Mit dem Ryzen 5600x und dem Ryzen 5900x hat AMD zwei der aktuell beliebtesten Gaming-CPUs im Portfolio. Doch welcher Prozessor lohnt sich 2021 mehr? Das versuchen wir im Vergleich herauszufinden.
Während die Grafikkarten-Situation weltweit immer noch extrem angespannt ist (und vermutlich auch noch monatelang so bleiben wird), was vor allem leistbare und moderne GPUs von Nvidia und AMD angeht, entspannt sich die Situation bezüglich moderner Prozessoren immer weiter. Mittlerweile sind zumindest aktuelle Prozessoren wieder zu den (fast) üblichen Marktpreisen erhältlich. Und zumindest hier haben Nutzer*innen die Qual der Wahl. Und gerade die Zen-3-CPU-Generation von AMD, der sowohl der 5600x als auch der 5900x angehören, löste einen regelrechten Hype in der Gaming-Gemeinde aus. Tatsächlich schaffte es AMD mit den Zen 3-CPUs nicht nur erstmal seit langer Zeit leistungstechnisch auf Augenhöhe mit Intel zu agieren, sondern den offiziellen CPU-König nach vielen einsamen Jahren an der Spitze in einzelnen Disziplinen sogar zu entthronen. Doch wie sieht die Lage im Jahr 2021 aus? Lohnt sich ein Upgrade auf Zen 3 immer noch? Und ist es sinnvoll für aktuelle Spiele von einer Mittelklasse-CPU (Ryzen 5600x) auf eine Oberklasse-CPU (Ryzen 5900x) upzugraden?
Die Frage haben wir uns auch gestellt: Denn aktuell werkelt in unserem Testrechner neben einer mächtigen Geforce RTX 3090 FE auch ein AMD Ryzen 5600x. Deshalb war die Ausgangsbedingung klar: Geht uns durch die 6-Kern-CPU möglicherweise deutlich Leistung beim Gaming flöten? In unserem Test wollten wir dem auf den Grund gehen.
AMD 5900x vs. 5600x: Voraussetzungen | Die größten Unterschiede
Die Ryzen 5000er Reihe versteckt sich als Nachfolger der 3000er-Reihe und ist die letzte AMD-CPU-Generation, die den AM4-Chipsatz unterstützen wird. Kompatibel sind sowohl X570- und B550-Mainboards, als auch ein Großteil der X470/B450 Boards, die per BIOS-Update für die brandneuen Zen3-CPUs fit gemacht werden können. Im Grunde hat AMD insgesamt vier Zen3-Modelle veröffentlicht: Den 5950x, den 5900x, den 5800x und den 5600x. Sowohl den 5950x und 5800x klammern wir für den Test aus und zwar aus unterschiedlichen Gründen: Während der 5950x mit 16 Kernen vor allem für CPU-intensives Arbeiten im High-End-Segment ausgelegt ist und dort wirklich hervorragende Ergebnisse erzielt, ist er für Gamer unserer Meinung nach einfach etwas zu kostspielig mit einer UVP von 799 Euro – Geld, das ihr definitiv lieber in eine Grafikkarte oder andere Upgrades investieren solltet. Für den 5800x spricht vor allem die Tatsache, dass er mit 8 Kernen und 16 Threads ausgestattet ist: Preislich ist er mit einer UVP von 449 Euro allerdings nicht mehr weit entfernt vom 5900x, der im High-End-Segment mit einem Preis von 549 Euro für 12 Kerne und 24 Threads einfach das deutlich attraktivere Gesamtpaket darstellt.
Wo die konkreten Hardware-Unterschiede zwischen dem 5900x und dem 5600x liegen, seht ihr an der nachfolgenden Tabelle:
Prozessor | Kerne/Threads | Standard Frequenz | Boost Frequenz | L3 Cache | TDP | UVP |
---|---|---|---|---|---|---|
Ryzen 5900x | 12 Kerne/24 Threads | 3700 Mhz | 4800 Mhz | 64 MB | 105W | 549 Euro |
Ryzen 5600x | 6 Kerne /12 Threads | 3700 Mhz | 4600 Mhz | 32 MB | 65W | 299 Euro |
Während die Unterschiede beim Standard- und Turbo-Clock noch einigermaßen vernachlässigbar sind, ist der grundlegende Unterschied, dass der 5900x mit doppelt so vielen CPU-Kernen und -Threads angetrieben wird als der Ryzen 5600x. In vielen Foren und auf Diskussionsplattformen stellen sich viele Nutzer*innen darüber hinaus die Frage, ob ein Prozessor mit lediglich 6 Kernen überhaupt zukunftsfähig sei und möglicherweise schon in der aktuellen CPU-Generation deutlich zurückbleibt? Diese Frage versuchen wir in einigen Gaming-Benchmarks zu beantworten. Vorneweg der Hinweis: Der Ryzen 5900x hängt den Ryzen 5600x in aktuellen Foto- und Video-Anwendungen deutlich ab aufgrund der besagten unterschiedlichen Kern- und Thread-Anzahl. Wer neben Gaming auch Prozessor-intensive Anwendungen betreiben möchte, bekommt mit dem 5900x ein absolutes Leistungsmonster geboten, was Performance sowohl im Creator- als auch im Gaming-Bereich angeht. Doch in unseren Benchmarks wollen wir uns vornehmlich auf reines Gaming konzentrieren.
AMD 5900X vs. 5600x: Mit verschiedenen Spielen getestet
Wir haben beide Prozessoren mit einer Nvidia Geforce RTX 3090 FE, DDR4-3600 RAM von Corsair sowie einem Gigabyte X570 Aorus Pro-Mainboard getestet. Das System wurde mit einem Noctua NH-D15 gekühlt und im Standard-Takt für die Gaming-Tests betrieben (ohne Overclocking). Selbstverständlich ist uns bewusst, dass die wenigsten Konsumenten eine RTX 3090 im System verbaut haben, doch gerade im Anbetracht von potenten Gaming-Buids, die man mit den Ryzen 5000er-Prozessoren aufbauen will, wollten wir die GPU-Limitierung so niedrig wie möglich halten. Und trotzdem sind die Ergebnisse für alle Gamer*innen möglicherweise ernüchternd, die sich deutliche Unterschiede zwischen den beiden CPUs erhofft haben.
Denn selbst bei einem aktuellen Schwergewicht wie "Cyberpunk 2077" lässt sich sehr schnell feststellen, dass die GPU-Limitierung schon bei einer Auflösung von 1080p mit Ultra-Einstellungen greift und zwischen den Prozessoren kaum Unterschiede festzustellen sind.
Cyberpunk 2077 (1080p Ultra Einstellungen, kein Raytracing oder DLSS)
- Ryzen 5900x: 109 FPS
- Ryzen 5600x: 108 FPS
Cyberpunk 2077 (1080p Medium Einstellungen, kein Raytracing oder DLSS)
- Ryzen 5900x: 131 FPS
- Ryzen 5600x: 120 FPS
Cyberpunk 2077 (4k Ultra Einstellungen)
- Ryzen 5900x: 41 FPS
- Ryzen 5600x: 41 FPS
So läuft "Cyberpunk 2077" auf unserem Testsystem in der Benchmark-Sequenz in Ultra-Einstellungen (ohne Raytracing) fast identisch zwischen dem 5600x und dem 5900x. Den größten Unterschied sahen wir im Benchmark mit 1080p Medium-Einstellungen – ab hier wird die CPU tatsächlich langsam zum „Bottleneck“, allerdings auch nur bei einer RTX 3090, denn bei schwächeren Grafikkarten nähern sich die FPS wieder deutlich an. Doch selbst mit einer RTX 3090 beträgt in unserem Beispiel der Unterschied zwischen dem 5900x und dem fast halb so teuren 5600x nur knapp 10 %.
Und hier zeigt sich schon das „Problem“, das wir in weiteren Spiele-Benchmarks exakt so wiedergefunden haben: Je höher die Auflösung sowie Detaileinstellungen in den Spielen, desto minimaler wird der Unterschied zwischen dem 5600x und 5900x, weil selbst die stärkste Grafikkarte auf dem Markt ab einer Auflösung von 1440p meist zum Flaschenhals wird. Und wer will mit einem High-End-System grafisch brillante Spiele wie "Cyberpunk 2077" tatsächlich mit einer Auflösung von 1080p unter Ultra-Einstellungen zocken?
Shadow of the Tomb Raider (1080p, Höchste Qualität)
- Ryzen 5900x: 168 FPS
- Ryzen 5600x: 156 FPS
Shadow of the Tomb Raider (1440p, Höchste Qualität)
- Ryzen 5900x: 139 FPS
- Ryzen 5600x: 138 FPS
Shadow of the Tomb Raider (4K, Höchste Qualität)
- Ryzen 5900x: 83 FPS
- Ryzen 5600x: 83 FPS
"Shadow of the Tomb Raider" ist tatsächlich eines der wenigen AAA-Spiele, die deutlich CPU-lastiger ausfallen. So sind hier zumindest bei 1080p-Auflösung mit höchsten Einstellungen knapp 7-8 % Leistungsunterschied zwsichen einem Ryzen 5900x und Ryzen 5600x festzustellen. Ab 1440p ist jedoch kein signifikanter Unterschied mehr auszumachen. Und so ähnlich sieht das auch für weitere Spiele aus, die wir getestet haben, wie bspw. "Horizon Zero Dawn", "Watch Dogs: Legion", "Red Dead Redemption 2", "Control" usw.
Tom Clancy’s Rainbow Six Siege (1080p Ultra Einstellungen)
- Ryzen 5900x: 510 FPS
- Ryzen 5600x: 507 FPS
Tom Clancy’s Rainbow Six Siege (1440p Ultra Einstellungen)
- Ryzen 5900x: 378 FPS
- Ryzen 5600x: 376 FPS
Tom Clancy’s Rainbow Six Siege (4K Ultra Einstellungen)
- Ryzen 5900x: 201 FPS
- Ryzen 5600x: 200 FPS
Auch bei beliebten eSports-Titeln wie bspw. „Rainbow Six Siege“, in der es vor allem auf blitzschnelle Latenzzeiten dank hoher FPS ankommt, sind die Unterschiede zwischen dem 5600x und 5900x tatsächlich kaum messbar – trotz schwindelerregender Frame-Spitzen. So konnten wir auf 1080p mit Ultra-Settings einen Unterschied von 3 FPS messen – das bedeutet, das sich der Ryzen 5600x und 5900x auch bei „Rainbow Six Siege“ um nicht einmal 1 % unterscheiden. Bei höheren Auflösungen verschwinden die Unterschiede ins Nichts.
Fazit zu Ryzen 5600x vs. 5900x: Welche Gaming-CPU lohnt sich 2021?
Auf dem Papier sind die Unterschiede zwischen dem Ryzen 5900x und Ryzen 5600x eklatant: Mit doppelt so vielen Kernen und Threads sollte die aktuell zweitbeste Ryzen-CPU auf dem Markt seinen Mittelklasse-Bruder eigentlich locker abhängen. Doch aktuell zeigt sich, dass grundsätzlich alle modernen Spiele ab einer Auflösung von 1440p komplett GPU-limitiert sind – auch bei einer Geforce RTX 3090 FE. Auch bei Full HD-Auflösung sind die Unterschiede zwischen den beiden CPUs größtenteils so marginal, dass ihr im Grunde kaum einen Unterschied spüren solltet. Generell zeigt sich auch bei vielen aktuellen Tests, dass die meisten Entwickler die CPU-Kerne moderner Prozessoren nicht einmal annähernd ausreizen. So seid ihr aktuell auch mit einem Prozessor mit 6 Kernen und 12 Threads bestens aufgestellt, wie eben dem Ryzen 5600x. Und das wird sich auch in naher Zukunft nicht ändern.
Der Preisunterschied von knapp 250 Euro zwischen dem Ryzen 5600x und dem Ryzen 5900x ist momentan besser in eine aktuelle und moderne Grafikkarte investiert, auch wenn ihr die derzeitigen Mondpreise für GPUs natürlich nicht unterstützen solltet. Wer neben Gaming allerdings auch viel Zeit in grafikintensive Foto- und Videoprogramme steckt bzw. immer wieder mit großen Mengen an Daten arbeiten muss, sollte die CPU-Wahl natürlich nochmal überdenken: Die 12-Kerne des Ryzen 5900x hängen den 5600x gerade bei Multi-Core lastigen Anwendungen deutlich ab. So oder so: Beide CPUs geben auch im Jahr 2021 eine hervorragende Figur ab, auch wenn wir schon gespannt sind, welche Rolle Intel mit seinen Alder Lake-CPUs und der Einführung von DDR5 Ende des Jahres spielen könnte.