Episoden, die offenlegen, wie die Vasseurs mit der Krankheit der Kleinen umgehen.
Mit Sara Giraudeau, Virginie Elvira und Nicole Garcia brillieren drei außergewöhnliche französische Schauspielerinnen als Roses Mutter Marion, Tante Claire und Großmutter Anne in den Hauptrollen. Die Geschichte basiert auf de Castelnaus eigener Familiengeschichte. Vor Jahren erlebte sie die Krebserkrankung der eigenen Nichte mit. Nach dem großen Erfolg in Frankreich veröffentlicht Disney „Everything is fine“, im Original „Tout va bien“ jetzt europaweit.
Everything ist fine: Eine Serie über die Familie
„Everything is fine“ fesselt, reißt mit. Und trotzdem ist es fast unmöglich, die Serie durchzubingen. Das liegt vor allem daran, dass jede der acht Folgen derart dicht erzählt ist, dass der Zuschauer nach ein, zwei Stunden eine Pause braucht – vom Warten auf den Tod und den Wunden, den der Krebs im Umfeld der kleinen Rose aufreißt. Der Zuschauer fühlt mit, er leidet mit.
Für Camille de Castelnau ist „Everything is Fine” dennoch keine Serie über Krankheit und Leiden. „Es ist eine Serie über eine Familie“, sagt sie. Und diese Familie ist in all ihren unterschwelligen und offenen Konflikten so typisch, dass es leicht fällt, uns mit den einzelnen Mitgliedern zu identifizieren, aber eben auch, ihr Handeln aus einer gewissen Distanz von außen zu betrachten.
Im Grunde stellt uns die Serie immer wieder die Frage, wie wir mit Krankheiten umgehen, ohne dabei in ständige Melodramatik zu verfallen. Ganz im Gegenteil. Wie bereits der Titel ist de Castelnaus Blick auf die Vasseurs ein ironischer. Tragisch-komisch. Immer wieder wird das schwere Grundthema durch Situationskomik aufgebrochen. „Wie jede Tragödie ist auch diese voller Hoffnung und voller Komik“, sagt die Autorin, die uns auch in Momenten zum Lachen bringen will, in denen wir eigentlich nicht lachen sollten.
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„Ich wollte keine feministische Serie schreiben!“
De Castelnau erzählt ihre Geschichte vor allem aus der Perspektive der Frauen. Dabei sei ihr Anspruch nicht gewesen, eine feministische Serie zu schreiben, wie sie erzählt. Die Fokussierung sei eher zufällig durch die Notwendigkeit einer Auswahl entstanden. „Die Sichtweisen aller acht Protagonist:innen hätten den Rahmen gesprengt“, so de Castelnau.
Deshalb führt uns „Everything is fine“ speziell vor Augen, auf welch unterschiedliche Art die drei Frauen mit der Krankheit umgehen, und welche Stärke sie dabei entfesseln. Außerdem untersucht die Serie sozusagen die Hierarchie der Leiden, sobald klar wird, dass jede Figur über Roses Krankheit hinaus unter eigenen Problemen leidet. „Glücklich zu sein ist eine tägliche Übung“, heißt es dazu in der Serie. Der eine meistert diese eben gut, der andere weniger gut.
Dass sie mit Virginie Elvira und Nicole Garcia sofort zwei große Stars für die Serie begeistern konnte, machte Castelnau sprachlos. „Als Virginie zusagte, sagten auch alle anderen zu“, erinnert sie sich. „Der Cast ist besser, als ich ihn mir hätte erträumen können. Jeder passt extrem gut in seine Rolle. Ich bin sehr glücklich, dass diese tollen Schauspieler:innen mitmachen wollten und ich bin der Meinung, dass es nicht seltsam ist, sie als Familie zu sehen.“
In der Flut an neuer Serien, die die Streamingportale auch in diesem Jahr überrollen werden, sticht „Everything is fine“ heraus. Allerdings war es nicht das Ziel der Autorin, etwas Besonders zu erschaffen. „Ich langweile mich nur nicht gern selbst“, sagt de Castelnau, „das war beim Schreinen mein Anspruch“.
Maryanto Fischer
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