Alle Pferde-Fans müssen nicht mehr lange mit den Hufen scharren: Am 26.05.2022 ist endlich auch die zweite Neuinterpretation der Kultreihe „Immenhof“ auf den Kinoleinwänden zu sehen. Bei „Immenhof – Das große Versprechen“ lässt sich die Drehbuchautorin Sharon von Wintersheim wieder tierische Abenteuer einfallen: Ob ihr dieser Ritt gelungen ist, erfahrt ihr hier.
Die Pforten des Immenhofs sind geöffnet und wieder läuft alles drunter und drüber. Neben lebensbedrohlichen Giftanschlägen und pflegebedürftigen Pferden hält auch noch Störenfried Mallinckroth (Heiner Lauterbach) den Hof auf Trab! Eins ist sicher: Das Leben ist kein Ponyhof!
Immenhof – Das große Versprechen: Darum geht es
Nachdem Charly (Laura Berlin) den Hof verlassen hat, um an einer Kunstakademie zu studieren, stemmen nun Lou (Leia Holtwick) und ihre kleine Schwester Emmie (Ella Päffgen) die schwere Arbeit auf dem Immenhof. So richtig nimmt jedoch deren gestresste Cousine Josy (Caro Cult) die Zügel in die Hand, obgleich sie als unkonventionelle Großstädtlerin eigentlich keinen Schimmer von Pferden hat.
Dann auch noch das: Auf dem Nachbarshof von Mallinckroth verübte jemand einen Giftanschlag auf sein Champion-Pferd „Cagliostro“. Daraufhin verstecken sie gemeinsam das teure Turnierpferd auf dem Immenhof, um ihn vor weiteren Attentaten zu schützen. Jedoch bemerkt Lou schnell: Cagliostro muss auch vor seinem Besitzer geschützt werden! Mallinckroth möchte sein erschöpftes Spitzenpferd nämlich bei dem baldigen Derby mitreiten lassen, obgleich das arme Tier noch Ruhe benötigt.
Mallinckroth ist nicht von seinem hohen Ross herunterzuholen, daher beschließt Lou mit Cagliostro die Flucht zu ergreifen. Hierbei macht sie ihrem angeschlagenen Lieblingspferd das große Versprechen, dass es nicht beim Turnier antreten müsse. Kein Wunder, dass das Gesicht des ehrgeizigen Mallinckroths länger als das der Pferde wurde, als er von Lous Flucht erfährt. Die Jagd beginnt! Kann Lou ihr Versprechen halten? Und was läuft mit ihrem gutaussehendem Freund Cal (Maximilian Befort), dessen Hof ihnen als Unterschlupf dient?
Immenhof – Das große Versprechen: Eine zu perfekte Pferdewelt
Trotz der vielen Probleme auf dem Pferdehof suggeriert der Film eine sehr heile Welt, die sehr realitätsfremd ist: Privilegierte und wunderschöne Mädchen reiten in Zeitlupe auf glanzvollen Pferden über traumhaft idyllische Landschaften. Hierbei fehlte der Bezug zur echten Welt. Alles scheint noch so wie in den ersten Immenhof Filmen von vor 70 Jahren, obgleich damals noch ein ganz anderes Rollenbild und ein stärkerer Heimatbezug herrschte.
In solch einer Paradieswelt darf etwas nicht fehlen: Gleich zwei Jungen sind in die schöne Protagonistin Lou verliebt. Dennoch hat einer der beiden, Leon (Moritz Bäckerling), mit dem Handlungsstrang überhaupt nichts zu tun und erscheint im Film überflüssig. Das gleiche gilt beispielsweise auch für die Kunststudentin Charly, die Victor (Max von Thun) am Telefon sagt, dass sie ihn vermisse. Daraufhin folgt: Nichts! Auf die Szene hätte verzichtet werden oder eine Weitererzählung stattfinden können, gerade weil der sympathische Victor auch sein großes Glück verdient hätte. Viele der Handlungsstränge werden zu kurz angeschnitten, letztendlich war sogar das Motiv des Giftanschlägers unklar. Neben der eigentlichen Handlung hätte vor allem auch das gesamte Thema des Filmes mehr Tiefe benötigt.
Immenhof – Das große Versprechen: Tierschutz oder lieber Medaillen?
Der Film setzt sich hauptsächlich mit dem Thema „Tierrecht“ auseinander, das sich in einer klassischen Gegenüberstellung von einem guten und einem bösen Charakter widerspiegelt. Auf der einen Seite steht die liebevolle Pferdeflüsterin Lou, die sich aufopferungsvoll um das Wohlergehen ihres Schützlings sorgt. Auf der anderen Seite ist der kalkulierende Geschäftsmann Mallinckroth, für den seine Karriere, seine Auszeichnung und die Turniergewinne an erster Stelle stehen. Sein Champion-Pferd „Cagliostro“ scheint durch den enormen Druck in einen innerlichen Konflikt zu geraten und trottet dem kompletten Hoffnungsverlust entgegen.
Obgleich die Frage nach dem Tierwohl die Handlung des Filmes bestimmt, findet letztendlich keine ausreichende Auseinandersetzung oder Diskussion darüber statt. So wurde beispielsweise die offene Frage von Lou, ob die Vierbeiner nicht für die Freiheit bestimmt seien, in der Luft hängen gelassen. Schon in der darauffolgenden Szene galoppiert sie musikuntermalt auf ihrem Nutztier entlang der idyllischen Kulisse.
Trotz dieses misslungenen Szenenschnittes harmoniert die Filmmusik allgemein recht gut mit den Landschaftsaufnahmen. Etwas übertrieben untermalt das Partisanen-Lied „Bella Ciao“ eine Verfolgungsjagd, doch vorallem ist hierbei die hervorragende Kameraarbeit im Fokus. Besonders gelungen ist die experimentelle Art, Szenen aus den Augen des vergifteten Pferdes zu zeigen.
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Immenhof – Das große Versprechen: Humor? Kommt vor!
Die Dialoge können nicht überzeugen. Sie zielen vor allem auf Humor ab, dabei kommen die Sätze jedoch zu verkopft oder bemüht rüber. So etwas authentisch rüberzubringen ist für die unerfahrenen und jungen Darsteller:innen sichtlich nicht einfach. Dennoch kommen einige sehr lustige Wortspiele, z.B. wie „Wander“-Woman, vor, bei denen man sich ein Lachen nicht verkneifen kann!
Das Fazit: Bei „Immenhof - Das große Versprechen“ hat man mit einem Kartenkauf sicherlich nicht komplett auf das falsche Pferd gesetzt. Die Geschichte erscheint zwar nicht sonderlich aktuell, aber man verlässt das Kino mit einem wohligen Gefühl. Gerade für jüngere Pferde-Fans ist der Film sicherlich ein tierischer Spaß, wobei es nicht an Abenteuer, Humor und atemberaubenden Pferdeaufnahmen mangelt.
Hier könnt ihr den Trailer sehen:
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Text: Xenja Maria Fischer