Während er mit seinem Sohn „Unser Sandmännchen“ schaute, entdeckte ein Vater in einer Szene den Namen des AfD-Politikers Marc Jongen, machte „Übermedien“ darauf aufmerksam und brachte einen Stein ins Rollen ...
„Übermedien.de“ ist einem extrem spannenden Fall nachgegangen und hat bei seiner Recherche Erstaunliches zutage gefördert. Aufhänger war der Hinweis eines Lesers, der beim Schauen der Kindersendung "Unser Sandmännchen" eine kuriose Entdeckung gemacht hatte. In einer Episode von „Kallis Gute-Nacht-Geschichten“ war ihm ein Artikel aufgefallen, der auf der Rückseite der Zeitung zu sehen war, die Kallis Vater las. „Marc Jongen über die Technikvergessenheit zeitgenössischer Kunst“ war da zu lesen. Und da Marc Jongen nicht irgendein x-beliebiger Typ ist, sondern Mitglied der umstrittenen rechten Partei „Alternative für Deutschland“, sogar als der „Parteiphilosoph“ der AfD gilt und großen Einfluss auf die ideologische Ausrichtung der Partei hatte, war der Leser verständlicherweise besorgt.
Wie „Unser Sandmännchen“ plötzlich zum Krimi wurde
„Übermedien“-Redakteur Boris Rosenkreuz ging der Sache auf den Grund. Das gestaltete sich allerdings schwieriger als erhofft. Schnell konnte er allerdings herausfinden, dass der „Sandmännchen“-Beitrag von 2010 stammt, vermutlich bereits 2009 produziert worden war und seither mehrfach wiederholt wurde. Als der Artikel in der Sendung landete, war Jongen noch kein AfD-Mann, sondern ein recht unbekannter Philosophie-Doktorand. Die AfD wurde erst 2013, also rund drei Jahre später gegründet.
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Das Rätsel, wie ausgerechnet Jongens Ausführungen in der Kindersendung landeten, konnte Rosenkreuz nicht abschließend klären, dafür aber, dass der Artikel in Ausgabe 152 der „Kunstzeitung“ von 2009 veröffentlicht worden war. Der MDR erklärte ihm zudem auf Anfrage, bei „Kallis Gute-Nacht-Geschichten“ sei eine Technik verwendet worden, bei der gezeichnete Figuren und reale Hintergründe zusammen-animiert werden. Wenn man Zeitungen verwendet habe, habe man darauf geachtet, keine großen Namen ins Bild zu halten. Eine These lautet nun, dass die „Kunstzeitung“ damals irgendwo herumlag, man wahllos eine Seite darin aufschlug und diese für die „Kalli“-Szene der Kindersendung benutze.
„Das Sandmännchen“: MDR schneidet Artikel von AfD-Mann Marc Jongen aus Kindersendung
Der MDR, der die Sache auch nicht rekonstruieren oder gar erklären konnte, hat nach Rosenkreuz Anfrage jedenfalls Konsequenzen gezogen und sich dazu entschlossen, die Folge offline zu nehmen, um sie zu bearbeiten. Dem Fernsehpublikum sei schließlich nicht klar, dass es sich um eine alte Folge handele. „Die damals gewählte Illustration könnte ungewollt manche Zuschauerinnen und Zuschauer heute dazu veranlassen, einen aktuellen politischen Bezug herzustellen. Der Sandmann ist ein ‚Gute-Nacht-Programm‘ für Kinder. Deshalb haben wir die Sequenz aus der Folge entfernt“, so die Begründung gegenüber „Übermedien“. Das Format sei unpolitisch.
Hinweis der Redaktion: Die Hintergründe sind in unserem Artikel extrem verkürzt dargestellt. Der vollständige Artikel von „Übermedien.de“ hält noch viele spannende Informationen bereit, liest sich wie ein kleiner Krimi und ist wärmstens zu empfehlen: „Wie kam AfD-Politiker Marc Jongen ins „Sandmännchen“?“