17 Jahre nach Beginn kommt die Reihe zu einem Abschluss. Doch ist es der erwartete Gaming-Kracher ? Das verraten wir im Test zu "Kingdom Hearts 3"!
14 Jahre nach dem zweiten Teil und sieben Jahre nach dem letzten neueren Spiel ist es soweit: „Kingdom Hearts 3“ ist endlich da. Im Test verraten wir, ob sich das lange Warten gelohnt hat.
Die "Kingdom Hearts 3"-Geschichte: Etwas von allem
Was man von vornherein wissen sollte: Die Drei im Titel ist etwas irreführend. Denn so ziemlich alle Spin-offs neben den Hauptspielen sind wichtig für die übergreifende Geschichte. Somit ist „Kingdom Hearts 3“ eher der achte Teil in einer Reihe, die bereits für ihre stark verwobene Story bekannt ist, was den Einstieg für Neulinge umso schwieriger macht. Doch für die ist „Kingdom Hearts 3“ eigentlich gar nicht gedacht.
Von der ersten Sekunde an ist das Spiel eine Liebeserklärung an seine Fans. Bereits am Anfang sieht man Szenen aus den vergangenen Abenteuern von Sora, Donald und Goofy. Der erste Boss ist eine Hommage an einen der bekanntesten Gegner. Solche Anspielungen ziehen sich über die gesamte Länge. Da „Kingdom Hearts 3“ allerdings auch versucht, trotzdem seine Welt Neueinsteigern zu erklären, führt das zu einer komischen Situation.
Auf der einen Seite verwendet das Spiel gerade am Anfang sehr viel Zeit und Zwischensequenzen auf seine Erklärungen. So zieht sich die Erzählung extrem lang und will nicht wirklich in Fahrt kommen. Andererseits verlieren diejenigen, die mit diesen Erklärungen abgeholt werden sollten, spätestens mit dem Auftauchen einer dritten Gegnerart wohl komplett den Faden. So ist der Ansatz, das Spiel für alle ansprechend zu machen, zwar lobenswert, allerdings setzt sich das Team von Tetsuya Nomura damit ein wenig zwischen alle Stühle.
So gut ist das Kampfsystem
Spielerisch ist „Kingdom Hearts 3“ am ehesten mit „A Fragmentary Passage“ aus der „2.8 Final Chapter Prologue“-Collection zu vergleichen. Im Gegensatz zu den Spielen davor ist Soras Kampfstil deutlich verändert worden. Ein bisschen fühlt es sich an, als ob die Entwickler die Schwerkraft weit runter gedreht haben. So bleibt man deutlich länger in der Luft, was Luft-Combos mit dem Schlüsselschwert wertvoller macht. Auch die Umgebung kann jetzt mit in den Kampf einbezogen werden. Doch das „Flow Movement“, was Kenner bereits aus dem 3DS-Teil „Dream Drop Distance“ kennen, fühlt sich etwas schwammig und ungenau an.
Gerade „Kingdom Hearts 2“ ist in Fan-Kreisen dafür bekannt, ein sehr durchdachtes Kampfsystem zu haben. Während man in den niedrigeren Schwierigkeitsgraden gut durch die Geschichte kam, indem man nur auf die Angriffstaste hämmerte, musste man seine Taktik und Fähigkeiten bereits bei den optionalen Bossen stark anpassen. „Kingdom Hearts 3“ hingegen motiviert seine Spieler, alle Angriffs- und Magie-Fähigkeiten von Sora einzusetzen. Dadurch werden nämlich stärkere Versionen der Angriffe verfügbar, die gerade bei größeren Gegnergruppen hilfreich sind.
Zusammen mit den Attraktions- und Team-Attacken gibt es so viele verschiedene Möglichkeiten, sich gegenüber den Herzlosen, Niemanden und Unversierten zu erwehren. Die stellen allerdings selten eine Gefahr da und manche Animationen dauern so lange, dass man die Gegner dann doch lieber mit dem Schlüsselschwert bearbeiten. Sollten einem die Gegner doch mal näher auf die Pelle rücken, kann man diese Spezialattacken auch taktisch einsetzen, da sie einen für kurze Zeit unverwundbar machen.
Wunderschöne Welten
Was die Reihe seit Beginn an besonders gemacht hat ist die Verbindung von Disney-Welten mit bekannten Final Fantasy- und JRPG-Figuren. Inzwischen sind Sora, Riku oder Xehanort selbst zu solchen ikonischen Videospiel-Figuren geworden, weswegen der Fokus auf den Welten liegt. Und wie in den vorherigen Spielen sind sie das Highlight von „Kingdom Hearts 3“.
Ob man mit Rapunzel durch die bunte Wälder von Corona streift oder als Spielzeug ein riesenhaftes Kaufhaus erkundet – die Level-Designer haben ganze Arbeit geleistet. Dabei wird vor allem von Soras Fähigkeit, Wände hochzulaufen Gebrauch gemacht, um eine ganze Menge vertikales Gameplay einzubinden – passend zu der fehlenden Schwerkraft. Und das Spiel motiviert auch, jeden Stein umzudrehen. Wer nur stumpf den Wegen folgt, findet nicht mal ein Drittel der darin versteckten Schätze.
Einer der größten Unterschiede zu den direkten Vorgängern sind die Gummischiff-Missionen. Während man in den beiden ersten Teilen zwischen zwei Leveln einem festgelegten Pfad folgte und dabei Gegner abschoss, gibt es nun einen offenen Raum zu erkunden. Die Steuerung ist dabei schnell verinnerlicht und wer die Gefechte mit anderen Raumschiffen vermisst, kann Missionen annehmen, um möglichst schnell möglichst viele Gegner auszuschalten oder riesige Bosse zu bekämpfen. Doch auch wichtige Materialien findet man im Weltraum.
Denn neben dem Bereisen von Disney-Welten kann man in „Kingdom Hearts 3“ noch Items schmieden, mit Remy aus „Ratatouille“ Gerichte kochen, Fotos machen oder Mini-Spiele im Stile alter LCD-Konsolen zocken. An Inhalt mangelt es also definitiv nicht.
Ist „Kingdom Hearts 3“ jetzt also der alles überstrahlende Abschluss der Reihe? Leider gibt es zu viele Stellschrauben, an denen entweder zu viel oder zu wenig gedreht wurde. Aber das sind Fans eh gewohnt, auch die Vorgänger-Spiele hatten so ihre Macken. In diesem Sinne führt Teil 3 diese Tradition fort und wird dementsprechend heiß geliebt werden.
Getestet von Matthias Holm