Regisseurin Nele Mueller-Stöfen spricht über die Inspiration zu "Delicious" – von realen Erlebnissen bis hin zu filmischen Einflüssen wie Pasolini & "The Housemaid".
Ein scheinbar perfekter Sommerurlaub in Südfrankreich, ein ungebetener Gast und ein Albtraum, der sich schleichend entfaltet – das ist die Prämisse von „Delicious“, dem neuen Netflix-Film von Nele Mueller-Stöfen. Die Regisseurin und Drehbuchautorin feiert mit dem psychologischen Drama ihr Spielfilmdebüt und lässt sich dabei von wahren Begebenheiten und prägenden Filmklassikern inspirieren.
Ein Urlaub, der alles veränderte: Die wahre Inspiration für „Delicious“
Wie kam Mueller-Stöfen auf die Idee zu Delicious? Der Ursprung liegt in einer realen Geschichte, die sie von einem Freund hörte. „Es ist so, dass ich meine Geschichte von einem Freund gehört habe. Der war in den Ferien mit einer Gruppe von Freunden, und es war alles wunderbar. Alles verlief toll. Und dann kam eine andere Person dazu und lebte bei ihnen. Diese Person hat es wirklich innerhalb von 24 Stunden geschafft, mittels Manipulation die gesamte Dynamik zu verändern. Nach nur einem Tag saßen die Leute auf ihren Koffern und sagten: 'Wir reisen ab. Das war's.' Das fand ich unglaublich interessant. Das war mein Ausgangspunkt.“
Das Phänomen, dass eine einzige Person durch gezielte Manipulation ein bestehendes Gleichgewicht ins Wanken bringen kann, faszinierte die Filmemacherin. Was verleiht einem Menschen die Macht, eine eingespielte Gemeinschaft innerhalb kürzester Zeit auseinanderzureißen? Diese Fragen bildeten das Fundament für das Drehbuch zu "Delicious".
Zwischen Thriller und Gesellschaftsdrama

Neben der persönlichen Anekdote war es auch die Lektüre von lateinamerikanischen Autorinnen, die Mueller-Stöfen prägte. „Ich habe einen Artikel in der Zeitung gelesen über Schriftstellerinnen, die gestochen scharfe Geschichten geschrieben haben, obendrein aber einen politischen Kontext hatten. Das fand ich spannend.“ Der Ansatz, ein psychologisches Drama mit gesellschaftlichen Fragen zu verweben, wurde für sie zur Leitlinie bei der Entwicklung von Delicious.
Doch nicht nur Literatur, sondern auch das Kino hatte einen prägenden Einfluss auf den Film. „Ich habe natürlich viele Filme gesehen und unter anderem auch Werke von Pier Paolo Pasolini. Seine Theorien und Filme haben mich wahnsinnig inspiriert und auch vorangetrieben.“ Besonders Pasolinis unkonventionelle Art, Machtstrukturen und zwischenmenschliche Beziehungen darzustellen, habe einen starken Eindruck hinterlassen.
Einfluss großer Filmklassiker
Neben Pasolini nennt Mueller-Stöfen weitere Werke, die ihre kreative Vision geformt haben: „Filme wie 'Let The Right One In' von Thomas Alfredson oder 'The Housemaid' von Kim Ki-Young waren für mich ebenfalls ganz wichtig.“ Diese Werke eint eine beklemmende Atmosphäre und die Fähigkeit, das Böse auf subtile, psychologische Weise zu inszenieren. Besonders "The Housemaid", ein südkoreanischer Klassiker aus den 1960ern, thematisiert Manipulation innerhalb eines Haushalts – eine Thematik, die sich auch in "Delicious" widerspiegelt.
Delicious feierte seine Weltpremiere am 18. Februar bei der Berlinale und ist seit dem 7. März weltweit auf Netflix verfügbar.