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Kino

„Spencer“: Der Untergang einer Prinzessin kurzgefasst | Filmkritik

Kristen Stewart schlüpft in die Rolle der Lady Diana und erzählt in „Spencer“ die tragische Geschichte einer Ikone. Ab dem 13. Januar in allen deutschen Kinos.

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Kristen Stewart als Lady Diana blickt durch Vorhang
Kristen Stewart brilliert in der Rolle der Lady Di in "Spencer". Foto: Pablo Larraín, DCM
Inhalt
  1. „Spencer“: Lady Diana zwischen Prunk und Ekel
  2. "Spencer": Eine Leidensgeschichte 
  3. „Spencer“: Kristen Stewart ganz erwachsen

Pablo Larraín („Erna“, „Neruda“) bringt mit „Spencer“ wieder ein Stück Historie auf die Kinoleinwand. Starke Frauen stehen für den chilenischen Regisseur im Fokus. Zuletzt die First Lady Jackie Kennedy im gleichnamigen Film aus dem Jahr 2016, gespielt von Natalie Portman. Nun lässt Larraín hinter die Kulissen der Royals blicken und das auf eine beklemmende und doch mitreißende Art und Weise.

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„Spencer“: Lady Diana zwischen Prunk und Ekel

Selbst fast 25 Jahre nach ihrem Tod sorgt Ladi Di für Schlagzeilen. Für manch einen ist sie eine einfache Frau, die zur wohl berühmtesten Prinzessin auserkoren wurde, für viele jedoch eine Legende. „Spencer“, dessen Filmtitel den Mädchennamen Dianas trägt, ist eine Hommage an die verstorbene Princess of Wales. Keine Geringere als Kristen Stewart schlüpft in ihre Rolle und das mit einer oscarreifen Brillanz.

Wer bei dem Film auf eine reine Biografie hofft, dürfte enttäuscht werden, denn es wird in den doch fast zwei Stunden nur ein Bruchteil aus Dianas Leben abgebildet. Die Handlung zeigt drei Tage, die sich überwiegend auf einem Landsitz Anfang der Neunziger abspielen, hier feiern die Royals Weihnachten. Sie beginnt damit, dass Diana zum Eröffnungsfestmahl zu spät erscheint – sofort wird offengelegt, dass ihre zierliche, verletzliche  Person nicht in die königliche Norm hineinpasst. Als Zuschauer hinterfragt man anfangs noch Dianas Handlungen und versucht, sie zu verstehen. Warum will sie sich beispielsweise nicht wiegen lassen, wo das doch eine Tradition ist? Weil sie prinzipiell gerne gegen den Strom schwimmt oder weil sie verstecken will, dass sie durch ihre Bulimie nichts aus der königlichen Küche in sich behalten kann und somit an Gewicht verliert?

"Spencer" Prince Charles und Lady Diana sehen einander an
Charles (Jack Farthing) und Diana (Kristen Stewart) Foto: Frederic Batier, DCM

Den Zuschauer:innen wird eine völlig andere Welt, fernab von „normal“, offenbart. Dekadenz, Prunk, Macht. Das könnte alles so viel Freude bereiten, doch Diana empfindet nur eines: Ekel. Sie übergibt sich abermals im Abendkleid und setzt sich dann wieder an die Tafel, an der alle schweig- und gehorsam dinieren. Sie stellt sich vor, wie sie die riesigen Perlen der Kette zerkaut und schließlich herunter würgt, die sie von ihrem Gatten Charles (Jack Farthing) einst geschenkt bekam und die auch seine eigentliche Herzensdame Camilla trägt – unangenehm, denke ich mir fast die ganze Zeit über. Die besagte Perlenkette zieht sich durch den gesamten Film als eine Metapher und symbolisiert Dianas Charakterentwicklung. Ein Meisterwerk von Drehbuch, das wir Steven Knight („Peaky Blinders“, „No Turning Back“) zu verdanken haben.

 

"Spencer": Eine Leidensgeschichte 

Man leidet mit Diana Spencer und hält sie zugleich für irre – was man auch werden kann, bei dem Zwang, unter dem man dort steht. Im Prinzip zieht sich ein und dieselbe Stimmung durch den Film: Tristesse. Es wird das Bedürfnis erzeugt, das arme Ding da einfach rausholen und auf eine Runde billiger und fettiger Fish and Chips einladen zu wollen. Insbesondere die Bindung zu ihren Kindern Prinz William und Prinz Harry (Jack Nielen und Freddie Spry) und Dianas Ankleiderin Maggie (Sally Hawkins) wird stark vertieft. Letztere nimmt im Übrigen eine interessante und unerwartete Wendung, doch seht selbst! Was viele sich dabei fragen: basiert die Rolle der Maggie auf einer echten Person aus Dianas Leben? Die Antwort lautet nein, das Thema ist viel komplexer als dass man es auf eine Person herunterbrechen könnte. Die Beziehung zwischen Royals und deren „Dressers“ kann umso vieles intimer sein, es können Freundschaften entstehen und das wird auch in „Spencer“ stark thematisiert.

"Spencer" Maggie und Diana spazieren am Strand
"Spencer": Maggie und Diana bei einem tiefgründigen Gespräch am Strand Foto: Pablo Larraín, DCM
 

„Spencer“: Kristen Stewart ganz erwachsen

Hört man ihren Namen, schießt einem womöglich sofort „Twilight“ durch den Kopf, doch seit Kristen Stewarts („Snow White and the Huntsman“, „Underwater“) Durchbruch mit der Teenie-Fantasy-Reihe sind fast 15 Jahre vergangen. Wo vielen Stewarts Mimik in der „Twilight“-Saga auf die Nerven ging, ist sie in „Spencer“ genau richtig gesetzt. Die 31-Jährige schafft einen grandiosen Balanceakt zwischen Traurigkeit, Berechnung, Verzweiflung und wiederum purem Glück, als sie in einer jetzt schon legendären Szene in ihrem gelben Anzugkleid über die Wiese rennt und damit ihre unerreichbare Freiheit symbolisiert.

"Spencer" Lady Diana im gelben Anzugkleid
Lady Di in ihrem gelben Anzugkleid: eine Szene, die unter die Haut geht. Foto: Pablo Larraín, DCM

Stewart selbst kritisiert ihre Schauspielkarriere und gab in einem Interview mit dem Stern kürzlich zu, vielleicht „fünf gute Filme gemacht“ zu haben. Nun, „Spencer“ dürfte zumindest unter die Top 3 fallen, wenn nicht sogar als ihre Meisterleistung durchgehen. Auch ohne großes Interesse an dem britischen Königshaus ist „Spencer“ ein durchaus empfehlenswerter Film mit kraftvoll in Szene gesetzten Bildern und einer herausragenden Schauspielleistung: melancholisch, düster und herzergreifend.

 

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