Mit "Lost in Random" setzt EA seine erfolgreiche Originals-Reihe fort, die zuletzt mit "It Takes Two" ein echtes Highlight im petto hatte. Ob uns das Action-Adventure mit Würfeltwist überzeugen konnte, lest ihr in unserem finalen Test!
Bereits vor einigen Wochen durften wir uns in die Welt von "Lost in Random" wagen und uns fleißig durch die ersten beiden Königreiche von "Random" würfeln. Nachdem wir nun endlich die finale Testfassung des Spiels ausführlich anspielen konnten, dürfen wir erfreut feststellen, dass die positiven Eindrücke unserer Preview tatsächlich bestätigt wurden: "Lost in Random" ist nach "It Takes Two" ein weiterer gelungener Streich aus der EA Originals-Schmiede, der mit seinem coolen Design, der stimmigen Erzählung sowie dem innovativen Kampfsystem punkten kann. Doch wir drehen die Würfel erstmal ein wenig zurück und verraten euch, was euch in "Lost in Random" tatsächlich erwartet:
Verdammt, schon wieder eine Eins! Was vielleicht für einen kurzen Aufreger in der aktuellen Partie von „Mensch, ärgere dich nicht“ sorgen kann, ist für die Bewohner des unberechenbaren Königreichs „Random“ alles andere als ein Pappenstiel. Denn der magische Würfel der eiskalten Königin bestimmt in „Random“ sozusagen alles: Nicht nur in welchem Bereich des gigantischen Königsreichs man landet, sondern letztendlich auch, was für ein tristes bzw. fröhliches Dasein man fristen muss. Während die Welt in Sechstopia einem Märchenbuch gleicht, sind die Bewohner*innen im düsteren Einsfelden die absoluten Außenseiter in Random – und doch nicht ganz unglücklich. Denn trotz vieler dunkler Ecken, seltsamen Gestalten und ihrer Armut leben die beiden Schwestern Odd und Even ein relativ unbeschwertes Leben. Bis eines Tages Odd den magischen Schicksalswürfel bedienen muss, weil sie zwölf Jahre alt geworden ist und damit alt genug ihr Schicksal für den Fortlauf ihres Lebens zu erwürfeln: Und natürlich würfelt Odd ganz zufällig eine Sechs, was gleichzeitig bedeutet, dass sie von der Königin und ihren fiesen Schergen nach Sechstopia entführt wird. Eine Vision macht ihrer Schwester Even deutlich, dass sie ihre Schwester nicht im Stich lassen kann: Sie macht sich auf den langen, beschwerlichen und äußerst gefährlichen Weg nach Sechstopia um ihre geliebte Schwester endlich wieder in die Arme schließen zu können.
Hier findest du "Lost in Random" für Xbox.
"Lost in Random": Ein Tim Burton-Film wird zum Spiel
"Lost in Random" ist das neueste Spiel des schwedischen Entwicklerstudios Zoink!, die bereits mit ihrem letzten Action-Adventure „Fe“ im Rahmen der EA Originals Erfahrung gesammelt hatten. Mit „Lost in Random“ erfüllt sich das Entwicklerteam einen lang gehegten Wunsch, nämlich ein Spiel über den Zufall zu erschaffen. Im Gegensatz zu anderen Spielen mit zufallsgenerierten Welten wollten die Entwickler*innen von Zoink! den Zufall zwar auch spielerisch ausdrücken, doch vor allem in den Mittelpunkt der Erzählung stellen. Und tatsächlich gelingt ihnen das äußerst gut: Denn über die komplette Spielzeit hinweg ist es vor allem die schaurig-schöne Atmosphäre und die liebevoll designten Schauplätze des Spiels, die uns in ihren Bann gezogen haben. „Lost in Random“ orientiert sich dabei atmosphärisch an Film-Klassikern wie bspw. „Nightmare before Christmas“ und bringt diese Stop-Motion-Qualität mit toll designten Figuren und Schauplätzen sowie vielen kleinen liebevollen Details wirklich sehr gut rüber. Generell wirkt der Stil gut gewählt für diese düstere spielbare Märchenwelt, in der ihr die Steuerung der kleinen Even übernehmt.
Während ihr euch zu Beginn des Action-Adventures noch allein durch die Straßen von „Random“ schleicht und mit eurer Steinschleuder auf Statuen schießt, um ein paar Münzen einzusammeln und einem seltsamen Gespenst folgt, das euch im Traum erschienen ist, ändert sich das Abenteuer abrupt, als ihr auf Dicey trefft. Dicey ist, wie sein Name schon verrät, ein sehr eigenwilliger und niedlicher Würfel, der euch beim Kampf mit den Schergen der „Random“-Königin unter die Arme greift. Und natürlich laufen auch die Kämpfe in „Lost in Random“ unter dem Zufallsmotto, auch wenn sie alles andere als zufällig sind: Zunächst bearbeitet ihr eure Widersacher mit eurer Steinschleuder und sammelt dann kleine Würfelkristalle auf, die sie bei jedem Treffer absondern. Mit dieser Würfelenergie fühlt sich langsam die Anzeige von Dicey bis ihr schließlich Karten einsetzen könnt und dabei die Zeit einfriert: Mit den Karten lassen sich bspw. Nah- und Fernkampfwaffen für Even herbeizaubern oder bspw. eine Kugel, die für eine bestimmte Zeit alles auf ihrem Weg abräumt und den Gegnern damit ordentlich Schaden macht. Je nachdem welchen Wert ihr würfelt und welche Karten sich in eurem Deck bisher befinden, hat jeder Kampf auch gegen ähnliche Widersacher immer auch eine ganz individuelle taktische Komponente.
Zu Beginn ist die Auswahl an Karten jedoch noch sehr begrenzt, weshalb viele Kämpfe dann doch relativ ähnlich ausfallen. Mit zunehmender Dauer könnt ihr bei einem Händler dann neue Karten dazukaufen und baut euch in einer Art Deckbuilder-System dann euer vorgefertigtes "Kampfdeck", aus dem dann wiederum "zufällig" Karten von Dicey in den Echtzeitkämpfen hervorgeholt werden. Kartenauswahl und eine gute Zusammenstellung sind tatsächlich auch wichtig: Bspw. hatten wir in einem Bosskampf am Ende des 2. Gebietes vergessen Heilkarten in unser Deck zu integrieren und mussten dann zusehen, wie unsere Lebensanzeige nach und nach ins Nichts geschwunden ist - ohne Hoffnung auf neue Lebenspunkte. Grundsätzlich ist das Deckbuilder-Kampfsystem wirklich gut gelungen, auch wenn es in der Praxis dann doch weniger revolutionär ist, als es zunächst den Anschein hat: Gefühlt laufen viele Kämpfe nach einem ähnlichen Muster ab, weil man schnell sein mehr oder weniger ideales Deck gefunden hat und den bewährten Ablauf dann doch eher selten ändert. Auch in den Kämpfen selbst ist das teilweise etwas sperrige und hakelige Anvisieren der Lebenskristalle der Gegner manchmal etwas mühsam und umständlich, da man erst so Dicey und das Ausspielen der Karten aktivieren kann. Besonders längere Kämpfe mit spawnenden Gegnermassen werden so manchmal zur nervigen Geduldsprobe. Der Schwierigkeitsgrad von "Lost in Random" hält sich bei mehr oder weniger geschickten Deckbuilding schon arg in Grenzen, weshalb die echte Herausforderung gerade im weiteren Verlauf der Kampagne fehlt.
Trotz dieser Defizite sind uns die Haupt- und Nebenfiguren sowie die generellen Bewohner*innen von "Random" doch ziemlich ans Herz gewachsen. Man spürt hier einfach deutlich, dass die Entwickler*innen von Zoink mit einer klaren und innovativen Idee ans Spiel herangegangen sind und hier ihr Herzblut reingehauen haben. Und das spürt man zu jedem Zeitpunkt, in dem man durch die Welt von "Random" streift. Technisch hinterließ das Spiel auf der von uns getesteten PlayStation 5-Fassung übrigens einen guten bis sehr guten Eindruck: Zwar ist "Lost in Random" alles andere als ein Grafikwunder, doch das stimmige Art-Design sowie die schöne Spielewelt machen doch einiges her. Auf der PlayStation 5 läuft das Spiel butterweich mit 60 Bildern pro Sekunde und 4K-Auflösung und hat bei unserem Durchlauf überhaupt keine Bugs oder schwerwiegenden Abstürze produziert. Auch das ist heutzutage keine Selbstverständlichkeit mehr.
"Lost in Random": Unsere finalen Testeindrücke
Die Würfel sind gefallen: "Lost in Random" ist ein weiterer eindrucksvoller Titel aus dem EA Originals-Programm. Besonders die stimmige Spielwelt, die schön erzählte Hauptgeschichte sowie die innovativen Action-Einlagen haben es uns wirklich angetan. Das schwedische Entwicklerstudio "Zoink!" beweist hier eine klare künstlerische Vision, die sie nicht nur künstlerisch eindrucksvoll durchziehen, sondern die auch ganz klar Herzenssache ist. Die vielene liebevollen Details und Ideen in der Welt von "Random" zeugen von einem echten Herzensprojekt, das in der ca. zehn bis zwölfstundigen Kampagne auch größtenteils gut funktioniert. Leider nutzen sich die Deckbuilding-basierten Kämpfe aufgrund der Gegnerarmut sowie der ähnlichen Abläufe im Laufe der Spielzeit ein wenig ab. Auch die Nebenmissionen sind eher der Kategorie "Füllmaterial" zuzuordnen. Doch diese Defizite schmälern trotzdem nicht unseren guten bis sehr guten Gesamteindruck: "Lost in Random" ist ein sympathischer und liebevoller Indie-Titel, der verdammt oft richtig würfelt.
Hier findest du "Lost in Random" für Xbox.
Einen Gameplay-Trailer zu "Lost in Random" gibt's hier: