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Kino

„Drachenreiter“: Deswegen ist es keine billige "Drachenzähmen"-Kopie | Filmkritik

"Drachenreiter" läuft ab dem 15. Oktober in den Kinos. Der Animationsfilm aus dem Hause Constantin Film wurde von der Filmbewertungsstelle mit „Prädikat besonders wertvoll“ ausgezeichnet. Lest hier die Kritik.

„Drachenreiter“ Filmkritik: Warum sich ein Blick hinter die Fassade lohnt
Welche Abenteuer und Gefahren werden Lung und seine Freunde erwarten? Foto: Constantin Film
Inhalt
  1. „Drachenreiter“: Handlung
  2. „Drachenreiter“: Von Ähnlichkeiten und ungwöhnlichen Freundschaften
  3. „Drachenreiter“: Die lieben Prominenten
  4. „Drachenreiter“: Ein Fazit

Das Jahr 2020 lief bisher in vielerlei Hinsicht nicht so wie erwartet. Die Filmindustrie ist da keine Ausnahme: fast alle geplanten Blockbuster wurden auf 2021 oder sogar 2022 verschoben. Eine Hiobsbotschaft für die Kinobetreiber.

Nun wagt sich aber doch ein Film zurück auf die große Leinwand: mit „Drachenreiter“ erscheint am Donnerstag, den 15. Oktober 2020 ein turbulentes Abenteuer für die ganze Familie.

Der Film basiert lose auf dem gleichnamigen Bestseller-Roman von Cornelia Funke aus dem Jahr 1997 und begleitet den Drachen Lung und seine Freunde auf der Suche nach einem neuen Zuhause.

 

„Drachenreiter“: Handlung

Einst lebten Drachen frei und unbeschwert. Doch dann erklärten die Menschen ihnen den Krieg. Um die mächtigen Wesen niederzustrecken, erfand ein Alchemist das mechanische Monster Nesselbrand. Durch sein Wüten wurde ein Großteil der Drachen besiegt – der Rest musste sich zurückziehen und fortan im Verborgenen leben.

Der junge Silberdrache Lung hat dieses Leben jedoch satt. Er träumt von Abenteuern und entfernten Orten – wie den „Saum des Himmels“, ein Paradies, in dem Drachen wie in früheren Zeiten leben können. Als er erfährt, dass sein Tal kurz vor der Zerstörung durch die Menschen steht, beschließt er, zusammen mit dem Waldkoboldmädchen Schwefelfell, den Saum des Himmels zu finden und seine Familie in Sicherheit zu bringen.

Auf ihrer Suche begegnen die beiden Ben, einem Waisenjungen auf der Flucht, der sich als Drachenreiter ausgibt und sich den beiden kurzerhand anschließt. Doch während Lung von ihrem neuen Gefährten begeistert ist, wird Schwefelfell immer argwöhnischer und versucht, den Jungen zu vertreiben.

Als wäre das noch nicht genug, nimmt auch noch das antike Monster Nesselbrand die Verfolgung auf, um sein Ziel, die Vernichtung aller Drachen, zu erreichen. Für das ungleiche Trio beginnt eine abenteuerliche und gefährliche Reise ins Ungewisse.

 

„Drachenreiter“: Von Ähnlichkeiten und ungwöhnlichen Freundschaften

Auf seiner Flucht stoplert Ben in die Premiere von "How to tame your Dragon" Bild: Constantin Film

Zu aller Erst: ja, die Handlung und der Titel des Films zeigt auf den ersten Blick Ähnlichkeiten zu dem 2010 erschienen DreamWorks-Film „Drachenzähmen leicht gemacht“. Diese Parallelen sind aber rein zufällig, auch da das erste „Drachenzähmen“-Buch erst 2003 erschien, fünf Jahre nach „Drachenreiter“.

Der Film ist sich der Ähnlichkeit seiner Thematik zu „Drachenzähmen leicht gemacht“ allerdings auch durchaus bewusst und baut diese kurzerhand – und mit einer kleinen Portion Selbstironie – in die Handlung ein. So findet in der Stadt, in der Lung und Schwefelfell landen, gerade die Premiere von „How to tame your Dragon“ statt – eine klare Anspielung auf den DreamWorks-Film, dessen englischer Titel „How to train your Dragon“ lautet. Die Produzenten gehen sogar noch einen Schritt weiter und nehmen das Plakat des fiktiven Films als Anhaltspunkt für Lung zu denken, Ben sei der auserwählte Drachenreiter.

Ansonsten schlägt „Drachenreiter“ eine andere Richtung ein. Er begleitet die drei ungleichen Protagonisten auf ihrer Reise zum Saum des Himmels – und zu sich selbst. Denn während sie einerseits mit Dschinns und Seeschlangen fertig werden müssen, kämpfen sie auch mit Selbstzweifeln, Trauer und Unsicherheit.

Silberdrache Lung kann kein Feuer spucken, weswegen er von den anderen Drachen auch „Sparflamme“ genannt wird. Ihn plagen große Selbstzweifel, denn ohne das Feuer fühlt er sich nicht wie ein richtiger Drache.

Das Koboldmädchen Schwefelfell vertraut Ben nicht. Für sie sind alle Menschen böse. Umso mehr stört es sie, als er sich mit Lung anfreundet.

Und auch Ben beschäftigt mehr, als es auf den ersten Blick scheint. Er verlor seine Eltern bei einem Autounfall. Seitdem lebt er als Waise und schlägt sich mit Diebstählen durch, ein Gefühl von Geborgenheit und Familie fehlt ihm.

Jeder hat sein Päckchen zu tragen – doch mit der Hilfe von anderen kommt es einem manchmal gar nicht mehr so schwer vor. Und so müssen auch die drei zusammenhalten um ihr Ziel zu erreichen – und erzählen dabei eine Geschichte über Mut, Freundschaft und das Überwinden der eigenen Ängste.

 

„Drachenreiter“: Die lieben Prominenten

Dass Schauspieler und andere Berühmtheiten eine Synchronsprecher-Rolle übernehmen ist nichts Neues. Immer wieder verleihen Prominente ihre Stimmen an Figuren in Animationsfilmen.

Und so finden sich auch in der Sprechrollenbesetzung von „Drachenreiter“ der eine oder andere bekannte Name: neben den YouTubern Julien Bam und Dagi Bee sind auch Mike Singer, Kayar Yanar, Axel Stein und Rick Kavanian zu hören.

Durch den Verzicht auf professionelle Synchronsprecher wirken die Dialoge jedoch teilweise etwas holprig und unpassend in der sonst authentischen Welt.

 
 

„Drachenreiter“: Ein Fazit

„Drachenreiter“ ist für Regisseur Tomer Eshed ein gelungenes Filmdebüt. Mit Humor und einer in diesen Zeiten erfrischend wirkenden Leichtigkeit führt er den Zuschauer 91 Minuten durch die Welt von Lung und seinen Freunden.

Auch optisch ist die Geschichte gut in Szene gesetzt, die Charaktere sind liebevoll gestaltet – da fällt es nicht schwer, sich fallen zu lassen und die Reise der drei zu verfolgen.

Und so ist der Film, trotz nicht perfekter Synchronisation, eine herzerwärmende Story für Groß und Klein, die zeigt, was mit der Unterstützung von Freunden möglich ist – und dass nicht alle Menschen böse sind.

Text und Kritik von Anna Jacobeit.



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