Das Unternehmen Nothing schlägt hohe Wellen in der Tech-Branche. Ich habe zwei der neuesten Produkte einer genaueren Überprüfung unterzogen.
Mittlerweile ist einige Zeit verstrichen, seitdem das einstige Londoner Start-up sein Nothing Phone (2a) (Release im März) auf den Markt brachte. Ende September folgte dann der erste Ausflug in ein nischiges Kopfhörer-Segment mit den Nothing Ear (open). Apropos Start-up: Längst hat das Unternehmen nicht mehr den Status eines Frischlings, sondern ist vom Zeitpunkt der Gründung im Jahr 2021 wirtschaftlich rasch gewachsen. So konnte man verschiedenen Medienberichten zufolge innerhalb von 24 Stunden nach Verkaufsstart stolze 100.000 Einheiten des Nothing Phone (2a) absetzen.
Von den technischen Vorzügen der Audio- und Smartphone-Hardware wollte ich mich selbst überzeugen. Meine Eindrücke gibt es hier zum Nachlesen.
Nothing Phone (2a): Günstige Alternative zu Apple & Co.?
Überblick: Technische Daten
- Display: 6,7 Zoll (Flexibles AMOLED-Display bis 120 Hz)
- Akku: 5.000 mAh
- Kamera: 50 MP (Hauptkamera), 50 MP (Ultra-Weitinkel-Kamera), 32 MP (Frontkamera)
- Prozessor: MediaTek Dimensity 7200 Pro (8 Kerne, bis zu 2,8 GHz)
- Betriebssystem: Android 14 (mit Nothing OS 2.5)
- Speicher: 128 GB/256 GB (8 GB/12 GB RAM)
- UVP: 329 €/ 379 €
- Release: 12. März 2024/ 5. Juni 2024 (in der Special-Colour-Edition)
Verpackungsinhalt & Design
Der erste Eindruck zählt, das weiß auch das Design-Team von Nothing. Öffnet man die Verpackung des Telefons, so findet man eine sehr schlichte Schatulle im Klapp-Stil vor, die auf der Vorderseite mit einer haptischen, nothing-typischen Eingravierung veredelt wurde.
In der Box befindet sich neben dem Herzstück außerdem eine schicke Nadel zum Öffnen des Sim-Karten-Fachs und zuletzt das obligatorische USB-C-Ladekabel.
Handling
Eine Sache, die mir umgehend aufgefallen ist, als ich die Seitentasten inspizierte: Es gibt (leider) keinen Schiebregler zum Ein- oder Ausschalten von Benachrichtigungstönen. Doch weiter geht's.
Wie für ein Android-Smartphone typisch, finden sich Kenner*innen des Betriebssystems schnell in der gewohnten Umgebung zurecht. Als jahrelanger Nutzer des iPhones muss ich jedoch sagen, dass mir das Öffnen des Task-Managers anfangs etwas schwergefallen ist.
Zur Erklärung: Wischt man mit einer kurzen Bewegung von unten nach oben, erscheint die App-Übersicht. Um jedoch die aktuell geöffneten Apps zu sehen, muss der Finger für kurze Zeit auf den weißen Strich am unteren Bildschirmrand gehalten und im Anschluss hochgewischt werden.
Kamera
Die beiden Augen, die aus der Rückseite des Smartphones ragen, erfüllen ihren Zweck mehr als ordentlich. Immerhin haben wir es hier mit 50 Megapixel und einer Zoom-Range von 0,6 bis 10 zu tun. Hinzu kommt der bekannte Schnickschnack: Porträt-, Zeitraffer, Panorama- und Experten-Modus dürfen heutzutage natürlich nicht fehlen. Die Ergebnisse können sich – den technischen Gegebenheiten entsprechend – sehen lassen. Die Option, per Tippen auf den Screen den Auslöser zu betätigen, mag mitunter gut ankommen, ich persönlich habe dieses Feature umgehend deaktiviert.
Videos lassen sich sowohl in 1080p (30, 60 fps und im Zeitlupen-Modus sogar 120 fps) als auch 4K (30 fps) aufnehmen. Eine wichtige Notiz: Solltest du im Ultra-Weitwinkel-Format (0,6-fache Vergrößerung) filmen, kannst du den Zoom aktiv nur bei 1080p und 30 Frames verändern. Bedeutet: Bei 1080p mit 60 Frames, beziehungsweise 4K und 30 Frames, ist der Zoom von 0,6 bis zum Stopp der Aufnahme fix.
Generell möchte ich zum Thema „Fotos“ festhalten, dass das Nothing Phone (2a) eine sehr kraftvolle Grundhelligkeit mitbringt. So habe ich beim Knipsen in der Dunkelheit (in der Nähe von Straßenlaternen) kaum einen Unterschied zwischen Normal-, Nacht- und Blitz-Modus bemerkt.
Glyphen: Schicke Leuchtstäbe für unterschiedliche Zwecke
Es wäre eine Beleidigung, den länglichen Ioden auf dem Rücken des Phone (2a) keinen eigenen Absatz zu widmen. So kann das Glyphen-Feature für viele Zwecke dienen, zum Beispiel als Timer, Benachrichtigungsanzeige oder visuelle Klangbegleitung (siehe Video). Es mag zu einem gewissen Teil Spielerei sein, doch ist es gleichauf eine geniale Idee, um die eigene Bildschirmzeit zu reduzieren. Ob der oder die Einzelne das in der Praxis auch umsetzen kann oder es bei einem kläglichen Versuch bleibt, das Suchtpotenzial von Smartphones einzudämpfen, darf gerne individuell bewertet werden.
Akku
Ein großer Pluspunkt. Klar, nach einer halben Stunde Dauernutzung (Downloads, Setups, das übliche Austesten) waren im WLAN-Netz etwa acht Prozent Akku verbraucht. Nach zwei Stunden Standby im WLAN-Netz verringerte sich der Batteriezustand um einen mikrigen Prozentpunkt. Nach dreieinhalb Tagen, in denen ich die Ausdauer des Gerätes mit Gaming, Fotografieren & Co. phasenweise sehr herausgefordert habe, meldet die Anzeige immer noch 56 Prozent.
Prozessor
Der eingebaute MediaTek Dimensity 7200 Pro (acht Kerne, die bis zu 2,8 GHz leisten) des Nothing Phone (2a) ist das Herzstück des Gerätes – er sorgt dafür, dass alles flüssig läuft und Befehle umgehend ausgeführt werden. So ist es wenig verwunderlich, dass das Nothing Phone (2a) (256 GB-Modell mit 12 GB RAM) sich auch dann nicht aus der Ruhe bringen lässt, wenn zehn Anwendungen parallel laufen – darunter auch eine Musik-Streaming-App sowie ein grafisch anspruchsvolles Autorennen.
Nothing Ear (open): Wie überzeugend sind die Open-Ear-Kopfhörer?
Überblick: Technische Daten
- Technologie: Open Sound
- Geräuschunterdrückung: Wave Cancellation System
- Staub- und Wasserschutz: IP54
- Akku: bis zu 30 Stunden Musikwiedergabe
- Soundanpassung: Erweiterer EQ
- UVP: 149 €
- Release: 24. September 2024
Verpackungsinhalt & Design
Ein längliches – wenn auch daher etwas sperrig wirkendes – Case, das per Magnet schließt, ummantelt die beiden Plugs mit ihren kurzen Antennen. Die USB-C-Schnittstelle, die per mitgeliefertem Kabel mit einer beliebigen Energiequelle verbunden werden kann, sorgt für neuen Saft. Man kann festhalten: Die Nothing Ear (open) sind optisch sehr ansprechend.
Tragekomfort
Eins vorweg: Da ich zuvor noch nie einen Open-Ear-Kopfhörer besessen habe, war dieses Experiment für mich besonders spannend. So war ich zunächst überrascht, dass dieses Modell gänzlich auf Silikoneinsätze verzichtet. Das Motto lautet hier: Enden überstülpen, Membranen (so gut es geht) auf den Gehörgang setzen und auf „Play“ drücken.
Etwas zu bemängeln gibt es von meiner Seite dennoch: Leider liegen die Ear (open) nicht ganz ideal auf meinem Ohr, sondern befinden sich in der Endposition leicht oberhalb des Gehörgangs. Am komfortablen Sitz soll dieser Umstand allerdings nichts ändern. Die Kopfhörer sind sehr angenehm zu tragen und man vergisst mit der Zeit beinahe, dass man sie aufgesetzt hat.
Dieses Gefühl verschwindet auch nicht beim Joggen/Sport. Dank der Absicherung hinter den Ohren verrutschen die Ear (open) bei viel Bewegung kaum bis gar nicht. Übrigens: Auch eine Kopfbedeckung konnte ich ohne Komplikationen aufsetzen.
Setup, Handling & Sound
In Windeseile sind die Nothing Ear (open) betriebsbereit. Prompt poppt auf dem Smartphone eine Statusanzeige auf, sobald das Case geöffnet ist. Anschließend erwartet mich ein kristallklarer Klang ohne Krachen oder Knacken, der per App bis ins kleinste Detail editierbar ist.
Kleiner Kritikpunkt: Die maximale Lautstärke könnte für meinen Geschmack noch einige Dezibel mehr vertragen, um insbesondere unterwegs etwas abgeschirmter zu sein. Dazu weiter unten mehr. Per Drucktasten lässt sich die Wiedergabe stoppen, ich kann zum nächsten oder vorherigen Titel springen, und die Lautstärke anpassen.
Stichwort App: Die Klangwunder können auf zwei Endgeräten gleichzeitig eingerichtet werden. Der Switch zwischen den verschiedenen Telefonen funktioniert innerhalb weniger Sekunden.
Kein ANC – So fühlt Wave Cancellation sich an
Beim Stichwort „Isolation“ muss die alteingesessene ANC-Nutzer*in hingegen zurückstecken. So werden (besonders präsente) Umgebungsgeräusche nicht wirklich abgeschirmt, wodurch das Musikhören an dicht befahrenen Straßen anstrengender wird.
Die Behauptung des Herstellers, dass der Sound nur von der tragenden Person gehört werden kann, kann ich bis zu einer gewissen Lautstärke unterschreiben. Als ich die Kopfhörer einem Freund gab, um mich selbst von diesem Werbeversprechen zu überzeugen, vernahm ich als Außenstehender sehr wohl einen – wenn auch schwachen – Geräuschpegel (Volume der Kopfhörer lag bei etwa 85 Prozent).
Sprachqualität
An dieser Stelle werden besonders eingeschweißte Apple-Fans hellhörig. Denn im Gegensatz zum deutlich teureren Konkurrenzprodukt (aktuell nutze ich die AirPods Pro der 1. Generation) sind hier Sprachnotizen (vorzugsweise WhatsApp) und Telefonate in einer guten Qualität an der Tagesordnung. Verschiedene Gesprächsteilnehmer*innen versicherten mir, dass man meine Stimme durchweg klar und vordergründig hören konnte – auch draußen.
Akku
Wie beim Smartphone, kann ich nur festhalten: Chapeau. Die Nothing Ear (open) sollen bis zu 30 Stunden ohne Pause laufen. Dieser Annahme würde ich nach meinem Praxistest ebenfalls zustimmen.
Hier zwei Erfahrungsbeispiele: Bei 80 Prozent Lautstärke verringerte sich der Akku in 45 Minuten um lediglich fünf Prozent. Das Case hat nach zwei Tagen Nutzung (in Summe etwa 2,5 Stunden Musikwiedergabe) immer noch 65 Prozent.
Mein Fazit
Obwohl ich diesen Slogan primär mit einer bestimmten Supermarkt-Kette assoziiere, ist die Bezeichnung „gut & günstig“ für dieses Nothing-Duo meiner Meinung nach äußerst passend. Nicht nur preislich, sondern auch technisch, wissen die Kopfhörer und das Smartphone zu überzeugen. Speziell die Android-Anhängerschaft könnte beim nächsten Produktkauf ins Grübeln kommen: Das, was mir hier in Summe für knapp über 500 Euro UVP geboten wird, kann sich sehen lassen.
Wer nach einem Mittelklasse-Smartphone mit viel Leistung sowie klar klingenden, angenehm zu tragenden Kopfhörern sucht, dürfte nicht enttäuscht werden.