Persona goes Musou: Statt rundenbasierten Kämpfen müssen die Phantomdiebe gegen Gegnermassen antreten. Kann dieser Wechsel gelingen?
Getestet von: Matthias Holm
2016 überraschte „Persona 5“ eine ganze Reihe an Videopsiel-Fans. Die Ableger der „Shin Megami Tensei“-Reihe hatten unter Kennern bereits Kult-Status, doch in den Mainstream konnten die Rollenspiele nie richtig vordringen – bis zu diesem Punkt.
Denn „Persona 5“ überwältigte die Spielergemeinschaft mit massenhaft Inhalten, nie langweilig werdenden Kämpfen, einer spannenden Geschichte und vor allem jede Menge Style. Kein Wunder also, dass die Grundversion des Spiels in der PS Plus Collection für die PS5 gelandet ist.
Nachdem es bereits ein Spin-off gab, in dem die Phantomdiebe ihr Tanz-Geschick zeigen durften, kommt mit „Persona 5 Strikers“ eine Fortsetzung der Geschichte rund um Joker, Mona und Co. Doch anstatt rundenbasierter Kämpfe geht es im Stile der „Dynasty Warriors“-Games gegen große Gegnermassen, die euch in Echtzeit an den Kragen wollen.
Zu Erst sollte man „Strikers“ für eine Sache loben: Das Spiel schafft es zum größten Teil, den Look von „Persona 5“ einzufangen. Die Menüs sind genauso stylish wie im Original, das Figurendesign ebenfalls. Dass die Musik beibehalten wurde ist logisch, unterstreicht sie doch auch die deutlich dynamischeren Kämpfe perfekt. Gerade zu Beginn werden diejenigen, die in das Grundspiel schon 100 Stunden gesteckt haben, das Grinsen sicherlich nicht mehr aus dem Gesicht bekommen.
Doch so ganz haben die Entwickler von Omega Force das Gefühl von „Persona 5“ nicht in ihr Spiel übertragen können. Während man sich im Rollenspiel jeden Kampfergebnis-Bildschirm angeguckt und sich mit Freude durchs Menü geklickt hat, sind in „Strikers“ beispielsweise manche Dialogzeilen zu häufig eingesetzt und Übergänge zwischen einzelnen Menüpunkten zu lang. So hat es zwar den gleichen Stil, wirkt aber schneller ermüdend.
Doch es geht glücklicherweise ja auch um das Gameplay. Ähnlich wie der Vorgänger müssen Spieler hier eine Menge Geduld mitbringen. Die Geschichte wird in diversen Gesprächen vorangebracht, in denen Joker als stiller Beteiligter manchmal Dialog-Optionen hat. Bis man dann frei in dem „Gefängnissen“, wie die Orte in dem Meta-Universum jetzt heißen, herumlaufen kann, dauert es gut zwei Stunden. Vorher wird eine Menge erklärt und Grundlagen geschaffen, die für Veteranen nicht unbedingt notwendig gewesen wären.
Die actionreichen Kämpfe bilden das Herzstück von „Strikers“. Jeder der Phantomdiebe verfügt über ein eigenes Move-Set, Joker kann sogar mehrere Personae gleichzeitig verwenden, was zu einer Vielzahl von Magie-Angriffen führt. Dazu kommen neben den normalen Erfahrungspunkten noch Bindungspunkte, Skills wie „Harisen-Heilung“ und diverse andere Dinge. Klingt viel? Der Anfang schüttet den Spieler trotz des langsamen Einstiegs mit einer Menge Informationen zu, die es zu verarbeiten gilt.
Immerhin nimmt dieser Faktor mit zunehmender Spielzeit ab. Man findet heraus, welche Figuren als Heiler oder Hau-Drauf-Kämpfer zu gebrauchen sind und der Wechsel zwischen ihnen erfolgt auch häufiger. Den vorerst werden wohl die meisten Spieler bei Joker bleiben, da er am flexibelsten einsetzbar ist. Trotzdem lohnt es sich, zwischen den Figuren zu wechseln, denn je häufiger man sie einsetzt, umso mehr Möglichkeiten ergeben sich im Kampf.
Und der ist jedes Mal wieder aufs Neue spaßig. Häufig werden gegnerische Schatten mit einem Überraschungsangriff bereits vorab geschwächt, sodass auch auf dem normalen Schwierigkeitsgrad durch ein bisschen Level-Grinding sich hier kaum Probleme ergeben. Doch es gibt einige Zwischenbosse, die von den Spieler:Innen deutlich mehr abverlangen.
Sie sind es auch, die den Wert einer guten Verteidigung aufzeigen, denn wer nur auf die Angriffstasten haut, kommt nicht weit. Stattdessen werden nach einigen Stunden schon Ausweichmanöver, Buffs und Debuffs sowieso Angriffskombinationen hintereinander ausgeführt, dass es auf dem Bildschirm nur zu blitzt. Dennoch kommt immer wieder das Gefühl auf, dass die taktische Tiefe, die das Rollenspiel so sehr auszeichnete, nie im Ansatz erreicht wird. Es ist mehr ein oberflächlicher Spaß.
Sobald die Hürde des ersten Levels geschafft ist, öffnet sich das Spiel auch deutlich weiter. Da aber bereits bis zu diesem Punkt gut und gerne acht bis neun Stunden vergehen können, wird „Persona 5 Strikers“ einige abschrecken. Doch diejenigen, die dranbleiben, bekommen ein unterhaltsames Wiedersehen mit den Phantomdieben, welches sogar nach Abschließen der Haupt-Story eine Menge Inhalt bietet. Diverse Details trüben den Spielspaß jedoch etwas und so kommt das Musou-Spiel nicht an den Vorgänger ran. Aber es ist immer noch ein verdammt gutes Spiel.
"Persona 5 Strikers" erscheint am 20. Februar 2021 für die Playstation 4 und Nintendo Switch.