Die größte Filmfranchise der Moderne wird zum Blockbuster-Videospiel: Doch ist „Avatar – Frontiers of Pandora“ wirklich den Hype wert? Unser Test klärt auf!
- Wie „Avatar – Frontiers of Pandora“ fleißig am Pandora-Mythos schraubt
- „Avatar – Frontiers of Pandora“: Audiovisuelles Eye Candy mit kleineren Abstrichen
- „Avatar – Frontiers of Pandora“: Gute Story-Ansätze, aber es fehlt die Verbindung
- Avatar – Frontiers of Pandora – Zwischen kochen, questen und töten
- Avatar – Frontiers of Pandora – Wie wir von Ikran-Hatern zu -Fans wurden
- Fazit zu „Avatar – Frontiers of Pandora”
Ist es wirklich nur „Pocahontas" im All ist oder die größte Evolution des Kinos seit Langem? Die Meinungen und hitzigen Diskussionen zur „Avatar“-Reihe von James Cameron gehen tatsächlich sehr weit auseinander. Keine Frage ist allerdings, dass beide „Avatar“-Filme zu den drei erfolgreichsten Filmen aller Zeiten gehören (eine Statistik, die nur durch „Avengers: Endgame“ durchkreuzt wird) und dementsprechend eine Fanbase besitzen, die nicht zu verachten ist. Mit dem Release von „Avatar – Frontiers of Pandora“ stellt sich also nicht unbedingt die Frage, warum Ubisoft in Zusammenarbeit mit Massive Entertainment die „Avatar“-Franchise jetzt als AAA-Spiele-Blockbuster angehen will, sondern warum erst jetzt?!
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Wie „Avatar – Frontiers of Pandora“ fleißig am Pandora-Mythos schraubt
Timing is Key. Das gilt nicht nur für die Kino-Branche, sondern natürlich auch die Videospielindustrie. Wenn im Fall einer Mega-Franchise wie „Avatar“ dann auch noch beide fleißig Na’vi-Händchenhalten, dann lässt sich auch gut nachvollziehen, dass knapp zwei Jahre vor einem möglichen „Avatar 3“ in den deutschen Kinos ein „Avatar“-Videospiel zur Weihnachtszeit natürlich fleißig Geld in die virtuellen Kassen spülen könnte. Doch keine Angst: Ein billiger „Cash Grab“ ist „Avatar -Frontiers of Pandora“ wirklich nicht geworden. Dafür sind die schwedischen Entwickler:innen von Massive Entertainment viel zu talentiert und behandeln die Franchise und all ihre Eigenheiten mit viel Respekt und Demut.
Statt sich an den Filmvorlagen zu bedienen, erzählt „Avatar – Frontiers of Pandora“ eine eigenständige Geschichte, die jedoch im Dunstkreis der beiden „Avatar“-Filme angesiedelt ist: Ihr seid ein Na’vi aus dem Sarentu-Clan, der in jungen Jahren von der RDA verschleppt wurde. Die RDA sind bekannterweise die „Bad Boys“ im Avatar-Universum und wollen den Planeten der Na’vi besetzen und ausbeuten. Während der großen Schlacht um den Baum der Seelen, die in den Filmen thematisiert wird, wird eure Spielfigur in einen Notfall-Cryoschlaf versetzt. Die Handlung des Spiels setzt an, als die RDA nach Pandora zurückkehrt und ihr ca. 15 Jahre nach der großen Schlacht erwacht: In den ersten Spielmomenten treffen wir zwar auch alte Bekannte, doch müssen uns zunächst in Freiheit kämpfen und uns natürlich mit der Größe der Na’vi und ihren flinken, einzigartigen Bewegungen bekannt machen.
Zeitlich spielt „Avatar – Frontiers of Pandora“ kurze Zeit vor den Ereignissen, die im zweiten Avatar-Film „The Way of Water“ thematisiert wurden und behandelt mit der Westgrenze eine Zone, die in den Filmen bisher noch keine Rolle gespielt hat. Die lose Verbindung zum Filmuniversum sorgt auch dafür, dass ihr die Filme nicht zwangsläufig gesehen haben müsst. Natürlich hilft es etwas die Na’vi und Pandora schon zu kennen und einige Film-Highlights auch möglichst authentisch im Videospiel umgesetzt zu sehen, doch zum Verständnis der Story „Avatar – Frontiers of Pandora“ ist ein Re-Watch der James Cameron-Filme kein Muss.
„Avatar – Frontiers of Pandora“: Audiovisuelles Eye Candy mit kleineren Abstrichen
Während der labyrinthische Ausbruch aus der RDA-Fabrik sagen wir klaustrophobisch und wenig spektakulär ausfällt, sind bereits die ersten Momente auf Pandora eine wahre Augenweide: Die wunderschönen Farben, die Dichte der Pflanzen und Tierwelt, das äußerst vertikale Terrain und die extreme Weitsicht: „Avatar – Frontiers of Pandora“ ist im besten Sinn pure „Eye Candy“ und eine audiovisuelle Wucht. Denn auch auf der Sound-Ebene fühlt es sich eben auch manchmal so an, als ob wir durch den dicht besiedelten Dschungel stapfen, uns über die Geräuschkulisse der Tierwelt wundern oder die Regentropfen auf den außergewöhnlichen Pflanzen hören. Wir haben das Spiel auf einem High-End-PC mit maximalen Details und 4K-Auflösung getestet, weshalb die grafische Wucht und Brillanz natürlich nochmal deutlich besser zum Zug kommt.
Es ist aber auch nicht alles glänzend, was im Mondlicht von Pandora so durchscheint: Bei näherem Hinsehen gibt es auch ein paar Schwachpunkte in der Präsentation, wie die teilweise etwas dürftigen Texturen. Auch die Charakter-Modelle sind zwar relativ akkurat gelungen, wirken aber in Bewegung auch nicht immer überzeugend, sondern etwas hölzern. Trotzdem ist die Präsentation definitiv ein großes Highlight von „Avatar – Frontiers of Pandora“, was wir von der Story nicht unbedingt sagen können.
„Avatar – Frontiers of Pandora“: Gute Story-Ansätze, aber es fehlt die Verbindung
Als Na’vi Newbie müsst ihr natürlich erstmal euer Plätzchen in der Welt von Pandora finden. Ihr seid Mitglied eines Clans, der eben schon längst von der Bildfläche verschwunden scheint und müsst bei den Clans der Westfront erst einmal Vertrauen gewinnen, da ihr zeitgleich mit dem menschlichen Widerstand kooperiert, der der RDA den Gar ausmachen möchte. Im Grunde sind die Voraussetzungen für ein episches Spektakel durchaus gegeben. Leider ist „Avatar – Frontiers of Pandora“ in puncto Storytelling einfach mehrere Klassen hinter aktuellen Schwergewichtern wie bspw. „Marvel’s Spider-Man 2“.
Fast schon in „Elder Scrolls: Skyrim“-Manier klappert ihr unzählige NPCs ab, werdet immer wieder in kurze Gesprächssituationen katapultiert, die jeglichen Drive aus dem Gameplay nehmen. Wie Massive Entertainment hier Dialoge, Quest-Geber und Story-Wendungen inszenieren, wirkt verdammt antiquiert. Doch das ist nicht mal das Kernproblem: In einem Spiel, in dem es doch so viel um die Verbindung mit der Welt, ihrer Bewohner:innen und Probleme geht, fühlen wir uns beim Spielen nur äußerst selten wirklich verbunden mit dem, was sich vor uns auf dem Bildschirm abspielt. Dabei versuchen Massive Entertainment auch in den Nebenquests wirklich liebevoll angelegte Mini-Erzählungen aufzuführen, die eben einen deutlichen Mehrwert bieten, als reine Fetch-Quests um die Figur aufzuleveln bzw. ihr bessere Ausrüstung zu gewähren. Doch zu unserem Bedauern hat es auf Pandora nie wirklich „Klick“ gemacht und die Story von „Avatar – Frontiers of Pandora“ hat uns weitgehend kaltgelassen.
Avatar – Frontiers of Pandora – Zwischen kochen, questen und töten
Im Vorfeld wurde „Avatar – Frontiers of Pandora“ oftmals vorgeworfen nur ein „Avatar“-Skin zu sein, bei dem unter der Haube ein „Far Cry“-Herz pocht. So ganz abwegig ist dieser Vergleich tatsächlich nicht: „Avatar – Frontiers of Pandora“ wirft euch in eine gigantische Open-World, in der ihr natürlich viel Action erlebt, RDA-Basen infiltrieren und zerstören sollt und letztendlich mit einem menschlichen „Ober“-Bösewicht konfrontiert werdet. Und „Avatar – Frontiers of Pandora“ spielt in der Ego-Perspektive, was das Spiel tatsächlich von vielen Genre-Vertretern abhebt. Weil die Spielwelt sehr vertikal angelegt ist und eure Ziele meist nur sehr „dezent“ im UI angezeigt werden (mittels Na’vi Sense), ist das Navigieren durch den dichten Dschungel von Pandora manchmal gar nicht so easy bzw. erfordert auch die beeindruckenden Parkour-Skills der Hauptfigur.
Neben „Far Cry“ dürfte natürlich auch die „Horizon“-Reihe von Guerilla Games für „Avatar – Frontiers of Pandora“ Pate gestanden haben: Das liegt natürlich auch daran, dass wir als Na’vi primär mit Pfeil und Bogen auf Jagd gehen. Weil wir als Na’vi von der RDA trainiert wurden, beherrscht unsere Spielfigur übrigens sowohl typische Na’vi-Waffen wie Pfeil & Bogen als auch menschliche Waffen. Als Na’vi mit einem Raketenwerfer Pandora unsicher machen? Kein Problem, auch wenn es natürlich etwas befremdlich wirkt, wenn ihr als flinker und sprunggewaltiger Na’vi plötzlich „Rambo“-Style mit zwei schweren Maschinenpistolen um euch schießt. Das ist auch tatsächlich eines der wenigen befremdlichen Elemente im Spiel: Während wir bspw. Ressourcen nicht etwa per Knopfdruck einsammeln, sondern Pflanzen erst einmal mit einem Mini-Puzzlespiel rausziehen müssen, weil das dem Weg der Na’vi entspricht, ist das martialische Töten von RDA-Widersachern eine unbeachtenswerte Randnotiz. In den vielen Action-Sequenzen des Spiels könnt ihr dabei eher Stealth-mäßig vorgehen und eure mächtigen Widersacher an ihren Standpunkten attackieren und zum Fall bringen oder ihr holt eben das Doppel-Maschinengewehr raus und werden zum „Guns Blazing“-Na’vi. Grundsätzlich spielt sich die Action wegen des großen Aktionsradius und der Flexibilität der Spielfigur sehr flott und kernig.
Generell gibt es aber auch genug Abwechslung zur Action: In zahlreichen Quests werden wir zum Sherlock-Na’vi und müssen Spurenlesen bzw. Orte nach Hinweisen absuchen, um auf das Geheimnis eines verschollenen Na’vi zu stoßen. Oder wir sammeln fleißig Ressourcen als Gaben für die jeweiligen Clans und erhalten damit Clan-Punkte, die wir wiederum für coolen Loot eintauschen können. Das Spiel lässt euch natürlich auch fleißig craften oder leckere Speisen kochen, um eure wichtige Ausdauer hochzuhalten. Die RPG-Mechanismen des Spiels sind aber nur selten wirklich tiefgründig, geben dem Spielgeschehen aber eine gewisse Abwechslung.
Hier seht ihr den Story-Trailer zu "Avatar - Frontiers of Pandora":
Avatar – Frontiers of Pandora – Wie wir von Ikran-Hatern zu -Fans wurden
Wie kann man die Pandora-Atmosphäre besser „inhalieren“, als über den Wolken? Bei unserer Remote-Anspielsession vor einigen Wochen zur Preview von „Avatar – Frontiers of Pandora“ haben wir noch über den fliegenden Ikran bzw. seine trägen Flugeigenschaften geflucht. Im fertigen Spiel erbitten wir herzlich Abbitte: Unser Flugvieh ist uns nicht nur nach der grandiosen „Ikran“-Mission, sondern auch später noch ans Herz gewachsen und fliegt sich wirklich wendig und spaßig. Richtig cool war die Tatsache, dass viele Missionen natürlich auch durch euren fliegenden Helfer einfacher gestaltet werden können. Bspw. auch die Suche nach Tarsyu-Blüten, die Skills unserer Vorfahren freischalten und in der gigantischen Welt von Pandora (oftmals auch in großen Höhen) verstreut sind.
Mit eurem Ikran teilt ihr übrigens nicht nur eine starke Bindung, sondern müsst auch dessen Ausdaueranzeige im Auge haben. Mehr Energie verschafft ihr eurem liebevoll-hässlichen Flugvieh mit kleineren Snacks und Leckerlis, die ihr zuvor auf dem „Boden“ gesammelt habt. Übrigens könnt ihr euren Na’vi natürlich im Laufe der Zeit mit Skill-Punkten upgraden: Die bekommt ihr meist durch Haupt- und Nebenquests und könnt sie in fünf Kategorien verteilen, um eine größere Lebensanzeige zu haben, mehr Ressourcen aufsammeln oder besser kochen zu können.
Fazit zu „Avatar – Frontiers of Pandora”
Es steckt viel Herzblut in „Avatar – Frontiers of Pandora“. Massive Entertainment hätte sich auf der Lizenz fast ausruhen können und vermutlich trotzdem einen großen Erfolg gelandet. Stattdessen hat das Studio fast jedes Element der „Avatar“-Reihe minutiös und kleinteilig umgesetzt, die Atmosphäre der Filme toll eingefangen und audviovisuell auf wirklich hohem Niveau abgeliefert, so dass uns nicht nur einmal die Augen geleuchtet haben.
Doch trotz aller Bemühungen fiel es uns schwer mit „Avatar – Frontiers of Pandora“ so richtig warm zu werden: Zu „unorganisch“ wirkt das Gameplay. Zu antiquiert das sehr sterile Storytelling. Und auch die Action-Elemente wirken bei aller Flexibilität unpassend, wenn wir uns als „Rambo“-Na’vi durch eine vollbewachte RDA-Basis durchtanken. Tatsächlich erinnert uns „Avatar – Frontiers of Pandora“ sehr stark an das diesjährige „Hogwarts Legacy“, das neben der Grundsatzdiskussion verdammt viel richtig machte um dem „Harry Potter“-Mythos gerecht zu werden, aber nicht mehr als die Summe seiner Einzelteile war. Letztendlich ist auch das genau das Problem von „Avatar – Frontiers of Pandora“: Die Voraussetzungen für ein tolles Spiel sind durchaus gegeben, aber die Verbindung zwischen allen Bereichen des Spiels fehlt einfach.
Für Fans der Filmreihe ist „Avatar – Frontiers of Pandora“ aber definitiv einen Blick Wert. Und wir würden lügen, wenn wir nicht wirklich eine Handvoll Gänsehaut-Momente beim Spielen gehabt haben. Für ein AAA-Open-World-Blockbuster waren diese aber viel zu rar gesät.
"Avatar - Frontiers of Pandora" erscheint am 07. Dezember auf PlayStation 5, Xbox Series X|S und PC.
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