Der "Narco"-König ist Geschichte! Doch mit dem Tod von Pablo Escobar schreitet der Drogenkrieg in Staffel 3 von Netflix‘ Narcos in eine neue Ära. Der Fokus auf das Cali-Kartell eröffnet einen deutlich komplexeren und tiefgründigeren Blick auf den aussichtslosen Kampf gegen die berauschende Substanz.
Die 3. Staffel der Netflix-Serie "Narcos" drückt auf den Reset-Knopf: Dass die Macher nach dem Tod ihres ikonischen Protagonisten Pablo Escobar einen zwangsläufigen Neuanfang starten würden, war von Anfang an so geplant. Doch während DEA, CIA und das kolumbianische Volk nach dem Ableben des berühmt-berüchtigten Drogenbarons erleichtert aufatmen, klettert im Schatten von Pablo Escobar eine der mächtigsten Drogenorganisationen der vergangenen Jahrzehnte auf den „weißen“ Thron: das Cali-Kartell!
Narcos Staffel 3: Drogen-Krieg 2.0
Ganz unbekannt sind uns die Mitglieder des einflussreichen Kartells aus der kolumbianischen Metropole Cali nicht: Vor allem in Staffel 2 von Narcos zogen die beiden Rodriguez-Orejuela-Brüder Miguel und Gilberto die Fäden im Hintergrund, um ihren größten Konkurrenten Pablo Escobar dank der Mithilfe der brutalen „Los Pepes“ ein für alle Mal auszuschalten. Und auch der dritte Kopf des Cali-Kartells hat bereits bleibenden Eindruck hinterlassen: Der extravagante Pacho geriet im Kampf um das Drogen-Territorium in New York ein ums andere Mal mit Pablo Escobar aneinander.
Die große Gefahr, die vom Cali-Kartell ausgeht, ist nicht etwa ihre Brutalität oder ihre Skrupellosigkeit, sondern vor allem ihr fast perfekt durchkomponierter Geschäftsplan: Während sich Pablo Escobar immer wieder in den Mittelpunkt seines Drogen-Imperiums inszenierte und sich somit auch zur Zielscheibe machte, lebt der Cali-Komplex vor allem von der Unsichtbarkeit seiner vierköpfigen Führungsriege. Fast wie eine perfekt geölte Maschine läuft die Herstellung, der Transport und die Distribution der „weißen Ware“ ab - ohne auch nur annähernd genug Spuren zu hinterlassen, um die Mitglieder des Kartells endgültig hinter Schloss und Riegel zu bekommen.
Narcos Staffel 3: Neuanfang für Javier
Gerade weil die Cali-Masterminds auf ein so vernetztes System aus Korruption, Sicherheit und Logistik bauen, fühlt sich „Narcos“ – Staffel 3 wie eine deutlich gereifte und komplexere Serie als in den vergangenen beiden Staffeln an. Sicherlich fehlt hin und wieder die Zugkraft des exzellenten Wagner Moura als Pablo Escobar: Doch die oftmals repetitive Natur der 2. Staffel weicht einer sehr stringenten und dennoch vielschichtigen Narration, in der viele neue Figuren eine wichtige Rolle spielen und den modernen Drogenkrieg um weitere Facetten bereichern.
Doch auch beim Altbewährten hat sich zwangsläufig einiges getan: Denn sowohl für Darsteller Pedro Pascal als auch für seinen DEA-Agenten Javier Peña bringt „Narcos – Staffel 3“ einige Veränderungen mit sich. Für diesen Eindruck sorgt nicht nur die Abstinenz seines früheren Partners Boyd Holbrook als Steve Murphy, sondern auch der Verlust von dessen Voice-Over-Stimme: Diesmal kommentiert Peña selbst den Kampf gegen das neue Drogenimperium auf eine deutlich melancholischere Art und Weise. Der zermürbende Kampf gegen das Cali-Kartell und gegen die Mühlen der Justiz hinterlassen beim abgebrühten Agenten ihre Spuren. Und das spürt und sieht man im Verlauf der Staffel zunehmend.
Narcos Staffel 3: Moral im Dschungel von Cali
Ganz alleine steht der aufgestiegene DEA-Einsatzleiter allerdings nicht da: Mit Michael Stahl-David und Matt Whelan als DEA-Agenten Chris Feistl und Daniel Van Ness. Die wohl spannendste Figur von „Narcos – Staffel 3“ liefert diesmal jedoch der Sicherheitschef des Cali-Kartells: Matias Varela spielt mit Jorge Salcedo eine der entscheidenden Faktoren im Fall des großen Kartells – sein innerer moralischer Konflikt bildet eine der wichtigsten Storylines der aktuellen Staffel.
Doch bei allem Lob bleibt „Narcos – Staffel 3“ vor allem ein äußerst unterhaltsames Gangster-Epos, dass es mit seiner Authentizität nicht immer ganz so ernst nimmt, uns dafür aber wieder einige äußerst erinnerungswürdige Szenen beschert. Schon in der Auftaktfolge darf Pacho Herrera einen unliebsamen Konkurrenten der Cali-Clique in einer äußerst brutalen Sequenz auseinandernehmen. Doch vor allem die Szene zuvor bleibt im Gedächtnis: Zu schwermütigen Salsa-Klängen provoziert Pacho mit feurigen Tanzbewegungen und heißen Küssen seinen Widersacher – aufgefangen in einen Sog von mitreißenden Bildern und Klängen.
Narcos Staffel 3: Ein Krieg ohne Gewinner
Vielleicht ist „Narcos – Staffel 3“ auch nur deshalb so gelungen, weil es sich vom Glanz und Glamour seines früheren Protagonisten loslöst und den Krieg gegen die Drogen als das inszeniert, was er letztendlich ist: Ein Kampf, der nicht gewonnen werden kann. Und dennoch bringt die Geschichte Männer wie Javier Peña hervor, die sich trotz aller Widerstände gegen die „Großen“ aufstemmen – und letztendlich das „große Spiel“ um die Drogen nur marginal verändern. Doch spätestens mit „Narcos – Staffel 4“ ist die Drogen-Saga in Kolumbien Geschichte – wer den neuen Platz auf den Drogenthron einnimmt, beantworten bereits die letzten Minuten der 3. Staffel.
Was Hauptdarsteller Pedro Pascal aka Javier Pena zu "Narcos - Staffel 3" zu sagen hat, findet ihr in unserem Interview. Alle Infos zum Netflix Abo und zu den Kosten sowie zu den Netflix-Serienhighlights im September 2017 findet ihr ebenfalls bei uns! Ein Video zu den besten Netflix-Serien aller Zeiten gibt es hier: