Mit „Valhalla“ erscheint das erste „Assassins Creed“ für PS5, Xbox Series X|S und die alten Konsolen. Doch wie gut ist das Wikinger-Abenteuer?
Mit „Assassins Creed Origins“ schlug Ubisoft eine ganz neue Richtung für das inzwischen 13 Jahre alte Franchsie ein. Weg von dem Städte-Abenteuer, hin zu einem Open World-Rollenspiel. Mit „Odyssey“ wurde dieser Weg weiter beschritten – doch zeigte der Griechenland-Titel, dass „Höher, schneller, weiter“ nicht immer gut für eine Spiele-Reihe ist.
AC Valhalla: Die Story
Eine viel zu große Spielwelt, die man nicht erforschen wollte, nervige zufällige Schiffskämpfe und große Schlachten, die keine Auswirkungen hatten, ermüdeten schnell. Diese Fehler soll „Valhalla“ nun ausmerzen. Und zum großen Teil ist das Ubisoft auch gelungen.
Hier findest du Assassin's Creed Valhalla für PC | PS4 | Xbox One
Gerade die Eröffnungssequenz ist famos inszeniert. Ihr spielt Eivor Wolf-Kissed, einen norwegischen Wikinger – ob männlich oder weiblich könnt ihr dabei entscheiden. Bei einem Überfall des unbarmherzigen Kjotves auf euer Dorf kommen eure Eltern ums Leben. Nach der Flucht schwört ihr Rache. Doch das ist nur der Start in ein viel größeres Abenteuer – und in das Leben der Assassinen.
Auch wenn der Auftakt in Norwegen stimmungsvoll ist und die schneebedeckten Berge toll aussehen, stellt sich doch schnell das typische „Odyssey“-Gefühl wieder ein. Die Minikarte ist innerhalb kürzester Zeit voller Symbole, schnell hat man keine Lust, die Umgebung zu erforschen, da sich vieles auf hohen Bergen abspielt und Eivor nicht unbedingt flott klettert. Daher unsere Empfehlung: Bringt diesen Teil möglichst schnell hinter euch.
Das hat den Vorteil, dass euch das Spiel nicht noch Sachen erklärt, die ihr euch selbst bereits beigebracht habt. Denn manche Fähigkeiten habt ihr zwar von Beginn an, bekommen aber noch extra Tutorials. Das ist schlicht langweilig und macht den Einstieg nicht unbedingt leichter.
Immerhin fängt die Geschichte schon früh an, Fahrt aufzunehmen. Visionen, alte Götter, die Bruderschaft der Assassinen, „Valhalla“ bietet das volle Programm. Dabei wirkt alles sogar aus einem Guss, anfangs hatten viele Fans die Befürchtung, die stillen Meuchler würden nicht ganz zu den grobschlächtigen Wikingern passen.
Dieser Punkt kommt dann im eigentlichen Handlungsort England zu tragen. Denn auch wenn Ubisoft euch diverse Einstellungsmöglichkeiten gibt, um das Spielerlebnis auf euer Bedürfnis zuzuschneiden, funktioniert das Schleichen sogar auf der niedrigsten Schwierigkeitsstufe nur bedingt gut. Viel zu häufig wird dann der eine Bogenschütze übersehen, der euch dann sofort entdeckt und Alarm schlägt.
AC Valhalla: So gut spielen sich die Kämpfe
Zum Glück macht das aber kaum was, denn der Kampf an sich ist unterhaltsam genug. Die Schläge mit Hammer, Axt und Schild fühlen sich wuchtig an, dazu kommen diverse Spezialfähigkeiten, die ihr durch Sammelobjekte in der Spielwelt freischaltet. Das ist dann auch leider der einzige motivierende Faktor, England zu erkunden.
Zwar sehen die weiten Felder, Sumpfgebiete und vereinzelte Städte auch auf den „alten“ Konsolen noch fantastisch aus, aber neben den zu sammelnden Schätzen passiert wenig. Die sogenannten „World Events“ sind zwar herrlich skurril – wir trafen eine Dame, die verrückt nach Katzen war oder einen Mann, der eine einsame Insel im Sumpf als sein eigenes Königreich deklarierte – haben aber sonst so gut wie keinen Mehrwert.
Die zwei im Vorfeld groß angekündigten Neuerungen sind Belagerungen und Raids. Bei ersteren müsst ihr euch durch feindliche Festungen schlagen, Häuser in Brand stecken und besonders starke Feinde besiegen, bei den Raids hingegen geht es vor allem darum, Schätze zu plündern. Das sind zwar nur minimale Auflockerungen vom normalen Spielgeschehen, aber durchaus willkommen.
AC Valhalla: Siedlungsbau und Skilltree
Mit den erbeuteten Gütern aber kommt dann das wohl beste Feature zum Tragen: Eure eigene Siedlung. Ihr müsst nämlich Ravensthorpe erblühen lassen, um euer Ansehen in England zu stärken. Dafür sorgen Fischer- und Jagdhütten, Sammelpunkte für römische Artefakte oder Häuser, die euch riesige Feste ermöglichen.
Je mehr ihr freischaltet, umso mehr spezielle Quests und neue Möglichkeiten bekommt ihr. Hier kommt ein Gefühl wie damals in der Ezio-Trilogie auf, als ihr eure Villa oder einzelne Geschäfte in Rom gekauft und verbessert habt. Es macht fast schon mehr Spaß als die Hauptmissionen, neue Gebäude freizuschalten und zu entdecken, welche neuen Aufgaben euch als nächstes erwartet.
Ein weiteres Highlight ist der Skilltree von Eivor. Während die Spieler:Innen bei „Odyssey“ sich komplett drauf vorbereiten konnten, welche Route sie gehen wollen, sind ein Großteil der Talente in „Valhalla“ versteckt. Erst wenn ihr eure Skill-Punkte nach Levelanstieg in die entsprechende Richtung ausgebt, werden die neuen Fähigkeiten freigelegt.
Man ist immer gespannt, was als nächstes kommt. Und sollte einem ein Skill nicht besonders zusagen, entwickelt man Eivor problemlos in eine andere Richtung weiter, es gibt nämlich fast unzählige Möglichkeiten, das Skill-Menü ist riesig. So fühlt sich das Wachstum der Spielfigur organisch an und nicht so, als ob grundlegende Dinge fehlen würden. Es bleibt allerdings schleierhaft, warum die Entwickler mit krummen Werten wie „Leichter Angriff +4,3 Schaden“ rechnen.
Alles in allem ist „Valhalla“ ein Schritt in die richtige Richtung. Die Geschichte ist unterhaltsam, die Figuren spannend und die Welt auch runder als im Vorgänger. Zwar hakt es hier und da beim Gameplay, die Welt bietet wenig spannendes zu entdecken und die Ladezeiten sind, zumindest auf der PS4, schlichtweg zu lang. Aber immerhin beim letzten Punkt können wir sagen: Das wird auf den neuen Konsolen deutlich besser. Also können wir die Reise ins alte England durchaus empfehlen.
Getestet von: Matthias Holm