Mit vereinten Kräften bringt DC seine "Justice League" auf den Weg: Und die "Avengers"-Konkurrenten machen bei ihrem ersten Abenteuer ein erstaunlich gute Figur, findet TVMovie.de-Redakteur David Rams.
Sie wurden geschimpft. Ausgelacht. Mit fiesen Emojis überzogen. Und all dies leider völlig zu Recht: Mit welcher Schwerfälligkeit und Lieblosigkeit DC sein „neues“ Superheldenuniversum mit „Man of Steel“, „Batman V Superman“ und „Suicide Squad“ einläutete, lies nicht nur Filmkritiker ratlos zurück, sondern auch viele treue Comic-Fans.
DC lag am Boden. Und Marvel sah lange wie der strahlende Sieger im Kampf um die Krone der Comic-Verfilmungen. Doch dann kam anno 2017 der unerwartet formidable Solo-Auftritt von Gal Gadot aka "Wonder Woman", der nicht nur mit einer hervorragenden Hauptdarstellerin punkten konnte, sondern die Ernsthaftigkeit des Stoffs wunderbar in eine vielschichtige Geschichte einwebte, die von Regisseurin Patty Jenkins auch noch bombastisch gut inszeniert wurde.
"Justice League": Die Kunst Altlasten über Bord zu werfen
Eine gute Portion Skepsis war also angebracht, ob ausgerechnet "Man of Steel"- und „Batman V Superman“-Regisseur Zack Snyder die DC-Trendwende adäquat fortführen würde. Im Vorfeld der Fertigstellung wurde darüber hinaus bekannt, dass Snyder aufgrund einer familiären Krise sein Amt als Regisseur vorzeitig niederlegen musste. Für ihn Sprang ausgerechnet Marvel-Hero Joss Whedon ein, der bekanntlich auch die erste Zusammenkunft der „Avengers“ inszeniert hatte. Inwieweit Whedon neben Reshoots und der Post-Produktion involviert war, können wir nur demnach nur mutmaßen.
Mit knapp zwei Stunden Laufzeit ist "Justice League" nicht nur einer der kürzesten DC-Filme, sondern entledigt sich auch dank seiner kompakten Laufzeit auch vieler Entlasten des unmittelbaren Vorgängers „Batman V Superman“. Denn natürlich wollen wir Zuschauer wissen, wie unsere Helden ticken: Wenn das jedoch, wie bei BVS, in gähnend langweilige und pseudophilosophisch peinliche „Charakterszenen“ mündet, sollten sie einem besser erspart bleiben.
„Justice League“ kommt zwar nicht umhin, in der ersten Hälfte des Films seine Helden zu „rekrutieren“ und ihnen die nötige Backstory zu geben: Doch bei aller Holprigkeit findet der Film schnell seinen Rhythmus. Und macht dann tatsächlich auch jede Menge Spaß: Das vielleicht größte Kompliment gebührt „Justice League“ dafür, dass er endlich einmal nicht vergisst in erster Linie ein Unterhaltungs- bzw. Popcorn-Film sein soll.
Helden zum Aufschauen – eine Geschichte zum Vergessen
Für den Unterhaltungsfaktor sorgen auch vorzeigbare Helden, die endlich mal nicht als lebendige Gimmicks daherkommen. Sicherlich: Cyborg, Aquaman & Co. werden nicht unbedingt mit viel Leinwandzeit verwöhnt und müssen sich durch etwas lasche Backstorys quälen, doch vor allem im Verbund weist die "Justice League" erstaunlich viel Charme und eine gute Chemie auf. Vielleicht wäre ihr erstes Abenteuer auch noch erinnerungswürdiger gewesen, wenn die Story nicht aus dem 08/15 Superheldenfilm-Baukasten entnommen wäre.
So ist der Verlauf der dünnen Handlung dann doch äußerst vorhersehbar und leidet vor allem auch an einem CGI-Bösewicht, der zwar in der Originalversion von Ciarán Hinds toll synchronisiert wurde, doch insgesamt äußerst blass bleibt. Nichtsdestotrotz bleibt am Ende ein überraschend positiver erster Auftritt der "Justice League" in Erinnerung – und dank der Post-Abspannszene darf man hoffen, dass die nächsten Widersacher den Helden der „Justice League“ auch in punkto Leinwandpräsenz deutlich ebenbürtiger sein werden.
Fazit
Die Konkurrenz der „Avengers“ schläft nicht: Nach „Wonder Women“ liefert DC mit „Justice League“ einen unterhaltsamen und gelungenen Superhelden-Blockbuster ab, der nicht nur mit mitreißenden Actionsequenzen punkten kann, sondern mit dem Charme seiner starken Protagonisten. Schade, dass die äußerst dünne und vorhersehbare Story sowie der blasse Antagonist den ersten Auftritt der DC-Helden etwas trüben.
"Justice League" startet am 16. November 2017 deutschlandweit in den Kinos! Den Trailer seht ihr hier: