In "Ant-Man" spielt er das lustige Plappermaul Luis. In "Narcos: Mexiko" knallt er auf Netflix als DEA-Agent Drogenbosse ab. So cool ist Michael Peña wirklich drauf.
Michael Peña glänzte schon in vielen unterschiedlichen Rollen. Von "L.A. Crash" bis hin zu "Ant-Man and the Wasp": Der Schauspieler zeigt mit seinen Performances immer wieder, wie vielseitig er sein kann. In „Narcos: Mexiko“ begibt er sich in die gefährliche Welt des mexikanischen Drogen-Krieges und schlüpft in die anspruchsvolle Rolle des DEA-Agenten Kiki Camarena, der sein Leben aufs Spiel setzt, um den Drogenhandel in Mexiko zu stoppen. Wie er sich auf diese Rolle vorbereitet hat und was das Außergewöhnliche an der vierten Staffel von „Narcos“ ist, verriet Michael Peña uns im TVMovie.de-Interview.
TV Movie.de: Was macht "Narcos" so besonders?
Michael Peña: "Ich ziehe meinen Hut vor denen Menschen, die diese Serie machen. Erstens ist es hervorragend, dass sie eine Spanisch-sprachige Serie gemacht haben. Das alleine ist beachtlich. Die Serie wird weltweit gezeigt und das ist ziemlich cool. Zweitens stellen sie die Dinge so da, wie sie wirklich waren. Manchmal fühlt man mit den 'Narcos'. Manchmal hasst man sie. Wenn sie keinen charismatischen Anführer gehabt hätten, wären ihnen auch nicht so viele Menschen gefolgt. Auch auf der DEA-Seite zeigen die Macher das Gute und das Böse. Die Serie versucht auch nicht, irgendetwas zu propagieren oder zu predigen. Sie zeigt einfach die Realität und wie man mit ihr umgehen sollte, anstatt sich als Opfer zu sehen.“
Was mögen Sie an Ihrer Figur in „Narcos: Mexiko“ am meisten?
"Kiki versucht, etwas gegen den Drogenhandel zu tun und er versucht, so gut in seinem Job zu sein, wie es eben geht. Und ich denke, das ist alles, was man tun kann. Als ich mit der Schauspielerei angefangen habe, war es sehr hart. Alle paar Wochen habe ich immer wieder für die Rolle des 'Gangsters' vorgesprochen. Irgendwann dachte ich: 'Wenn es das ist, was ich tun muss, dann mache ich es eben so gut ich kann.' Dann habe ich angefangen, die Schauspielerei etwas mehr zu mögen und dann kamen auch andere Rollenangebote. Komischerweise hat es sich mit dem Film 'Crash' geändert, in dem ich eine sehr stereotypische Figur spiele. Aber ich habe mich dazu entschieden, ihm eine Geschichte zu geben und ihn zu einer dreidimensionalen Figur zu machen. Das hat mir einiges über das Schauspiel beigebracht."
Inwiefern hat die Serien Ihren Blick auf den Drogenhandel zwischen den USA und Mexiko verändert?
"Ich wusste vor, was jeder US-Amerikaner weiß, ganz nach dem Motto: 'Es ist ihr Problem. Das sind schlechte Menschen'. Aber das hat sich geändert, nachdem ich die Serie gedreht habe. Die Menschen schieben die Schuld auf diejenigen, die die Drogen verkaufen. Aber die würden ohne die große Nachfrage nicht überleben. Wenn es keinen Käufer gibt, gibt es auch keinen Verkäufer."
War der Druck groß als Sie angefangen haben, „Narcos: Mexiko“ zu drehen?
"Ja, definitiv. Normalerweise bin ich nicht wirklich nervös vor einem Projekt, aber hierbei war ich schon etwas aufgeregt. Vor allem bei den Dreharbeiten zu den ersten Folgen, als alles noch so neu war. Ich hatte schon lange keine Serie mehr gemacht. Wenn man einen Film macht, hat man mehr Zeit, sich vorzubereiten und sich über die Figur zu unterhalten. In dieses Projekt bin ich einfach so reingesprungen, habe mich mit den Regisseuren ein paar Mal getroffen. In Filmen kann man viel mehr erkunden, aber in Serien hat man keine Zeit. Man muss sich die Szenen sofort einprägen und beten, dass sie gut werden.“
Wie sind Sie an die Figur Kiki Camarena herangegangen? Wie haben Sie sich vorbereitet?
"Anfangs habe ich sehr viel über ihn gelesen, aber dann habe ich festgestellt, dass ich viele Sachen von Menschen aus zweiter oder dritter Hand gelesen habe. Statt so weiterzumachen, habe ich mich mit Mika [Frau von Kiki Camarena] und Jaime Kuykendall [Kollege von Kiki Camarena] unterhalten. Sie haben mir viel von ihm erzählt und erklärt, wie er drauf war. Ich hatte gehofft, dass er witzig gewesen wäre. Aber sie meinten nur: 'Nein, nicht wirklich'. Ich habe weiter gefragt: 'Aber er war schon manchmal etwas witzig, oder?'. Und sie antworteten wieder: 'Ja, nein, nicht wirklich'. (lacht) Er war sehr fokussiert und zielstrebig. Ich kam gerade erst aus Projekten, in denen ich diese neue humorvolle Seite erkundet hatte und hatte diese sofortige Genugtuung kennengelernt, wenn die Menschen anfangen zu lachen. Das fand ich sehr cool. Ich hatte gerade mal einen Tag Verschnaufspause, nachdem ich 'Ant-Man' gedreht hatte, bevor ich ans 'Narcos'-Set gekommen bin. Das war eine krasse Umstellung.“
Wie schon in den vorherigen Staffeln zeigt auch "Narcos: Mexiko" wieder sehr explizite Gewaltszenen. Bis zu welchem Grad sind solche Gewaltdarstellungen für den Kontext der Serie vonnöten?
"Ich denke, es ist auf eine Art und Weise notwendig. Es muss nicht unbedingt besonders blutig sein, aber man muss verstehen, dass die Narcos keine Spielchen treiben. Dieses Business ist ernst und es gibt Menschen, die töten müssen, um nicht zu verarmen. Um nicht selbst getötet zu werden, müssen sie die anderen umbringen. Natürlich fängt es damit an, dass sie nicht arm sein wollen und dann bekommen sie als Narcos einen kleinen Eindruck davon, wie es ist, Macht zu haben. Das macht sie süchtiger als die Droge selbst, die sie letztendlich verkaufen."
Wie geht "Narcos: Mexiko" damit um, eine wahre Geschichte zu erzählen? Es besteht ja auch immer die Gefahr, dass die Serie zu einem belehrenden Schulfilm wird.
"Die Menschen, die das Drehbuch schreiben, wissen so viel über die Geschichte, die dahinter steckt. Es gibt viele Dinge, die in der Serie nicht vorkommen, da für sie keine Zeit blieb. Man ist überrascht, wie viel mehr die Autoren noch über die ganzen Geschehnisse wissen. Was ich an dieser Serie liebe, auch an den ersten beiden Staffeln, sind die lehrreichen und informativen Elemente. Dabei wird sie niemals zu belehrend. Die Reaktion als Zuschauer ist eher 'Oh mein Gott, das ist wirklich passiert?'. Vieles kommt mit der Voice-Over-Erzählung. In einer Welt wie dieser momentan, in der jeder googeln kann, was er gerade wissen will, ist es cool, dass es eine Serie gibt, die diese Geschichte von Kiki Camarena und Felix Gallardo mit viel mehr Details erzählt."
Selina Jüngling
Ab dem 16. November gibt es „Narcos: Mexiko“ auf Netflix zu sehen. Einen Trailer für die vierte Staffel könnt ihr euch im Video anschauen: