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Kino

„In the Land of Saints and Sinners” Kritik: Liam Neeson kann den Film nicht retten!

Liam Neeson verkörpert in “In the Land of Saints and Sinners” einen Auftragskiller am Scheideweg, der ein letztes Mal zu bleihaltigen Argumenten greifen muss.

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Liam Neeson "The Land of Saints and Sinners"
Unsere Kritik zu "In the Land of Saints and Sinners" mit Liam Neeson und Kerry Condon. Foto: Bleiberg Entertainment

Beim gemeinsamen Dosenschießen gewinnt Finbar Murphy (Liam Neeson) gegen den örtlichen Polizeichef Vincent (Ciaran Hinds) eigentlich immer. Einfach ein Naturtalent? Oder übt der vermeintliche Buchverkäufer doch etwas mehr, als er zugeben mag? In der beschaulichen irischen Küstenstadt Gleann Colm Cille hinterfragt das niemand so richtig. Hier ist Finbar ein sehr geschätzter und liebevoller Nachbar. Tatsächlich ahnt fast niemand, dass der sympathische Kriegsveteran in Wirklichkeit als eiskalter Auftragsmörder agiert, der schuldige Täter jeglicher Coleurs mit einem gezielten Gewehrschuss ins Jenseits befördert. Um seine „Taten“ nicht zu vergessen, pflanzt er für jedes seiner Opfer ein kleines Bäumchen.

Die haben sich über die Jahre fast schon zu einem kleinen Wäldchen gewandelt, weshalb Finbar seine zweifelhafte Haupttätigkeit endlich beenden will. Den Lebensabend zu genießen, erscheint sinnvoller denn je: Denn ganz andere Probleme liegen gesellschaftlich in der Luft. Schon wieder hat die IRA in Belfast ein Autobombenattentat ausgeführt. Was Finbar und die Bewohner:innen von Gleann Colm Cille nicht ahnen: Die Terroristen befinden sich aktuell unter ihnen. Angeführt werden sie von Doireann McCann (Kerry Condon), die sich nach dem Verschwinden eines Teammitglieds auf Rachefeldzug begibt. Dabei kreuzen sich die Wege von Doireann und Finbar, weshalb der Ex-Auftragskiller (hoffentlich) ein letztes Mal zur Waffe greifen muss…

Auch spannend:

 

Ein „moderner“ Western mit komplett fragwürdiger Prämisse

So ein bisschen wirkt Liam Neeson in „The Land of Saints and Sinners”, als würde er ein paar Jahrhunderte zu spät vom Set von „The Banshees of Inisherin“ stolpern. Dabei geht es eben nicht mehr um liebenswürdige Esel bzw. eskalierende Freundschaften, sondern eben darum ein waschechter Auftragsmörder in der letzten Pampa zu sein. Doch nicht nur das: Der irische Ausnahmedarsteller muss in „In the Land of Saints and Sinners“ glaubhaft darstellen, dass er als Auftragskiller im malerischen Örtchen an der irischen Küste a) tatsächlich genug zu tun hat und b) von den gefühlt zehn Einwohnern nicht schon längst entlarvt wurde.

Die Prämisse zu Robert Lorenz‘ Western-Thriller ist tatsächlich schwer zu schlucken, auch wenn ein Liam Neeson mit Schrottflinte in der Hand mittlerweile ein vertrautes Bild abgibt. Lorenz und Neeson hatten erstmals in „The Marksman“ (2021) gemeinsam zusammengearbeitet und setzen in ihrer neuen Kollaboration das Drehbuch von Terry Loane und Mark Michael McNally um. Als Hintergrund dient der Nordirlandkonflikt, der hier jedoch eher Mittel zum Zweck ist, um die Aktivisten/Terroristen rund um Darsteller Kerry Condon als antagonistische Kräfte zu Neesons „einsamen Wolf“, der sein Leben in die richtige Bahn lenken will, zu positionieren.

 

Von Authentizität und fehlender Dramaturgie

In the Land of Saints and Sinners
Kerry Condon ist als IRA-Terroristin das Highlight des Films! Foto: Bleiberg Entertainment

Immerhin bemühen sich Lorenz und seine Drehbuchautoren um Authentizität, vor allem wenn es um die Darstellerwahl und Sprache geht: Die verschiedenen irischen Dialekte klingen aus den Mündern von Neeson, Hinds und Condon einfach verdammt großartig. Und auch wenn sicherlich Neeson als DER Aufhänger für den Film stilisiert wird, ist es doch seine kürzlich erst Oscar-nominierte Kollegin Kerry Condon („The Banshees of Inisherin“), die den Film mit ihren Schimpftiraden und ihrem kernigen Schauspiel einen richtigen Punch verleiht. Lorenz erzählt hier von klassischen Westerntropen und kann natürlich auf ein bildgewaltiges Setting bauen, doch es fehlt immer wieder deutlich an Dramaturgie, die für wiederholende Motive und langgezogene Dialoge geopfert wird.

Wer Liam Neeson als auftragskillenden Racheengel erwartet, der das kleine Dorf und danach die ganze Insel mit kernigen Sprüchen und viel bleihaltigen Argumenten auseinandernimmt, wird sicherlich enttäuscht sein zu hören, dass „The Land of Saints and Sinners“ selbst im großen Finale in puncto Action erstaunlich zurückhaltend bleibt. So hinterlässt „The Land of Saint and Sinners“ einen eher mäßigen Gesamteindruck – wie ein guter Single Malt Whiskey, der mit viel zu vielen Eiswürfeln serviert wird.

 

"In the Land of Saints and Sinners" feiert seine Uraufführung in der Orrizonti Extra-Sektion des Filmfestivals von Venedig. Der Film besitzt aktuell noch keinen Starttermin.

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