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Fernsehen

Stranger in my own skin | Pete Doherty über die Doku: „Zu sehen, wie man ist, kann hart sein!"

Pete Doherty und Katia de Vidas über die Doku „Stranger in my own skin“ und das neue Album der Band „The Libertines“.

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Pete Doherty
Pete Doherty im Jahr 20023. Wenig später lösten sich "The Libertines" auf. Foto: Getty Images / Andy Willsher
Inhalt
  1. „Stranger in my own skin” zeigt Erschreckendes
  2. Beim Schauen musste Pete Doherty alle Eitelkeiten überwinden
  3. Die Sucht erklären wollen
  4. Pete Doherty über das neue „The Libertines“-Album
  5. Der safe space als Mittel der Heilung

Zehn Jahre lang begleitete Katia de Vidas Pete Doherty mit der Kamera, ursprünglich um Konzertaufnahmen für Websites und Promo-Material zu erstellen. „Einfach ein Job“, wie sie „TV Movie Online“ auf dem Unifrance-Festival in Paris erzählt. Fan ihres heutigen Mannes oder seiner Musik sei sie damals nicht gewesen.

Irgendwann begann Doherty sie anzurufen, wenn etwas Wichtiges passieren könnte. Die Zusammenarbeit wurde intimer. De Vidas hielt schonungslos drauf – während er Drogen konsumierte oder sich einem weiteren Entzug stellte. Auf diese Weise entstanden 200 Stunden Filmmaterial und irgendwann die Idee, die Bilder zusammenzuführen.

 

„Stranger in my own skin” zeigt Erschreckendes

Pete Doherty und Katia de Vidas
"Sie rettet mich noch immer jeden Tag", sagt Pete Doherty über seine Frau Katia de Vidas. Foto: Getty Images / Europa Press News

Jetzt ist die Dokumentation „Stranger in my own skin“ fertig. Angereichert mit Privataufnahmen aus Dohertys Kindheit und Fernsehinterviews zeigt sie einen zerrissenen Künstler jenseits der Boulevardschlagzeilen um sein Privatleben in sehr verletzlichen und sehr erschreckenden Momenten.

Wie Doherty in Paris erzählt, habe das Visuelle in seiner Karriere stets eine sehr große Rolle gespielt. „Poster, Plattencover, Merchandising, das hat mich immer begeistert“, sagt er, auch wenn er im Nachhinein nicht mit allen Videos oder Fotos aus seiner Zeit mit „The Libertines“ oder „Babyshambles“ zufrieden sei.

Dass Doherty, der sich in späteren Jahren auch intensiv mit der Malerei beschäftigte, jetzt Teil eines Filmprojekts ist, fühlt sich deshalb nicht seltsam an. Allerdings blieb er bei der Entstehung der Doku außen vor. Ganz bewusst. „Die Doku sollte kein PR-Projekt für Peter werden, sondern wahrhaftig sein“, so de Vidas, die ihn deshalb aus dem Prozess der Szenenauswahl und des Schneidens konsequent ausschloss.

 

Beim Schauen musste Pete Doherty alle Eitelkeiten überwinden

Pete Doherty und Kind
"The Libertines" im Jahr 2002. Foto: Getty Images / Eva Edsjo

Als Doherty das Ergebnis ihrer Arbeit sah, war er zuerst verstört: „Beim ersten Schauen fühlte ich mich sehr unwohl. Jeder hat eine bestimmte Vorstellung, wie er ist. Und wenn du dann siehst, wie du wirklich bist, kann das hart sein. Aber was soll ich machen? Ich wurde so geboren.“

Inzwischen berührt ihn „Stranger in my own skin“ tief. Dafür habe er allerdings seine Eitelkeiten über Bord werfen müssen. „Viele Szenen verwirren mich noch immer“, gibt Doherty zu, allerdings habe er im Werk seiner Frau auch viele schöne Erinnerungen wiedergefunden – Menschen, Stimmen, manchmal nur die Silhouette eines Freundes. „Viel Berührendes, melancholische Momente, aber auch viel Traurigkeit und Scham“, fasst er sein Seherlebnis zusammen.

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Für Katia de Vidas war die Entstehung der Doku eine abenteuerliche Suche nach Wahrheit. „Nicht is fake, nichts entstand unter Regieanweisungen. Ich filmte einfach ständig mit, weil ja nie abzusehen war, wann etwas Interessantes passiert.“ Erst als sie und der Rockstar sich privat näherkamen, hörte sie auf. Alles andere wäre seltsam gewesen, wie sie betont.

 

Die Sucht erklären wollen

Eine direkte Botschaft für Fans und Zuschauer hat die Filmemacherin übrigens nicht. „Ich wollte Sucht einfach besser erklären, denn sie wird oft missverstanden. Heute reden wir viel über mentale Gesundheit, das war noch vor zehn Jahren nicht der Fall“, stellt sie fest.

Doch die Doku unternimmt auch den Versucht, Pete Doherty selbst zu erklären, der bereits als Teenager mittels Literatur dem Leben in Kasernen, sein Vater war Sergeant-Major, zu entfliehen. „Immer war ich der Neue, der Träumer, ein Clown“, erzählt er in der Doku.

Auch interessant:

 

Pete Doherty über das neue „The Libertines“-Album

The Libertines, neues Album 2024, Pete Doherty und Carl Barat
Pete Doherty (links) und Carl Barât bei einem Auftritt in Cardiff 2022. Foto: Getty Images / Mike Lewis Photography

Demnächst werden „The Libertines“ erstmals seit vielen Jahren ein neues Album veröffentlichen. „All Quiet on the Eastern Esplanade“ soll am 8. März erscheinen. „Die beste Songsammlung der besten britischen Band aller Zeiten“, sagt er, Er sei sehr stolz auf die neue Platte. „Es gibt Menschen, die an Songs glauben, wie andere an eine Religion oder Kinder an Märchen“, erklärt Doherty seine Motivation, „zu denen gehöre ich“.

Dass er und Carl Barât wieder gemeinsam Musik machen würden, daran hatte Doherty lange selbst nicht geglaubt. Schließlich zerbrachen „The Libertines“ an seiner Heroinsucht; die Freundschaft endete, als er in Barâts Wohnung einbrach und unter anderem eine Gitarre und einen Laptop stahl. Er vertickte die Beute für Drogen. Vier Wochen musste er dafür ins Gefängnis.

„Dass ich keine Drogen mehr nehme, hat unser Verhältnis extrem bessert“, erzählt Doherty. Er meint nicht, dass die neue Platte weniger interessant sei, weil er heute clean ist. „Rock’n‘Roll, das ist einfach eine Gitarre, ein Bass und ein Schlagzeug!“

 

Der safe space als Mittel der Heilung

Pete Doherty und Kind
Heute ist Pete Doherty Familienvater und lebt zurückgezogen in Frankreich. Foto: Getty Images / Andreas Rentz

Die wilden Zeiten sind längst vorbei. Heute leben Doherty und de Vidas zurückgezogen in der Normandie, im vergangenen Sommer bekamen sie ein gemeinsames Kind, für Doherty ist es das dritte.

Dass ihr Mann heute clean ist, nimmt sie nicht als Selbstverständlichkeit hin. Sie ist sich darüber bewusst, dass eine Drogensucht selbst nach längerer Abstinenz nicht einfach weg ist. „Es gibt immer wieder gute, aber auch schlechte Momente voller Zerbrechlichkeit“, ist de Vidas überzeugt. Sie wirke diesen mit guten Vibes entgegen.

Das abgeschiedene Leben in Frankreich sei für sie und ihren Mann ein safe space. „Ich Frankreich kann ich endlich ich selbst sein“, so Doherty.

Maryanto Fischer

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