Mit „Luck“ veröffentlicht Apple+ einen Animationsfilm mit interessanter Grundidee und einer starken Protagonistin. Ob sich ein Blick lohnt erfahrt ihr in der Kritik.
Jeder hat mal einen Tag, an dem man scheinbar nur Pech hat. Das Brot fällt auf die Butterseite, das Duschwasser wird plötzlich kochend heiß, bei der Arbeit geschehen ständig Missgeschicke. Was wäre aber, wenn euer ganzes Leben nach diesem Muster ablaufen würde? Das ist die Idee hinter „Luck“, dem neuen Animationsfilm von Peggy Holmes, der ab dem 05. August 2022 bei Apple+ zu streamen ist.
Im Interview verriet uns die Regisseurin, warum sie aus diesem ungewöhnlichen Thema einen Film machen wollte: „Was so cool an dem Konzept von 'Glück' ist, ist dass wir alle es in unserem Alltag erleben – sowohl Glück als auch Pech. Also können wir alle eine Verbindung zu dem Thema aufbauen. Es ist toll, über so etwas eine Geschichte zu erzählen. Wir können darüber lachen, aber auch mitfühlen, wenn jemand Pech hat.“
Dieser Jemand ist in „Luck“ die Waise Sam. Da sie volljährig ist, kann sie nicht mehr im Waisenhaus bleiben, bekommt aber eine Wohnung gestellt und einen Job vermittelt. Blöd nur, dass ihr das Pech auf Schritt und Tritt folgt. Als sie eines Tages eine schwarze Katze trifft, scheint sich das Blatt zu wenden, denn das Tier hat eine Münze dabei, die auf magische Weise den Besitzer unendlich viel Glück verleiht. Sam möchte das nutzen, um ihrer besten Freundin im Waisenhaus, Hazel, dabei zu helfen eine Familie zu finden, verliert die Münze aber im entscheidenden Moment. Also macht sie sich erneut auf die Suche nach der Katze – und gerät plötzlich an den magischen Ort, an dem das Glück produziert wird.
Dass „Glück“ durchaus ein Garant für coole und witzige Szenen sein kann wurde zum Beispiel bei „Deadpool 2“ mit der Figur Domino gezeigt. „Luck“ zieht seinen Humor vor allem aus dem Slapstick – der Kontrast zwischen der schwarzen Katze Bob, der alles gelingt, und Sam, die sich gegen jede Widrigkeit der Welt durchsetzen muss, ist über die meiste Zeit enorm unterhaltsam und erinnert nicht ohne Grund an klassische Stummfilme: „Ich liebe physische Comedy. Ich war eine Tänzerin, also war es für mich ein großer Spaß, Hommagen an die größten ihres Faches einzubauen: Lucille Ball, Carol Burnett, Buster Keaton und Charlie Chaplin“, so Holmes.
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Leider zieht sich diese Art des Humors nicht durch den ganzen Film. „Luck“ ist die meiste Zeit nämlich damit beschäftigt, Dinge zu erklären – wie funktioniert die Glücks-Welt, wer hat wo das Sagen und was sind eigentlich all diese Apparate, die überall herumstehen? So wird einem zwar die Welt näher gebracht, was definitiv der coolste Aspekt von „Luck“ ist, allerdings wird darauf enorm viel Zeit verwendet. Das eigentlich Abenteuer von Sam und Bob scheint meist eher zweitrangig zu sein.
Zum Glück ist Sam eine fantastische Protagonistin. Eine starke Entwicklung macht sie zwar während des Films nicht durch, dafür ist ihr Motiv von Anfang an aber so rein und selbstlos, dass sie alle um sich herum mit ihrer Attitüde ansteckt. Ein etwas ungewöhnlicher Verlauf, der seine Wurzeln aber in realen Leben hat, wie uns die Regisseurin verriet: „Ich und unser Autor, Bill Murray, haben uns mit diesen unglaublichen jungen Erwachsenen getroffen, die eine ähnliche Erfahrung wie Sam machen mussten. Sie sind als Waisen aufgewachsen und sind alleine auf der Welt. Aber als wir uns mit ihnen getroffen haben waren wir so überrascht von ihrer positiven Einstellung. Obwohl sie eine Menge Pech in ihrem Leben hatten, waren sie super positiv und großzügig. Sie wollten, dass ihren Freunden etwas Gutes passiert. Wir waren so bewegt davon, wie sehr sie einander Liebe und eine Familie gewünscht haben, dass ihre Geschichten uns unheimlich inspiriert haben. Das wollten wir mit der Figur Sam ehren, die, trotz ihres Pechs, immer enorm positiv ist. Sie macht einfach weiter. Und wenn sie etwas Glück für sich selbst haben könnte, gibt sie es lieber ihrer fünfjährigen Freundin, damit Hazel nicht wie Sam ohne Familie aufwächst.“
Leider fällt „Luck“ in anderer Hinsicht gegen andere Animationsfilme etwas ab. Die englischen Synchronstimmen sind meist gut gewählt – Simon Pegg ist als schottische Katze ein Highlight, wird jedoch von Flula Borg als deutsches Einhorn überstrahlt – aber gerade Eva Noblezada kann als Sam nicht immer die Emotionen in ihrer Gänze herüberbringen. Das ist aber ein Punkt, der in der deutschen Synchronisation vermutlich nicht so stark auffällt. Stärker ins Gewicht fällt hingegen die Optik. Denn obwohl es diverse kreative Einfälle gibt, ist „Luck“ weit von der technischen Perfektion der Disney- oder Pixar-Filme entfernt, versucht sich aber auch nicht an einer spezielleren Art der Visualisierung, wie zum Beispiel „Wolfwalkers“. Dadurch wirkt der Film nie hässlich, aber viel bleibt nicht im Gedächtnis.
Das fasst „Luck“ am Ende leider auch gut zusammen. Die Idee der Glücks-Welt ist frisch, die daraus resultierenden physischen Gags sitzen, Sam ist eine tolle selbstlose Hauptfigur und der emotionale Kern überzeugt. Aber das gesamte Drumherum ist leider so generisch, dass es am Ende leider nur fürs gehobene Mittelmaß reicht.
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