Mit "Ratchet & Clank: Rift Apart" wollen Insomniac Games ("Spider-Man: Miles Morales") die Möglichkeiten, die die PlayStation 5 bietet, komplett ausreizen. Ob das Spiel jedoch nicht nur technisch, sondern auch spielerisch überzeugen kann, verraten wir in unserem Test!
Hut ab vor "Insomniac Games". Und dass meine ich zunächst rein aus Hochachtung vor einem AAA-Studio, dass mit "Spider-Man: Miles Morales" und nun auch „Ratchet & Clank: Rift Apart“ gleich zwei PS5-Spiele in einem Abstand von knapp mehr als 7 Monaten auf den Markt bringt, die technisch zum Eindrucksvollsten gehören, was die neue Hardware-Generation bisher zu bieten hat. Vor dem obligatorischen "Deep Dive" in die Welt und Spielmechaniken von "Ratchet & Clank" will ich das Offensichtliche erst einmal aus dem Weg räumen: "Ratchet & Clank: Rift Apart“ ist das visuell bisher eindrucksvollste Spiel für die PlayStation 5. Und das ist im Angesicht des "Demon’s Souls Remakes", "Returnal" und eben "Spider-Man: Miles Morales" keine Selbstverständlichkeit.
Doch der Eindruck von "Rift Apart" nach den ersten Trailern und der gefeierten "State of Play" hat sich nun auch im fertigen Spiel manifestiert: Insomniac Games greift mit „Ratchet & Clank: Rift Apart“ wirklich ganz tief in die audiovisuelle Trickkiste und liefert ein Action-Adventure ab, das sich in seiner visuellen Brillanz fast schon mit einem Pixar-Film messen kann. Insbesondere, aber nicht nur die InEngine-Cutscenes sorgen mit Rivets und Ratchets brillanter Fell-Darstellung, den wunderschönen Animation, der fantastischen Farbgebung, den quasi nicht vorhandenen Ladezeiten sowie dem Einsatz von RayTracing-Spiegelungen, Licht- und Schatteneinsatz für einen WOW-Effekt nach dem Nächsten. Teilweise passiert in den teils chaotischen und hektischen Kämpfen dermaßen viel auf dem Bildschirm, was den Einsatz von Partikel-Effekten, Animationen und Umgebungsdetails angeht, dass es einem Wunder gleicht, dass "Ratchet & Clank" auch auf einer recht potenten Hardware wie der PlayStation 5 dermaßen unverschämt gut aussieht und auch größtenteils flüssig läuft. Wir konnten das Spiel zum Testzeitpunkt "nur" im 4K-Fidelity Modus mit 30 Bildern pro Sekunde und RayTracing antesten. Trotz der zahlreichen Plattform-Passagen und den teils überwältigenden Gegnermassen würde ich den 30 FPS-Modus angesichts der umwerfenden visuellen Darstellung definitiv empfehlen. Im fertigen Spiel lässt euch Insomniac mit einem 60 FPS-Performance-Modus sowie einem 60 FPS-RT-Modus wie bei „Miles Morales“ die Qual der Wahl. Absolut vorbildlich!
Auch der DualSense wird dank des haptischen Feedbacks inkl. feinster Vibrationen von Regentropfen, dem Stampfen des gigantischen Dinos usw. wunderbar in Szene gesetzt. Auch auditiv ist „Ratchet & Clank“ ein Hochgenuss: Egal, ob bei wuchtigen Explosionen, den fantastischen Erzählstimmen oder den Partikel-Effekten – die Sound-Ebene des Spiels ist absolut erstklassig.
Auch erzählerisch in anderen Dimensionen
Ähnlich wie bei „Marvel’s Spider-Man“ und „Marvel’s Spider-Man: Miles Morales“ ist die brillante Technik in „Ratchet & Clank: Rift Apart“ kein nettes Gimmick, sondern absolut essenziell dafür, wie Insomniac Games das neue Action-Adventure des kultigen Lombax und seines Robo-Gefährten inhaltlich und spielerisch aufbauen: In "Ratchet & Clank: Rift Apart" sind es eben die unterschiedlichen Dimensionen, die quasi die gesamte Galaxie in Aufruhr versetzen und euch teilweise in Sekundenbruchteilen von einer Dimension in die Nächste versetzen. Selbstverständlich gibt es nicht nur ein Wiedersehen mit alten Bekannten wie Ratchet, Clank und natürlich dem ewigen Schurken Dr. Nefarious, sondern mit Rivet einen wunderbaren felligen und unerschrockenem Neuzugang im „Ratchet & Clank“-Universum: Ohne zu viel verraten zu wollen, bestreiten wir einen großen Teil der knapp 15-stündigen Story-Kampagne auch in den Fußstapfen von Rivet, die zwar das Waffenarsenal mit ihrem dimensionalen Alter Ego Ratchet teilt, aber aus ganz eigenen Beweggründen das Universum vor dem fiesen Emperor Nefarious retten möchte. Und neben den liebenswerten Figuren hält natürlich auch der typische "Ratchet & Clank"-Humor Einzug in das neueste Spiel von Insomniac Games.
Auch wenn „Ratchet & Clank: Rift Apart“ die etwas episodische Struktur der Vorgänger beibehält und immer wieder auf den einzelnen Planeten zwischen der Storyline von Ratchet & Rivet hin- und herschaltet, versteht es Insomniac Games einfach sehr gut eine Story zu erzählen, in der vor allem die sympathischen Protagonisten und Protagonistinnen im "Ratchet & Clank"-Universum glänzen dürfen. Fast alle Nebenfiguren bekommen im Spiel selbst einen großen Auftritt spendiert, sind nicht nur putzig anzuschauen, sondern tragen ihren Anteil am emotionalen Gesamtkonstrukt. Auch hier fühlt man sich im besten Moment an einen Pixar-Film erinnert, was natürlich auch darin geschuldet ist, dass Insomniac es wunderbar verstehen, wie schon bei "Spider-Man: Miles Morales", eine möglichst charmante cineastische Geschichte zu inszenieren und zu erzählen.
Rasante Kämpfe, überwältigende Waffen-Auswahl
So putzig, bunt, chaotisch, hektisch und beeindruckend die Spielwelt auch sein mag, so oft wird all diese visuelle Pracht von den fiesen Schergen unterbrochen, die euch an den Kragen wollen. Hier setzt sich "Ratchet & Clank: Rift Apart" einerseits deutlich von den Vorgänger-Spielen ab, vertraut aber andererseits auch gleichzeitig auf ihr Fundament. Zunächst einmal bewegen sich Ratchet und Rivet deutlich geschmeidiger durch die Spielewelt, was zum einen am brandneuen "Phantomsprint" aka Dash liegt, den ihr vor allem in den intensiven Bosskämpfen oder Auseinandersetzungen mit vielen interdimensionalen Schergen benötigt. Generell wirkt das Moveset unserer beiden Protagonisten ausgefeilter: Ratchet und Rivet schwingen sich nicht nur über Abgründe, sondern laufen an bestimmten Stellen über Wände, können sich im Verlauf des Spiels dann auch an bestimmten Punkten weit über die teils gewaltigen Level katapultieren lassen oder nutzen den Spaltstrahl um kurzfristig auch "unüberbrückbare" Abgründe zu überqueren. In sogenannten Mini-Rift-Challenges wird dann meist auch euer Platformer-Skill kurz gecheckt, um euch ein Rüstungsteil sichern zu können: Die Herausforderungen erinnern ein wenig an die Puzzle-Herausforderungen in Ubisofts "Immortals: Fenyx Rising", fallen aber in „Ratchet & Clank: Rift Apart“ deutlich kürzer und einfacher aus.
Der Fokus auf möglichst spektakuläre und abwechslungsreiche Kämpfe zeigt sich zunächst auch bei der Waffen-Auswahl: Hier stehen euch im Verlauf des Spiels knapp 20 Waffen zur Verfügung, die tatsächlich komplett unterschiedlich ausfallen und demnach auch sehr unterschiedliche Vorgehensweisen in den Kämpfen ermöglichen: Von Elektro-Geschossen, über Raketenwerfer, Sniper-Gewehre bis hin zu ausgefallenen Robo-Kampfdroiden, einer Pflanzen-Stun-Waffe oder einem Schutzschild, das gegnerische Geschosse zurückprallen lässt. Tatsächlich ist das Arsenal so überwältigend groß und die Dichte der Gegner so hoch, dass ihr einen guten Teil des Spiels im cleveren Waffen-Auswahl-Menü verbringen werdet: Das ist grundsätzlich zwar gut gelöst, doch gerade in intensiven Kämpfen nimmt es teilweise das Momentum raus, wenn man in den dramatischsten und intensivsten Momenten nachschauen muss, welche der zahlreichen Waffen im Inventar noch Munition hat bzw. gegen den Gegnertyp am besten geeignet ist.
Grundsätzlich bietet das Spiel eine enorme Bandbreite an beeindruckenden Spielwelten, die ihr im Verlauf der 15-stündigen Kampagne durchqueren müsst. Manche fallen dabei linearer aus, bieten aber bspw. innerhalb der Level noch Dimensionswechsel, viele Collectibles und kleinere Sidquests. Andere wiederum bieten fast schon Sandbox-mäßige Schauplätze, die ihr bspw. mit Ratchets Schwebestiefeln schnell durchqueren könnt. Etwas weniger vielfältig ist das Aufgebot an Widersachern, die ihr mit Ratchet & Ravet ins Jenseits befördern müsst. Das ist auch einer der wenigen Schwachpunkte des Spiels: Teilweise kämpft ihr gefühlt ein Dutzend Mal gegen einen bestimmten Robo-Zwischenboss bzw. einen wütenden Dino. Hier hätten wir uns tatsächlich etwas mehr Mut und Abwechslung gewünscht. Auch die Jagd nach den goldenen Schrauben motiviert, doch wird bei manchen Fetch-Quests auch etwas zum Frustfaktor, wenn gewisse Spielmechaniken erst beim x-ten Anlauf funktionieren.
Update der Rezension nach Day-1-Patch
Wir hatten in unserer ursprünglichen Rezension erwähnt, dass uns während dem Spiel kleinere Bugs aufgefallen waren. Das war noch vor dem Einsatz des Day-1-Patches. Generell ist "Ratchet & Clank: Drift Apart“ technisch extrem gut gelungen und "polished", doch hatte bei unserem Durchlauf auch mit kleineren Bugs zu kämpfen, von denen ein Großteil mit dem Day-1-Patch behoben sein sollte. Bspw. behebt der Patch einen Fehler in einer Sidequest, in der ursprünglich gewisse Gegnerwellen nicht ausgelöst werden konnten, um die Quest abzuschließen. Somit legen wir euch dringend ans Herz eure physischen Kopien von "Ratchet & Clank: Drift Apart" mit dem Day-1-Patch upzudaten (natürlich auch, um die Möglichkeit zu haben aus den drei Grafik-Modi auswählen zu können).
Fazit zu "Ratchet & Clank: Rift Apart"
"Ratchet & Clank: Rift Apart" ist nicht nur ein technisches Meisterwerk und das bisher schönste Spiel auf der PlayStation 5, sondern das auch bisher ambitionierteste und beste „Ratchet & Clank“-Abenteuer: Das liegt daran, dass Insomniac Games nicht nur alle spielmechanischen Aspekte rund um Ratchet & seine liebenswerte Lombax-Kollegin Rivet ausbessern, sondern eine unheimlich charmante Geschichte erzählen mit den liebenswürdigsten Haupt- und Nebenfiguren seit langer Zeit. Zwischen den überwältigenden Spielwelten und Actionpassagen gibt es trotzdem noch Verbesserungspotenzial: Gerade bei den Bosskämpfen hätten wir uns etwas mehr Abwechslung gewünscht. Genauso wie beim ständigen Gefummel im Waffenmenü, das die Immersion zeitweise etwas unterbricht. Doch letztendlich sind das alles wieder nur Kleinigkeiten im großen Abenteuerspaß, den „Ratchet & Clank: Drift Apart“ exklusiv auf der PlayStation 5 bietet.
Ratchet & Clank erscheint am 11. Juni 2021 exklusiv für die PlayStation 5. Einen Gameplay-Trailer zum Spiel seht ihr hier:
Test: David Rams