Ich habe „Secret of Mana“ auf SNES gesuchtet, wie kein anderes Spiel. Doch kann „Visions of Mana“ die Kult-Reihe würdig fortführen?
Mit kaum einem JRPG fühle ich mich so nah wie „Secret of Mana“. Damals haben sich meine Kollegen und ich für sehr viel Taschengeld einen eigenen Controller-Adapter besorgt, um das Rollenspiel zu dritt durchzocken zu können und saßen dabei stundenlang wie gefangen im Kinderzimmer. Dass die „Mana“-Reihe nach „Secret of Mana“ einige Höhen und Tiefen durchlaufen musste, ist vielen JRPG-Fans natürlich bewusst. Zuletzt hinterließ das Remake von „Trials of Mana“ im Jahr 2020 eher gemischte Gefühle. Doch „Visions of Mana“ soll der Kult-JRPG-Reihe nicht nur einen brandneuen Anstrich geben, sondern auch die nostalgische Magie des damaligen Kultspiels in die Moderne holen. Ob uns die Reise zum Mana-Baum auch diesmal stundenlang im Zimmer in eine andere Welt versetzt hat, verraten wir im Test!
„Visions of Mana“: Darum geht’s im neuesten Teil der Spielreihe
Schon der Titel verrät es: Auch diesmal steht der berühmt-berüchtigte Mana-Baum im Fokus der Erzählung. Na ja, nicht ganz: Denn eigentlich sind es die Personen, die als „Geweihte“ für die einzelnen Elemente wie Wasser, Feuer, Mond, Wind usw. selektiert werden und schließlich zum Mana-Baum gelangen müssen, um ihre Seele zu opfern. Dadurch soll sichergestellt werden, dass ihre jeweiligen Heimatorte von der Macht der Elemente geschützt werden. Auf ihrer Reise werden sie von u. a. von Val geschützt, der Hauptfigur von „Visions of Mana“, der als Seelenwächter die wichtige Aufgabe hat, die Geweihten sicher bis zum Mana-Baum zu begleiten.
Die Geschichte von „Visions of Mana“ beginnt in einem sehr beschaulichen (und oftmals auch etwas zu beschaulichen) Tempo und wird im Verlauf etwas packender, als Val die einzelnen Geweihten um sich versammelt und die Reise zum Mana-Baum von einem Höhepunkt zum nächsten steuert. Die Schicksale der einzelnen Gefährten sind dabei schön inszeniert, auch wenn wir uns im Gameplay-Flow einfach deutlich weniger Unterbrechungen gewünscht hätten: Nach jedem kleineren Gebiet wird uns Zwischensequenz um Zwischensequenz serviert, die zwar nett anzuschauen sind, aber letztendlich oft auch überflüssig wirken und den Spielfluss merklich unterbrechen.
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„Visions of Mana“ ist ein Actionspiel im Herzen
Schon damals war „Secret of Mana“ für seine Echtzeit-Kämpfe bekannt, obwohl es viele Genre-Vertreter gab, die auf taktische Kämpfe Wert legten. Auch „Visions of Mana“ bleibt den Wurzeln treu und legt vollen Fokus auf actionreiche Gefechte. Übrigens gab es für mich als „Secret of Mana“-Koop-Fan gleich eine ziemlich bittere Nachricht: Auch wenn ihr im Verlauf mehrere Gefährten in eure Reisetruppe aufnehmt, ist „Visions of Mana“ ein reiner Singleplayer-Titel. Dabei wollte ich doch schon meine Kindheitstruppe auf die Couch zurückrekrutieren. Nun ja. Aber auch so macht es grundsätzlich Spaß, sich in das kurzweilige Action-System des Spiels reinzufriemeln.
Grundsätzlich steuert ihr immer ein Trio aus Helden, das ihr im Menü im Verlauf der Geschichte natürlich auch auswechseln könnt. Jeder Held bzw. jede Heldin kann per Reliquie neue Fähigkeiten bzw. eine neue Ausrichtung erlangen: Val wird z.B. durch die Wind-Reliquie zum Runenkrieger. Das ist auch deshalb wichtig, weil ihr dadurch weitere Elementarfähigkeiten freischaltet, die in passive und aktive Skills unterteilt sind. Ihr könnt eure Held:innen sehr einfach die Klasse wechseln lassen, was immer wieder viel Abwechslung reinbringt. Teilweise war uns das Geschehen zwar manchmal etwas zu chaotisch, doch insgesamt spielen sich die actionreichen Kämpfe zumindest sehr solide.
Der Launch-Trailer zu "Visions of Mana":
Zu kleinteilige Gebiete verderben den Erkundungsdrang
Dass „Visions of Mana“ einen comichaften, aber durchaus hübschen Stil aufweist, konnten wir in der PC-Fassung in 4K-Auflösung begutachten. Dass die Grafikoptionen aber derart marginal ausfallen, ist im Jahr 2024 ein No-Go – so retro brauchen wir es dann natürlich nicht. Insgesamt bringt die schicke Präsentation die abwechslungsreichen Biome durchaus gut herüber. Leider waren wir aber von den Spielgebieten nicht durchweg begeistert.
Das liegt daran, dass „Visions of Mana“ immer wieder denselben Loop aus Items auf die einzelnen Gebiete aufteilt. Wenn ihr zum 100 Mal einen Sprung macht, um ein „Grizzly Sirup“ aufzusammeln und immer wieder denselben „Grizzly“-Spruch in der Originalversion hört, ist das nicht mehr charmant, sondern einfach nur nervig. Auch besagte Zwischensequenzen, die jedes kleinteilige Gebiet erst einmal unterbrechen und damit den Spielflow killen, sind uns negativ aufgefallen. So hübsch und gelungen die Spielwelt auch visuell aussehen mag, so eintönig sind ihre inneren Werte. Das gilt übrigens auch für die Nebenmissionen, die wir auf unserem Abenteuer in verschiedenen Dörfern erledigt haben: Schlachte ein paar Monster hier, lauf zu dem Typen dort – das ist schon verdammt öde und einfach nicht mehr zeitgemäß.
Unser Fazit zu „Visions of Mana“
Die Magie eines „Secret of Mana“ habe ich bei „Visions of Mana“ schon ziemlich vermisst. Dabei ist das neueste Abenteuer der Kult-JRPG-Reihe keineswegs schlecht: Die Spielwelt ist insgesamt liebevoll gestaltet, die Geschichte emotional inszeniert und auch die abwechslungsreiche Action hat uns durchaus gefallen. Allerdings drücken die konstanten Zwischensequenzen, die öden Nebenmissionen und die ständige Item-Sammelei den Spielspaß schon ziemlich. Ein nettes modernes JRPG mit nostalgischen Wurzeln ist „Visions of Mana“ trotzdem geworden. Doch leider auch nicht mehr als das.
"Visions of Mana" erscheint am 29. August für PlayStation 4, PlayStation 5, Xbox Series X|S und PC.