Ghostface, Sydney & Co. sind in "Scream" zurück: Ob der 5. Teil der legendären Slasher-Reihe tatsächlich alte und neue Horror-Fans abholen kann, verraten wir in unserer Kritik.
Es muss irgendwann im Jahr 1998 oder 1999 gewesen sein. Meine Eltern hatten damals glücklicherweise ein Pay-TV-Abo und tatsächlich lief dort einmal um 23 Uhr "Scream" in der ungeschnittenen FSK18-Fassung. Ich habe mich also irgendwann spät nachts unter der Woche ins Wohnzimmer geschlichen und den Film heimlich aufgenommen (vorprogrammieren ging damals nicht). Zwei Tage später durften wir mit der ganzen Klasse in der Schule übernachten. Unser entspannter Klassenlehrer hatte alles arrangiert. Es gab Popcorn, leckere Snacks und im Biologie-Raum mit zwei TV-Sets haben wir die ganze Nacht gemeinsam Filme geschaut. Und irgendwann eben auch die Uncut-Fassung von "Scream". Mein Lehrer war nach dem Screening etwas sauer auf mich, aber wir 14- bis 15-jährigen hochpubertären Teenies hatten die Horror-Gaudi unseres jungen Lebens.
„Scream“ ist also für meine Generation eben das, was für andere eben „Nightmare on Elm Street“, „Freitag, der 13.“ und vor allem „Halloween“ war – der erste richtige Berührungspunkt mit Horror, der auch nachhaltig hängengeblieben ist. Und klar: Auch an „Ghostface“ sind die vergangenen 25 Jahre nicht spurlos vorbeigegangen. Neben drei mehr oder weniger guten Fortsetzungen hat sich gerade der Genrefilm spürbar weiterentwickelt: Horror ist eben selten nur noch stumpfer Slasher-Horror, sondern eben auch sozialer Kommentar, Traumverarbeitung, Meta-Gedöns oder am besten alles in einem. Und gleichzeitig hatte Ghostface eben nie annähernd das Charisma eines Freddy Krueger oder Michael Myers und in puncto Kills eben auch nicht deren eiskalte Expertise. Ist "Ghostface" also anno 2022 nur ein ausgemustertes Auslaufmodell? Zumindest sieht das Tara (Jenna Ortega) zu Beginn von „Scream 5“ so, als sie auf die Frage nach ihrem liebsten Gruselfilm nicht die üblichen Horror-Schwergewichte nennt, sondern eben noch den recht neuen Genre-Hit "The Babadook".
Scream 5: Von Stärken und Schwächen der Franchise
Dass „Tara – allein zu Haus“ dann zwangsläufig in die Fußstapfen von Drew Barrymore treten wird, ist nur eine der zahlreichen Reminiszenzen von „Scream 5“ an den Original „Scream“. James Vanderbilt (Murder Mystery) und Guy Busick (Ready or Not) sind als Autoren alles andere als zu beneiden: Einerseits soll „Scream 5“ eine starke Reminiszenz an das Original sein. Andererseits natürlich auch das legendäre Regelwerk der „Scream“-Filme etwas umschreiben und sich auch für die "Generation Z" frisch anfühlen. Dass ihnen das sogar größtenteils gelingt, liegt gleich an mehreren Faktoren: Zum einen macht der junge Cast wirklich einen guten Eindruck. Melissa Barrera als Sam, Jenna Ortega als ihre Schwester Tara sowie das restliche junge Ensemble machen aus den durchaus schwierigen Voraussetzungen deutlich mehr als reines "Ghostface"-Todesfutter. Und einmal mehr sticht der brillante Jack Quaid, wie schon in der Amazon Prime-Serie „The Boys“, mit seinem Charisma und seiner starken Präsenz heraus.
Zum anderen gelingt es „Scream 5“ tatsächlich den typischen Sog an Doppelbödigkeiten, falschen Fährten sowie dem "Wer ist der Killer"-Ratespiel bis zum starken Finale aufrechtzuerhalten: Sowohl die Drehbuchautoren als auch die beiden Regisseure Matt Bettinelli-Opin sowie Tyler Gillett verstehen genau, was die Faszination an der "Scream"-Franchise ausmacht, auch wenn sie sich hier überwiegend an bewährten Tropen und Örtlichkeiten festhalten und diese nur minimal variieren. Auch bei den Kills von „Ghostface“ bietet „Scream“ eine Mischung aus kreativen und adrenalintreibenden Todesszenen und etwas vorhersehbaren Szenarien. Trotzdem ist „Scream“ aka „Scream 5“ ein Horror-Kinospaß, der nicht nur den Nostalgie-Faktor der „Scream“-Teenies von damals bedient, sondern auch der neuen Generation eine „blood good time“ im Kino bescheren sollte.
"Scream" startet am 13. Januar 2022 in den deutschen Kinos. Den Trailer seht ihr hier: