Mit GLOW brachte Netflix 2017 seine wohl heißeste Original-Serie online. Wir haben mit den Darstellerinnen über Damen-Wrestling und Feminismus gesprochen.
Netflix: GLOW ist Wrestling im 80er-Look
Willkommen in den 80er Jahren, liebe Fans der original Netflix-Serien! Mit GLOW, was ausgeschrieben „Gorgeous Ladies of Wrestling“ heißt, versetzt uns der Streaming-Anbieter in die 80er Jahre. Was hier aber in neonfarbenen Stulpen und dauergewellten Haaren über den Bildschirm flitzt, sind aber nicht Samantha Fox, Kim Wilde und Co. – nein, es handelt sich um Wrestlerinnen!
In GLOW versucht der schmierige TV-Produzent Sam (Mark Maron) in Hollywood arbeitslose Schauspielerinnen für eine Fernsehshow über Damen-Wrestling zu gewinnen. Auch Ruth (Alison Brie), die eigentlich seriöse Rollen spielen möchte, kommt zum Casting – und muss schnell feststellen, dass sie auf dem Weg, sich ihre Träume zu erfüllen, wohl durch den Ring muss.
GLOW – Dramedy mit feministischem Unterton, verpackt in das Sound- und Modegewand der schrillen 80er. Hört sich nach einem Netflix-Hit an – ist es auch! TV-Movie Redaktionsleiter Maryanto Fischer hat die Stars der Serie in London getroffen! Die Hauptrolle spielt Alison Brie, die unter anderem aus „Mad Man“ oder „Community“ bekannt ist. Auch Sängerin Kate Nash und Betty Gilpin („Nurse Betty“) schlüpfen in die Rollen von Wrestlerinnen. Der bekannte US-Comedian Mark Maron gibt als Sam Sylvia die männliche Hauptrolle.
„Wir spielen keine typischen Hollywood-Schauspielerinnen, sondern Außenseiter“, erklärt Kate Nash. Deshalb gehe es auch um Verzweiflung, wie Marc Maron im Interview ergänzt. Allerdings, so der Comedian, ziehe diese Dunkelheit nicht runter. „Für die Frauen gibt es ein höheres Ziel: Die Wrestling-Show im Fernsehen, und die wird wirklich spaßig!“ Die Zuschauer erlebten quasi die Verwandlung von Models zu Superheldinnen. „Die Damen sind fast schmerzvoll einzigartig, und alle sind noch auf der Suche nach ihrem Platz in der Welt.“ Es gehe, so der Cast, um Freundschaften, Frauen und ihre Kämpfe im Leben.
Netflix: Der feministische Unterton in GLOW
Doch Netflix will mehr als schrille Spaßkultur unter seine Zuschauer bringen. Wie Hauptdarstellerin Alison Brie sagt, gehe es in GLOW auch um die Ausbeutung und Sexualisierung von Frauen in Hollywood. Der Cast hoffe durch „Butts and boobs in glitter“ auch ein männliches Publikum für diese Themen zu gewinnen. Wie Gilpin ergänzt, seien sexuelle Übergriffe auf Schauspielerinnen am Set in Hollywood noch immer an der Tagesordnung. „Wenn du dich beschwerst, ist immer eine Jüngere da, die nur darauf wartet, angerufen zu werden!
„Ich empfinde die Serie wie eine griechische Tragödie verpackt in ein Comedy-Format“, sagt sie – und über den feministischen Aspekt der Handlung: „Ich hatte nie weniger an und fühlte mich mächtiger!“ Gerade die Drehs im Ring vor Publikum, auf die die Schauspielerinnen von Profi-Wrestlern vorbereitet wurden, seien atemberaubend gewesen: „Als 400 Leute anfingen zu schreien, war ich so energiegeladen, dass ich jeden Baum der Welt hätte ausreißen können!“
„Das Skript hat mich umgehauen“, erzählt Alison Brie vom ersten Kontakt mit dem Netflix-Projekt, „ich finde, dass die Serie Frauen dazu inspiriert, alles zu tun, worauf sie Lust haben.“ Trotz harter Fights und komödiantischer Elemente habe GLOW viel Tiefe. Speziell der Identitätskampf von Ruth - zwischen ihrem Vorbild Audrey Hepburn und ihrer Realität als TV-Wrestlerin - habe sie am Drehbuch fasziniert.
Netflix: Traumrollen für die Darsteller
Aber wie bereitet man sich auf eine Serie wie GLOW vor? Kate Nash schaute sich zur Vorbereitung vor allem Werbespots der 80er Jahre an, um ein Gefühl für das Frauenbild dieser Ära zu bekommen. „Außerdem habe ich viele ältere Frauen interviewt, vor allem meine Mutter“, sagt sie. „Ich hätte niemals gedacht, dass eine Wrestling-Rolle meine Traumrolle sein könnte“, so Nash weiter, „aber so ist es, das weiß ich jetzt!“
Trainiert wurden die Damen übrigens vom WWE-Star Chavo Guerrero Jr. „Beim Wrestling musst du Geschichten allein mit Bewegungen erzählen, um die Menschen zu erreichen“, fasst dieser die große Herausforderung der Show zusammen, „so bringst du sie zum Lachen, oder machst sie wütend, sorgst dafür, dass sie dich ausbuhen oder mit dir fühlen. Wrestling ist Geschichten-Erzählen!“
„Wir haben alle die gleichen blauen Flecken am Rücken, weil wir uns immer in die Seile werfen müssen“, erzählen die Darstellerinnen. Ob sie selbst fit für einen realen WWE-Kampf wären? „Nein, diese Frauen sind Olympioniken“, winkt Gilpin lachend ab. In den Kampf mit Alison Brief lief sie trotzdem zu Höchstleistungen auf.
„Diese Dramatik innerhalb und außerhalb des Rings mit Betty zu drehen war eine außergewöhnliche Erfahrung“, sagt Brie über die Kollegin. Die Zusammenarbeit habe ihr extrem viel Spaß gemacht. „Ich habe mich einem Co-Star nie näher gefühlt.“ Dass es in den Achtzigern viel weniger ungewöhnliche Rollen für (ungewöhnliche) Frauen gab, betonen die GLOW-Stars zum Abschied. Schön, dass sich das geändert hat.
GLOW startet am Freitag, 23. Juni, 2017. Mehr Infos über die Serie bekommt ihr mit Klick auf den unterlegten Link.
Im Video erfahrt ihr, welche die besten Netflix-Serien sind. Lest außerdem, was im Juni und Juli neu bei Netflix ist.