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ARD: "Zukunftsrat" soll die Öffentlich-Rechtlichen aus ihrer Krise holen

Hilfe für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk ist dringend nötig. Zuletzt schipperten die Fernsehsender von einem Skandal in den nächsten. Ein Rettungsteam soll es nun richten.

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Ein "Zukunftsrat" soll das Image der Öffentlich-Rechtlichen aufpolieren.
Inhalt
  1. Zukunftsrat: Wer aber gehört denn nun zu den „Bergrettern“ der Öffentlich-Rechtlichen?
  2. Zukunftsrat: Rückenwind für das Rettungsteam aus der Politik
  3. ARD: Rettungsteam steht vor steinigem Weg zurück an die Spitze

Der Zukunftsrat der ARD steht fest. Nach langem Hin und Her haben die Medienpolitiker der Bundesländer sich auf die Besetzung des Beratergremiums geeinigt. Seine Aufgabe ist es unter anderem, den angeschlagenen Rundfunk und seinem Image aus der Krise zu holen – sozusagen ein ARD/ZDF-Rettungsteam. Nur soll dieser Trupp – anders als das Team der ZDF-Co-Produktion „Die Bergretter“ – ARD und ZDF nicht vom Berg herunterhelfen, sondern zurück an die Spitze der Medienlandschaft befördern.

 

Zukunftsrat: Wer aber gehört denn nun zu den „Bergrettern“ der Öffentlich-Rechtlichen?

Das achtköpfige Team, das vor allem mit Vertretern aus Journalismus, Verlagswesen, Medienwissenschaft und Politik besetzt ist, soll Politikerinnen und Politiker in Zukunftsfragen rund um ARD und ZDF beraten und auch Empfehlungen aussprechen, wie der öffentlich-rechtliche Rundfunk zukünftig aussehen sollte. Zuletzt hatte es unter den Bundesländern immer wieder Streit über die Besetzung gegeben. Nun steht diese aber fest.

Wenig überraschend sind drei der Namen, die schon längere Zeit gehandelt worden sind. Als gesetzt galten demnach Roger de Weck, der ehemalige Chefredakteur der Zeit und Ex-Generaldirektor der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft (SRG SSR) und Medienmanagerin und frühere Gruner+Jahr-Chefin Julia Jäkel. Dazu zählt ebenso die Berufung des ehemaligen Bundesverfassungsrichters und CDU-Politikers Peter Michael Huber.

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Überraschend dagegen ist vor allem aber die Besetzung der Filmproduzentin und Präsidentin der Münchener Hochschule für Film und Fernsehen (HFF), Bettina Reitz. Im neuen Rettungsteam ist sie die einzige, die den öffentlich-rechtlichen Rundfunk von innen heraus kennt. Denn Bettina Reitz hatte unter anderem bereits die Leitung des Programmbereichs Spiel-Film-Serie beim Bayerischen Rundfunk inne und war auch Geschäftsführerin der Degeto Film, der Filmeinkaufsorganisation der ARD. 2012 erfolgte dann die Beförderung zur Fernsehdirektorin des Bayerischen Rundfunks, den sie Ende 2015 aufgrund ihrer Honorarprofessur freiwillig aufgab.

Während ihrer Zeit beim Bayerischen Rundfunk und der Degeto verantwortete Reitz gleich drei Oscar-prämierte Produktionen. Dazu gehören aus dem Jahr 2007 „Das Leben der Anderen“ von Florian Henckel von Donnersmarck, 2012 „Amour“ von Michael Haneke und 2015 „Citizenfour“ von Laura Poitras. Mit den Problemen des öffentlich-rechtlichen Rundfunks dürfte sie sich demnach als einzige des Teams wirklich auskennen.

Zu den restlichen vier zum Gremium gehörenden Personen zählen auch Urheberrechtsexpertin Nadine Klass, Medienrechtler Mark D. Cole, Journalistin und stellvertretende Chefredakteurin des Zeit Magazins Maria Exner und die Digitaljournalismus-Professorin Annika Sehl.

 

Zukunftsrat: Rückenwind für das Rettungsteam aus der Politik

Zuspruch und viel Rückendeckung bekommt das Rettungsteam vor allem aus der Politik. „Die Rundfunkkommission hat mit der Einsetzung eines Zukunftsrates ihren Reformwillen bekräftigt“, sagte der nordrhein-westfälische Medienminister Nathanael Liminski (CDU). Er selbst hatte im September 2022, nach den Verschwendungs- und Filzvorwürfen beim RBB, einen Expertenrat angeregt. Die Ziele des mit der Rettungsmission beauftragten Zukunftsrats sieht der Medienminister sowohl im Angebot als auch in den Strukturen, die auf den Prüfstand kommen sollen. „Der öffentlich-rechtliche Rundfunk muss heute und morgen durch Produkt und Struktur überzeugen. Nur so hat ein pflichtfinanziertes System dauerhaft Akzeptanz.“

 

ARD: Rettungsteam steht vor steinigem Weg zurück an die Spitze

Der temporär eingesetzte Zukunftsrat soll als Beratungsgremium nun also alles richten, was in den vergangenen Jahren gehörig schiefgelaufen ist. Er soll zur Entwicklung einer langfristigen Perspektive für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk beitragen und zu seiner zuletzt stark gelittenen Akzeptanz Empfehlungen erarbeiten. Auch Impulse für die Arbeit der Rundfunkkommission werden sich vom Rettungsteam erhofft.

Den ersten Gegenwind gab es laut dpa jetzt bereits von der „AGRA“, der Arbeitsgemeinschaft der öffentlich-rechtlichen Redakteursausschüsse. Diese spricht in einem Brief an die Mitglieder der Rundfunkkommission von „großem Unverständnis“ und einer „verpassten Chance“. Dort habe man bis zuletzt gehofft, dass die Politik „uns als Programmmacherinnen und Programmmacher ebenfalls berücksichtigt“. Die AGRA kritisiert dabei, dass in dem Gremium vor allem Juristen, Wissenschaftler und Lobbyisten sitzen – aber niemand aus dem „Maschinenraum“ der Anstalten. Sie fordert nun eine Nachnominierung von Vertreterinnen und Vertretern der Redaktionsausschüsse.

Bleibt zu hoffen, dass das Rettungsteam den öffentlich-rechtlichen Rundfunk vor weiteren schmerzhaften Bruchlandungen bewahren kann. Denn dem Trupp selbst steht sicherlich ein steiniger Weg bevor, bei dem sie zukünftig wohl mit noch stärkerem Gegenwind rechnen müssen.

 

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