Mit "Vessel of Hatred" erhält Diablo IV nicht nur eine große Story-Erweiterung, sondern eine großartige neue Klasse. Das sind unsere Test-Eindrücke!
- "Vessel of Hatred": Die Kampagne ist großartig erzählt, aber etwas zu kurz
- Der Geistgeborene ist das Highlight von „Vessel of Hatred“
- Die Söldner sind zurück und erleichtern Solo-Spieler:innen das (Höllen-)Leben
- "Vessel of Hatred: Endgame" – Wie sieht die Zukunft von Diablo IV aus?
- "Diablo 4: Vessel of Hatred" – Fazit zu unseren Test-Eindrücken
Das Wichtigste vorab: Es fühlt sich richtig gut an, in „Vessel of Hatred“ in die Welt von Sanktuario zurückzukehren und ein weiteres Kapitel in der nicht ganz so einfachen Beziehung zu „Diablo 4“ aufzuschlagen. Mit einer neuen Klasse, einer neuen Quest-Storyline und dem brandneuen Biom in Nahantu im Gepäck macht Blizzard in der Erweiterung auf Anhieb auch vieles richtig, auch wenn immer noch viele Fragezeichen hinter der Zukunft und Langlebigkeit von Diablo 4 stehen.
"Vessel of Hatred": Die Kampagne ist großartig erzählt, aber etwas zu kurz
Storytechnisch setzt „Diablo 4: Vessel of Hatred“ übrigens direkt an den fetten Cliffhanger der Hauptkampagne an. Zwar ist Lilith tot, doch ausgerechnet Neyrelle trägt ihren Vater Mephisto in einem Seelenstein mit sich herum und begibt sich auf eine Reise, die möglicherweise auch ihr Leben kosten könnte. Die schaurig-schöne Intro-Sequenz zu „Vessel of Hatred“ ist nicht nur, ganz Blizzard-like, großartig inszeniert und vertont, sondern setzt wunderbar auch den verdammt düsteren und brutalen Grundton für den Rest der Erweiterung. Ohne allzu viel zu verraten: Natürlich nehmt ihr die Verfolgung von Neyrelle auf und stoßt dabei auf einige spannende Figuren, aber vor allem auf das brandneue Biom in Nahantu. Das hatte übrigens schon in Diablo II einen kleinen Auftritt als Region südlich von Kehjistan, doch bekommt mit seinem übergreifenden Dschungel-Setting nun einen beeindruckenden Neuauftritt, der uns richtig gut gefallen hat.
Die Dichte, Hitze und Unwägbarkeit des Geländes ist fast schon zu spüren, wenn ihr euch mit eurer Figur durch die Landschaft bewegt. Leider fällt das Vergnügen in der Kampagne etwas kurz aus: Knapp über acht Stunden haben wir gebraucht, um die Story-Erweiterung von „Vessel of Hatred“ durchzuzocken. Ohne etwas zu spoilern: Das Ende fällt dann doch für unseren Geschmack etwas zu abrupt aus und lässt natürlich auch viel offen, sodass weitere Erweiterungen möglicherweise nur eine Frage der Zeit sind. Trotzdem haben wir uns gerne durch die Kampagne geschnetzelt, was allerdings nicht nur an der Story, sondern vor allem an der exzellenten neuen Klasse des Spiels lag.
Der Geistgeborene ist das Highlight von „Vessel of Hatred“
Zugegebenermaßen haben wir einen Moment gebraucht, um uns mit dem „Geistgeborenen“ bzw. Spiritborn in „Vessel of Hatred“ so richtig gut zurechtzufinden. Nachdem wir die Erweiterung bisher aber ausschließlich mit der brandneuen Diablo 4-Klasse gezockt haben, hat sich unsere Meinung immer weiter manifestiert: Der „Spiritborn“ könnte die neue Lieblingsklasse vieler Diablo-Fans werden. Das liegt primär daran, dass sich der Geistgeborene einfach extrem flexibel ausrichten lässt und einfach ein Hybrid aus vielen großartigen Charakterklassen ist: Zum einen ist der Spiritborn einer der wenigen Nahkämpfer, der jedoch alles andere als „tankig“ daherkommt, sondern vor allem blitzschnell zuschlägt und sich dann schnell wieder wegbewegt und teilweise auch auf seine Beschwörungsskills zurückgreift. Als unsere ultimative Fähigkeit haben wir bspw. einen riesigen Geister-Gorilla beschworen, der viel Schaden verteilt und die Aufmerksamkeit der Gegner auf sich ziehen kann.
Zudem ist jeder Geistgeborene mit einem von vier Tiergeistern verbunden: Sobald ihr die gelungene Klassenquest inkl. Bosskampf erledigt habt, schaltet sich die „Halle der Geister“ frei, in der ihr euren Spiritborn mit einer aktiven und einer passiven Geisterfähigkeit ausstatten könnt. Ihr könnt eher defensive Gorilla-Fähigkeiten bspw. beliebig mit denen des Adlers kombinieren, was euch im Kampf deutlich „beweglicher“ werden lässt. Zu den weiteren Tiergeistern gehören der Tausendfüßler und der Jaguar. Letzterer kann perfekt als High-DPS-Damage-Dealer ausgebaut werden. Generell haben wir unseren „Geistgeborenen“ auf schnelle Nahkampf-Attacken inkl. Resilienz gebuildet und konnten uns damit sehr gut durch „Vessel of Hatred“ schlagen. Ganz easy war das auf höheren Schwierigkeitsgraden auf Solo-Pfaden tatsächlich nicht immer, weshalb eine weitere gelungene Neuerung ins Spiel kam.
Die Söldner sind zurück und erleichtern Solo-Spieler:innen das (Höllen-)Leben
„Vessel of Hatred“ hält durchaus knifflige Bosse bereit, die gerade auf höheren Schwierigkeitsgraden vor allem für Solo-Spieler:innen zur echten Challenge werden können. Hier kommen die neuen (bzw. alten) Söldner:innen ins Spiel: Die werden bei „Vessel of Hatred“ endlich wieder zurückgebracht und retten euch tatsächlich auch regelmäßig den Allerwertesten, wenn es in den spektakulären Gefechten wieder heiß hergeht. In der Story-Kampagne schaltet ihr mit Raheir den ersten Söldner frei. Doch er „muss“ nicht der Einzige bleiben: Drei weitere Mitstreiter:innen mit ganz unterschiedlichen Fähigkeiten könnt ihr rekrutieren, wenn ihr deren Story-Quests vollendet.
Zwar lassen sich die Söldner:innen nicht mit Gear oder Loot ausstatten, den ihr nicht benötigt, aber dafür mit der Zeit auch aufleveln und mit bestimmten passiven und aktiven Fähigkeiten ausstatten, die euch im Kampf unterstützen. Das Ganze mag zwar in der Konzeption etwas limitiert sein, doch die Söldner:innen unterstützen euch tatsächlich sehr sinnvoll und bereichern das Spielgeschehen von „Vessel of Hatred“.
"Vessel of Hatred: Endgame" – Wie sieht die Zukunft von Diablo IV aus?
Dass sich Diablo 4 in den letzten Seasons mit Neuerungen selbst neu erfunden hat, war dringend notwendig: „Vessel of Hatred“ baut darauf auf, euch mit dem neuen Maximallevel 60 viel schneller ins Endgame zu entlassen, in dem dreihundert weitere Paragon-Level auf eure Build-Fähigkeiten warten. Das ist ein cleverer Schachzug, denn gerade mit neuen Charakteren, mit denen ihr in die Seasons startet, geht es deutlich schneller, Level 60 zu erreichen und richtig ins Endgame einzutauchen.
Zu tun gibt es auch eine Menge: Zum einen wird die Schwarze Zitadelle eingeführt, eine Koop-Aktivität, die ihr mit bis zu drei weiteren Mitspielermeistern könnt. Hier wird nicht nur gegen richtig knackige Bosse gekämpft, sondern auch gegen zahlreiche Elite-Schwergen, die euch richtig fordern werden. Zwar ist Koordination wichtig und eine Gruppe von Mitspieler:innen sinnvoll, die ihr gut kennt und mit der ihr möglichst per Sprachchat kommuniziert, doch auch Solo lassen sich mit der neuen „Party Finder“-Funktion Gruppen finden, mit denen ihr die Koop-Aktivitäten bestmöglich abschließen könnt. Die Zitadelle macht visuell und gameplaytechnisch übrigens wirklich was her, auch wenn an den Belohnungen noch etwas geschraubt werden könnte.
Als zweite Endgame-Aktivität wurde „Die Unterstadt von Kurast“ integriert, die ein bisschen an alte Rifts erinnert. Spielerisch ist das durchaus auch ein positiver Schritt weg von den Höllenhorden, die jedoch aufgrund des besseren Loots aktuell wohl für engagierte Endgame-Spieler:innen vorzuziehen sind. Beide neuen Endgame-Aktivitäten kranken noch etwas an typischen Begleiterscheinungen einer neuen Aktivität in Sanktuario, könnten aber auf lange Sicht definitiv zu den spannenden Endgame-Neuerungen im Diablo-Universum gehören. Doch die elementare Frage bleibt: Ist das wirklich genug, um alte und vor allem auch enttäuschte Diablo-Fans zurückzubringen?
Der Gameplay-Trailer zu "Vessel of Hatred":
"Diablo 4: Vessel of Hatred" – Fazit zu unseren Test-Eindrücken
„Vessel of Hatred“ macht schon verdammt viel richtig und dreht an den richtigen Stellschrauben, um „Diablo 4“ wieder kurzweiliger, mitreißender und letztendlich auch besser auf eine langlebige Zukunft zu positionieren. Dazu gehören auch die beiden spannenden neuen Endgame-Aktivitäten, die bei der Community sicherlich gut ankommen sollten. Die Kampagne ist stark inszeniert und bringt euch in ein großartiges neues Biom, doch fällt am Ende vielleicht etwas zu kurz aus bzw. endet zu abrupt. Absolutes Highlight ist die neue Klasse: Der Geistgeborene spielt sich nicht nur fantastisch, sondern bringt auch enorm viele Build-Möglichkeiten mit, die das Spiel wahnsinnig bereichern. Doch die wichtigste Frage bleibt: Kann „Vessel of Hatred“ den enttäuschten Diablo-Fans nochmal einen Grund geben, zurückzukehren? Das wird sich in den kommenden Wochen zeigen. Blizzard hat seine Hausaufgaben immerhin gemacht und gezeigt, warum ihnen „Diablo 4“ wirklich am Herzen liegt.
"Diablo IV: Vessel of Hatred" erscheint am 08. Oktober für PlayStation 4, PlayStation 5, Xbox One, Xbox Series X|S und PC.