Ein Knopfdruck und die Welt steht Kopf: In "Gravity Rush 2" entführt uns Sony auf der PS4 in ein stimmungsvolles und fantasiereiches Action-Adventure. Wir verraten euch im Test für wen sich das Spiel lohnt!
Schon zu Beginn von "Gravity Rush 2" kommt man nicht umhin sich vorzustellen, wie es wohl wäre die stimmungsvolle und wunderschöne Welt aus den Augen von Protagonistin Kat in VR erleben zu dürfen: Schwebend an den Luftinseln vorbeizugleiten, die an Animationsmeisterwerke wie "Das Schloss im Himmel" von Meisterregisseur Hayao Miyazaki erinnern und sich mit spektakulären Luftattacken in die spannenden Kämpfe von "Gravity Rush 2" zu stürzen.
Vielleicht ist es auch besser so, dass Entwickler Sony Japan die Fortsetzung ihres PS Vita-Hits „Gravity Rush“ als klassische Spielerfahrung konzipiert hat: Schließlich sorgen die schwerelosen Action- und Spielpassagen auch so schon beim PS4-Spieler das eine oder andere Mal für Orientierungslosigkeit und rastlosen Schwindel. Doch tatsächlich ist auch das eine der ganz großen Stärken dieses Action-Kleinods.
Worum geht’s in "Gravity Rush 2"?
Die Grundgeschichte von "Gravity Rush 2" ist schnell erzählt: Nachdem Kat ein Sog aus ihrer Heimat gerissen hatte, wird sie von einer Flotte von Luftschiffen aufgenommen, die für einen tyrannischen Herrscher an gefährlichen Orten nach Edelsteinen schürfen. Gleich zu Beginn des Spiels erlangt Kat ihre Fähigkeit wieder und kann sich per "Gravity"-Funktion, wie sie möchte, durch den Raum bewegen (zumindest solange am Stück wie es ihre Energieleiste zulässt).
Die gutherzige und manchmal auch naive Protagonistin macht sich auf die Suche nach ihrer alten Heimat. Dass sie dabei auf raffgierige und fiese Bösewichte trifft und gleichzeitig helfen möchte, wo sie nur kann, versteht sich fast von selbst. Spiele-Designer Keiichiro Toyama entwirft zwar eine recht simple Gut-gegen-Böse-Geschichte, doch immerhin kann diese vor allem zum Ende hin mit einigen überraschenden Wendungen aufwarten, die sich zuvor nur bedingt abzeichnen. Insgesamt passt die in 23 Kapitel unterteilte Story, die immer wieder in schönen Comic-mäßigen Zwischensequenzen erzählt wird, zum bunten und stimmungsvollen Design des Action-Adventures.
Come Fly Away with Me
Wie der Titel des Spiels schon andeutet, kann Protagonistin Kat sich per Knopfdruck auf schwindelerregende Art und Weise in die Lüfte erheben und nicht nur große Distanzen schwebend überbrücken, sondern auch ihre Widersacher mit gezielten Luftmanövern ausschalten oder ihre Gravitationsfähigkeit nutzen, um bspw. ein paar freischwebende Steine, Pflanzen usw. auf ihre Gegner zu schleudern. Selbstverständlich kann Kat ihre Widersacher auch am Boden mit ein paar harten Tritten aushebeln – Bruce Lee wäre sicherlich stolz auf seine fleißige Schülerin.
Im Laufe des Spiels erweitert sich Kats Repertoire noch um zwei weitere Kampfstile, die sie entweder wie ein Hüpfgummi weite Distanzen überbrücken lassen (Mond) oder aber schwer wie ein Stein werden lassen (Jupiter): In dieser Form boxt Kat allerdings auch am Boden befindliche Schurken mit wenigen Schlägen ins Nirvana. Grundsätzlich überzeugt die rasante Action während der vielen Missionen und macht wirklich Spaß – allerdings sorgen Ungenauigkeiten in der Steuerung, die vor allem auf die teilweise suboptimale Kameraführung zurückzuführen sind, für dicke Frustmomente – vor allem in schwindelerregender Höhe.
Spannende Storymissionen, mäßige Nebenquests
Wie bereits erwähnt, zieht die Spannungskurve von Kats Geschichte besonders in der zweiten Spielhälfte spürbar an. Auch die betreffenden Storymissionen passen sich immer besser der dramatischen Geschichte an, in dem der Schwierigkeitsgrad spürbar ansteigt – generell haben die Entwickler im knapp 15 bis 20-stündigen Hauptteil des Spiels auf eine ausgewogene Mischung aus Hauptmissionen geachtet. Sehr nervig sind allerdings vor allem einige Stealth-Missionen, die aufgrund ihrer gewöhnungsbedürftigen Natur aus der Reihe tanzen und den Action-Flow spürbar bremsen. Außerdem fallen im Gegenzug zu den Hauptmissionen vor allem die Nebenquests ab.
Um ein paar nette, teilweise auch überflüssige Features und Goodies freizuschalten kann Kat nicht nur auf die eigenständige Suche nach Kristallen gehen, um ihre Fähigkeiten upzugraden, sondern in der gigantischen Spielewelt auch immer wieder neue Aufträge annehmen. Neben Sammel-Aufträgen kann es sich dabei auch um schräge Quests, wie die eines etwas zwielichtigen Mannes, der als einen seiner innigsten Wünsche unbedingt ein paar Fotos von sexy Ladies haben möchte. Leider werden die überwiegenden "Finde“- und „Sammel“-Aufträge auf Dauer etwas öde.
Tolle Präsentation und Japano-Optik
Ein Augenschmaus ist "Gravity Rush 2" nicht nur für Japanophile oder Fans von Animes, sondern auch für all jene Spieler, die gut konstruierte und stilistisch brillante Spielewelten einer reinen Hochglanzoptik vorziehen. Generell überrascht der Detailreichtum, den das Team um Spiele-Designer Keiichiro Toyama selbst in den entlegensten Ecken der gigantischen schwebenden Stadt implementiert hat.
Sowohl auf der PS4 als auch auf der PS4 Pro verzichtet das Spiel trotz der immensen „Open World“ auf Nachladezeiten und läuft recht konstant mit 30 Bildern pro Sekunde (auf der Pro nochmal einen Ticken besser). Einzig die aufpoppenden Elemente können manchmal etwas störend wirken: Erst, wenn sich Kat einer Luft-Insel nähert, werden immer mehr Textur- und Oberflächendetails sichtbar. Dies behindert den Spielablauf jedoch nie wirklich nachhaltig.
Fazit
"Gravity Rush 2" läutet quasi das Spielejahr 2017 ein und fliegt gefühlt leider etwas unter dem Rader. Doch die ambitionierte PS4-Fortsetzung des einstigen PS Vita-Abenteuers überzeugt nicht nur mit einer optisch beeindruckenden Spielewelt, sondern setzt auf kluge Spielemechanismen und eine wunderschön inszenierte Story im Anime-Design. Zwar brilliert nicht alles, was das Action-Abenteuer zu bieten hat, doch mit Protagonistin Kat steigt man extrem gerne in die Lüfte und schwingt sich in die Abenteuer dieser lebendigen und bunten Spielewelt. "Gravity Rush 2" ist definitiv eines der ersten Kleinode des Spielejahres 2017, das ambitionierte Gamer unbedingt ausgetestet haben sollten.