Time to say Goodbye: In seinem letzten Auftritt als "Wolverine" beeindruckt Hugh Jackman in "Logan" mit der eindrucksvollsten Rolle in seiner Karriere. Wie schwer ihm der Abschied von den X-Men fällt und wann er in Zukunft "Wolverines Klauen" anlegen wird, verriet er uns im exklusiven TV Movie Online-Interview auf der Berlinale 2017!
Zehn Mal fuhr Hugh Jackman in den vergangenen 17 Jahren in den "X-Men" und "Wolverine"-Filmen die scharfen Krallen aus: Doch mit "Logan" verabschiedet sich der australische Ausnahmedarsteller nun endlich von jener Rolle, die ihn weltberühmt gemacht hatte. Dass es sich dabei um keinen "normalen" Abschied handelt, durfte das begeisterte Publikum der Berlinale 2017 bereits bei der Weltpremiere miterleben.
Auch in unserer Kritik zu "Logan" stellen wir fest, dass es selten einen intimeren und dramatischen Superhelden-Film als den dritten und letzten "Wolverine"-Ableger gab. Im exklusiven Interview verriet uns Hugh Jackman dann auch, wie er sich auf diese fordernde Rolle vorbereitet hatte und wie sehr ihn seine junge Kollegin Dafne Keen begeistert hat.
TV Movie Online: Ihr erster Auftritt als "Wolverine" ist schon 17 Jahre her: Wie hat Sie diese Rolle verändert?
Hugh Jackman: Im Film sagt 'Wolverine' an einer Stelle: 'Sei nicht der, zu dem sie dich gemacht haben!' Ich liebe diese Rolle! Auch, wenn man es kaum glauben kann, aber ich habe dadurch gelernt, dass ich eine introvertierte Seite habe. Ich finde es großartig, dass ihm egal ist, was andere Leute über ihn denken. In seinem Inneren ist er eigentlich ein sehr loyaler und empathischer Typ. Auch in 'Logan' geht es darum zu akzeptieren, wer man ist und keine Angst davor zu haben. Für mich ist das eine wichtige Lebenslektion. Es war der erste Film, den ich gemacht habe. Und ich bin durch die Rolle als Schauspieler gewachsen.
Für die meisten 'Wolverine'-Filme haben Sie sich ja vor allem physisch auf die Rolle vorbereitet. Wie bereitet man sich jedoch auf eine Figur vor, die das Leben aufgegeben hat?
Ich habe das erste Mal seit dem Abschluss an der Schauspielschule einen Schauspiel-Coach besucht. Das letzte Mal ist immerhin 20 Jahre her. Ich wollte nicht, dass sich 'Logan' wie ein weiterer 'Wolverine'-Film anfühlt. Es sollte neu und anders werden. Für mich war der ausschlaggebende Grund für einen weiteren 'Wolverine'-Film auch Regisseur James Mangold, der aus mir gefühlt immer die besten Leistungen herauskitzelt. Er pusht mich einfach immer an mein Maximum.
War es für Sie besonders erfüllend noch einmal mit Patrick Stewart in solch einem intimen Setting spielen zu dürfen?
Als ich an der Schauspielschule war, habe ich davon geträumt an der Royal Shakespeare Company mit Ian McKellen, Judy Dench und Patrick Stewart auftreten zu dürfen. Ich habe mir während den Vorlesungen unzählige Aufzeichnungen mit Patrick Stewart angeschaut. Mit ihm in einem Film zu spielen, ist schon großartig genug. Dann allerdings eine Szene zu spielen, wie zu Beginn von Logan, in der mehr Drama steckt als in allen bisherigen Filmen zusammen, ist natürlich großartig. Wir haben die Szene in der ersten Woche gedreht und schon da wusste ich, dass wir tatsächlich etwas ganz Besonderes erschaffen.
Nie wieder "Wolverine"
Wie hat es sich angefühlt das letzte Mal die Klauen von "Wolverine" anzulegen?
Es mag sich komisch anhören, aber diese Klauen schneiden einem wirklich die Hände auf. Das letzte Mal habe ich sie nach zwei Tagen Nachdrehs ausgezogen und hatte ernsthaft meine eigene Haut in meiner Hand (lacht). Ich war also ziemlich froh, dass ich sie los bin. Aber natürlich habe ich fünf oder sechs Paar von ihnen zuhause. Immer, wenn meine Tochter jemanden nach Hause bringt, wollen sie 'Wolverines Klauen' sehen. Diese Figur wird mich definitiv bis zum Ende meines Lebens verfolgen.
Vielleicht holen Sie die Klauen ja zu einem speziellen Anlass noch einmal raus?
Meine Tochter ist gerade elf Jahre alt. Wenn sie anfängt zu daten, werde ich sie Tag und Nacht tragen (lacht).
Ryan Reynolds hatte in einem Interview über ein Deadpool/Wolverine-Crossover gescherzt. Sind Sie sicher, dass wir Sie als 'Wolverine' nie wiedersehen?
Ryan ist ganz schlecht darin, ein einfaches 'Nein' zu akzeptieren. Ich liebe Ryan über alles, aber das Wort 'Nein' zu hören, gehört leider nicht zu seinen Stärken.
Eine der großen Überraschungen im Film ist Dafne Keen als Laura/X-23, die in einigen Szenen wirklich ihre wilde Seite zeigt. Ich bin wirklich erschrocken, als sie in ihrer ersten Actionszene die Klauen ausfährt...
Ich will nicht zu viel verraten, aber da gibt es diese Szene, in der sie Cerealien isst. Und diese Typen kommen ihr näher und haben Waffen auf sie gerichtet. Und sie dreht ihren Kopf ganz lässig zu diesen Kerlen, während ihr ein Tropfen Milch über die Lippe rinnt. Ich liebe diesen Moment! Sie ist eine großartige Darstellerin. Und sie ist so knallhart drauf. Wenn mich jemand fragen würde, wer als Nächstes 'Wolverine' spielen sollte, hätte ich schon eine Idee...
Wie war es für Sie als Vater zu sehen, wie ein kleines Mädchen eine Gang von üblen Typen in Stücke reißt?
Ich war völlig begeistert – und wirklich stolz auf sie! Als James Mangold mit der Idee kam aus „Logan“ eine Art Familiengeschichte zu machen, war ich anfangs wirklich skeptisch. Dafne ist schließlich 11 Jahre alt und ich konnte mir nicht vorstellen, dass es mit solch knallharten Actionszenen klappen könnte. Und dann kam sie zum ersten Mal ans Set und hat mich Drehtag um Drehtag aufs Neue begeistert. Und sie hat für ihre Rolle wirklich knallhart trainiert.
Den letzten Trailer zu "Logan" gibt es hier:
Interview & Text: David Rams