Mit „Bō: Path of the Teal Lotus“ haben die Entwickler von Squid Shock Studios ein fantastisches Videospiel hingelegt. Warum es für mich besser funktioniert hat als „Hollow Knight“ erfahrt ihr in der Kritik.
Im Februar 2017 erschien mit „Hollow Knight“ ein Spiel, welches bis heute hohe Wellen schlägt. Die Mischung aus 2D-Metroidvania mit fordernden Soulslike-Kämpfen brachte viele Nachahmer mit sich. Doch kein Game davon konnte dem präzisen Gameplay und der stimmungsvollen Atmosphäre das Wasser reichen. „Bō: Path of the Teal Lotus“ schafft es auch nicht zu den Höhen, die das offensichtliche Vorbild zu einem der besten Spiele aller Zeiten macht – und konnte mich trotzdem mehr überzeugen.
„Bō: Path of the Teal Lotus“: Darum geht es in dem Spiel
Ihr spielt einen sogenannten Fuchs-Tentihana, ein Art Mischung aus einer Pflanze mit göttlicher Energie. In einer Welt, die stark an japanischer Mythologie und Fabeln angelehnt ist, müsst ihr mithilfe eures treuen Stabes eine alte Prophezeiung erfüllen – und garstigen Monstern den Garaus machen.
Viel tiefer geht die Geschichte auch nicht. Doch „Bō: Path of the Teal Lotus“ besticht weniger durch seine ausgeklügelten Figuren oder spannenden Story-Wendungen. Stattdessen ist vor allem der Stil das, was das Game zu so einem Genuss macht. Sämtliche Monster und NPCs kennt man, wenn man sich ein wenig mit der japanischen Mythologie auseinandergesetzt hat. Diese sind in einer wunderbaren Grafik realisiert worden, die stets wie handgemalt aussieht. Da ist es zu verkraften, dass außerhalb der Kämpfe einige Bewegungen etwas abgehakt aussehen. Wenn einem ein riesiger Löwe in einer Zwischensequenz eine kleine Puppe bemalt, sieht das schlicht toll aus und man kriegt das Grinsen nur schwer aus dem Gesicht.
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Der Vergleich mit „Hollow Knight“ ergibt sich aus dem Gameplay-Loop. Ihr wandert durch eine in sich geschlossene Welt und bekommt nach erledigten Quests neue Fähigkeiten, wodurch sich wieder neue Pfade öffnen. Dabei müsst ihr euch natürlich verschiedenster Gegner erwehren. Mit Daruma, den angesprochenen Puppen, oder Amuletten mit verschiedenen Fähigkeiten könnt ihr euch einen Vorteil im Kampf verschaffen. Solltet ihr trotzdem mal einen Treffer einstecken, könnt ihr den mit einem Schluck aus eurer Teekanne wieder heilen. Das dauert aber seine Zeit – ihr solltet also die Bewegungen und Angriffe eurer Kontrahenten genau studieren, um zu wissen, wann ihr diese Fähigkeit einsetzen könnt. Um den Kessel wieder aufzufüllen, müsst ihr außerdem in die Offensive gehen und Treffer landen.
„Bō: Path of the Teal Lotus“: Wo ist der Unterschied zu „Hollow Knight“?
So weit, so bekannt. Auch die freischaltbaren Fähigkeiten werden nur diejenigen überraschen, die noch nie ein Metroidvania gespielt haben. Es gibt den obligatorischen Dash, einen Doppelsprung, wenn ihr in der Luft einen Gegner trefft, oder die Möglichkeit, euch von Wänden abzustoßen. Der Unterschied zum großen Vorbild liegt aber in der Klarheit, was als Nächstes zu tun ist.
„Hollow Knight“ besticht vor allem durch seine Mystik. So gut wie alles wird den Spieler:innen selbst überlassen, vor allem das Finden des richtigen Weges. Die Abschnitte in „Bō: Path of the Teal Lotus“ sind deutlich kompakter gestaltet, es gibt kaum Möglichkeiten, sich zu verlaufen. Auch die unterschiedlichen Hindernisse sind so gestaltet, dass schnell klar ist, ob ihr schon bereit für die kommenden Herausforderungen seid. Mit einer Spielzeit von knapp 20 Stunden ist das Abenteuer von Bō auch deutlich kürzer gehalten. Aber das kommt dem Spiel zugute – hier wird kein Inhalt wahnsinnig in die Länge gezogen, sondern alles ist punktgenau inszeniert.
Das gilt auch für die Bosse. Jeder einzelne von ihnen ist fantastisch in Szene gesetzt und kann meist auf mehrere Arten besiegt werden. Herumprobieren ist durchaus gewünscht, da die Checkpoints fair verteilt sind und ihr so die für euch perfekte Strategie herausfinden könnt. Und ihr werdet häufig zu diesen Checkpoints zurückkehren – denn „Bō: Path of the Teal Lotus“ ist nicht leicht. Abgesehen von den anspruchsvollen Jump'n'Run-Passagen verlangen gerade die Bosskämpfe eure gesamte Konzentration und fragen das Können mit den einzelnen Fähigkeiten ständig ab. Das kann gelegentlich etwas frustrierend sein, führt aber auch zu großer Erleichterung, wenn man den Kampf hinter sich hat. Damit steht das Spiel in Tradition der restlichen Soulslike-Games, auch wenn es nicht ganz so hart ist wie bei anderen Genre-Vertretern.
„Bō: Path of the Teal Lotus“: Fazit
Natürlich ist „Bō: Path of the Teal Lotus“ kein perfektes Spiel. Wer mit dem Stil nichts anfangen kann, wird nur wenig haben, an dem man sich festklammern kann. Manche Hitboxen scheinen nicht vernünftig austariert zu sein und gelegentlich verhält sich die Physik anders, als man es erwarten würde. Doch dass sich die Entwickler:innen von Squid Shock Studios nicht übernommen haben, sondern lieber ein kürzeres, dafür aber stimmiges Spielerlebnis zu liefern, kommt ihnen zu gute. Denn „Bō: Path of the Teal Lotus“ ist nicht nur das beste Metroidvania, sondern generell eines der besten Spiele des bisherigen Jahres.