„Tár“ | Nina Hoss über ihre Ausnahmerolle: „Sharon ist nicht unschuldig!“

Wie lebt es sich mit einem Musikgenie? Für Darstellerin Nina Hoss bestand der Reiz in ihrer Rolle in den vielen moralischen Grauzonen. Im Interview mit TVMovie.de verriet sie auch, warum sie Sharon nicht für ein Unschuldslamm hält.

Nina Hoss in "Tár" — Nina Hoss als 1. Violinistin in Tár Foto: UPI

Es ist dieser klare, durchdringende Blick, den Sharon bzw. Schauspielerin Nina Hoss immer wieder in Richtung von Lydia Tár aka Cate Blanchett adressiert. „Wer ist diese Frau wirklich“, dürfte nicht nur eine zentrale Frage sein, die viele Zuschauer:innen aus Todd Fields „Tár“ mitnehmen werden, sondern die sich natürlich auch Lydia Társ bessere Hälfte immer wieder aufs Neue stellen muss. Denn ohne die erste Violine und geduldige Lebenspartnerin wäre Lydia Tár wohl nie zu dem Maestro geworden, der sie im Film letztendlich ist. Doch der Weg zum musikalischen Ausnahmestatus ist teuer bezahlt, was auch Lydias Lebenspartnerin Sharon immer deutlicher zu spüren bekommt…

Mit ihrer Rolle in „Tár“ setzt Darstellerin Nina Hoss den spannenden Weg konsequent fort, den sie seit der vermeintlichen „Leinwandtrennung“ von Christian Petzold eindrucksvoll vollzogen hat. Bis 2014 war sie in zahlreichen Projekten von Petzold quasi immer "seine erste Violine" und beeindruckte in Filmen wie „Phoenix“ (2014), "Barbara" (2012) oder "Yella" (2007) mit charismatischen Darstellungen mit einem Hauch von Undurchsichtigkeit in der Hauptrolle. Spätestens mit "A Most Wanted Man" (2014) an der Seite von Philip Seymour Hoffman hatte sich Hoss aber deutlich mehr fürs US-Kino geöffnet – doch nicht nur für das! Denn auch im Serienbereich kann sich Hoss mittlerweile starke Rollen sichern, wie bspw. drei Staffeln lang in der Politserie „Homeland“ oder vor kurzem in der 3. Staffel der Prime Video-Prestigeproduktion „Jack Ryan“.

Doch selten war Hoss präsenter und eindrucksvoller als in ihrer Rolle in Todd Fields „Tár“, in der sie zwar nur eine Nebenrolle einnimmt und trotzdem neben der furios aufspielenden Cate Blanchett in jeder Hinsicht brilliert. Das liegt auch daran, dass Sharon im Film eine enorme Vielschichtigkeit und Verantwortlichkeit zugeschrieben bekommen hat, die Hoss ebenfalls an der Rolle fasziniert hat. Im Interview am Rande der Berlinale 2023 konnten wir mit ihr über Machtmissbrauch, stille Beobachterinnen und die Rolle von „Enabler:innen“ sprechen. Das Video-Interview seht ihr hier:

Unsere Interview mit Todd Field und Cate Blanchett findet ihr hier:

Und natürlich haben wir auch eine Kritik zu „Tár“ verfasst, die ihr an dieser Stelle findet: