Mit „Final Fantasy 16“ geht die bekannte JRPG-Reihe vollkommen in Richtung Action. Doch spielt sich das auch gut? Das erfahrt ihr in unserer Kritik.
Es gibt nur wenige andere Gaming-Franchises mit einem so hohen Bekanntheitsgrad wie „Final Fantasy“. Umso gespannter warten Fans natürlich auf jeden neuen Titel. Nun lagen knapp sieben Jahre zwischen der ursprünglichen Veröffentlichung von dem eher zwiespältig aufgenommenen 15. Spiel zum neuen Teil „Final Fantasy 16“. Kann das Abenteuer mit seinem im Vorfeld kritisch beäugten Fokus auf actionreiches Gameplay überzeugen?
„Final Fantasy 16“: So gut ist die Story
Zu Beginn des Spiels ist Clive Rosfield, die Hauptfigur des Spiels, als unfreiwilliger Söldner für das Heilige Königreich Sanbreque unterwegs. Er soll die sogenannten Domini aufspüren und unschädlich machen. Dabei handelt es sich um Menschen, die die Kraft einer Esper in sich tragen, mächtigen magischen Wesen. Jedes Reich in Valisthea, der Spielwelt von „Final Fantasy 16“, besitzt einen Domini, die in Kriegen aufeinander treffen. Denn es breitet sich eine Fäule aus. Die betroffenen Gebiete verfügen über keinen Äther mehr, die Kraft, die Magie möglich macht. So wird der lebenswerte Raum immer kleiner und die restlichen Menschen kämpfen um den Platz, der ihnen noch bleibt.
Mehr als diese Ausgangssituation soll nicht geschildert werden. Denn obwohl der Prolog bereits als Demo spielbar ist, ist es der Verlauf der Geschichte mit den verschiedenen Wendungen, die „Final Fantasy 16“ besonders auszeichnet. Ein Großteil der Figuren ist hervorragend geschrieben, ihre Schicksale berühren. Dies gilt auch für die Nebenfiguren, die wir häufig in Nebenmissionen näher kennenlernen dürfen. Dabei gelingt es dem Entwicklungsteam meist gut, dass Spieler:innen den Überblick behalten. Während jeder Zwischensequenz ist eine Art Lexikon verfügbar, in dem ihr die aktuellen Figuren, Orte und wichtige Begriffe nachschlagen könnt. Das hilft gerade am Anfang, wenn man noch nicht so sehr mit der durchaus komplexen Welt vertraut ist. Ein weiteres Kompliment geht an die deutsche Synchronisation. Vincent Fallow findet als Clive stets den richtigen Ton und auch der Rest des Castes weiß über weite Strecken zu überzeugen.
Allerdings ist auch nicht alles rosig. Nach einer gewissen Zeit wird nicht nur der Hauptkonflikt der verschiedenen Reiche miteinander wichtig. Ab hier fängt die Erzählung an, etwas den Fokus zu verlieren. Während vorher Themen wie Ausgrenzung und die Ausbeutung natürlicher Ressourcen einen großen Anteil einnahmen und so klar gezeichnet wurden, verwässert die Geschichte mit zunehmender Zeit. Es fehlt später auch die letzte Konsequenz, die gerade zu Beginn zu einigen schockierenden Momenten führt.
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„Final Fantasy 16“: Wie viel Spaß macht das Gameplay?
Weg von langsamen Runden-Kämpfen, hin zu mehr Action. Bereits seit längerem macht „Final Fantasy“ diese Wandlung durch, mit Teil 16 ist man nun voll und ganz auf dieses Credo gegangen. Ihr steuert nur Clive (obwohl ihr seinem Begleiter Torgal kurze Befehle geben könnt) und könnt nur dessen Fähigkeiten erweitern. Das funktioniert über die meiste Zeit recht gut, das Arsenal unserer Hauptfigur bekommt mit der Zeit eine erstaunliche Größe. Hier zeichnet sich allerdings schon ein Problem ab: Die meisten dieser Fähigkeiten sind an bestimmte Bedingungen geknüpft, die sich nur mit einem hohen Investment von Skillpunkten lösen lassen. Außerdem sind ein Großteil der Fähigkeiten nur nach einem Cooldown wieder einsetzbar. Das ist per se nichts Schlechtes – aber um sie häufiger einsetzen zu müssen, ist „Final Fantasy 16“ zu leicht.
Zu Beginn erhalten alle Spieler:innen bestimmte Ausrüstungsgegenstände, die euch zum Beispiel Combos nur mit einem Tastendruck ausführen lassen. So soll Einsteiger:innen der Zugang erleichtert werden, was ein tolles Konzept ist. Da man nicht unbegrenzt Ausrüstungsplatz hat, muss man also austarieren, ob man bestimmten Fähigkeiten einen Bonus verwehrt oder sich traut, die Stützräder abzumontieren. Leider ist letzteres nicht wirklich problematisch.
Es gibt beispielsweise keine wirkliche Varianz bei den Gegnern. Das Fußvolk, wie Soldaten, Krabben oder Wölfe, mag unterschiedliche Attacken haben, ist aber enorm passiv und lässt sich von Clive nach allen Regeln der Kunst auseinander nehmen. Daher ist es besonders schade, dass mit fortlaufender Spieldauer meist nur die gleichen Gegner-Typen mit höherem Level und neuer Farbe auftauchen. Später im Spiel kommen einige Zauberer dazu, die ein bisschen Taktik erfordern, aber durch einen Großteil des Spiels kommt ihr problemlos, indem ihr auf den Angriffsknopf eindrescht. Richtige Tiefe, zum Beispiel durch elementare Resistenzen oder ähnliches, sucht man vergebens. Ihr probiert also lediglich ein bisschen herum, um innerhalb kürzester Zeit maximalen Schaden zu verursachen – und müsst dann nie wieder von dieser Taktik abweichen. Selbst bei den größeren Monstern gibt es vielleicht ein dutzend unterschiedliche Arten, deren Moves sich nur geringfügig unterscheiden, was das Spielgeschehen nicht wirklich auflockert.
Gott sei Dank gibt es aber die linearen Abschnitte und die Bosse. Hier wird deutlich, wie spaßig das Kampfsystem sein kann. Bei ersteren werdet ihr mit einer ganzen Menge an Gegnern bombadiert, wodurch ihr in Windeseile durch eure Skills wechselt, um den Scharen Herr zu werden. Bei den Endgegnern müsst ihr zwischen den unterschiedlichen Attacken immer auf der Hut sein, rechtzeitig ausweichen und eure Gegenattacken genau planen. Zwar erreicht „Final Fantasy 16“ nie die martialische Wucht eines „God of War Ragnarök“ oder die Kampf-Choreographie eines „Devil May Cry“, dennoch machen diese Gefechte mit den unterschiedlichen Herausforderungen und Timings eine Menge Spaß. Dazu kommt noch schierer Bombast bei der Präsentation, was die Größe der Konfrontationen in Kombination mit der fantastischen Musik hervorragend zur Geltung bringt. Bei den Esper-Kämpfen funktioniert dies auch lange gut – jedoch wird hier bisweilen so krass übertrieben, dass einem aufgrund von zu vielen Effekten die Augen anfangen zu jucken.
„Final Fantasy 16“: Was gibt es abseits der Geschichte zu entdecken?
Das Problem mit der Abwechslung spiegelt sich auch im Rest des Spiels wider. „Final Fantasy 16“ kann euch mit einer ganzen Menge an Nebenmissionen bei der Stange halten. Diese sind, wie oben beschrieben, oftmals interessant geschrieben und bieten einigen Figuren deutlich mehr Tiefgang. Doch so gut wie immer laufen die Aufträge darauf hinaus, dass ihr irgendwo hinrennt, eine Gruppe oder ein großes Monster verkloppt, zurückgeht und die Belohnung einsackt. Hier widerspricht sich das Spiel manchmal selbst. So macht eine Figur einen großen Hehl daraus, euch nicht bezahlen zu können – nur um euch als Belohnung ein Item zu geben, dass ihr nur gegen Geld eintauschen könnt.
Um diese Form der Nebenaufgaben kurzweilig zu gestalten, bräuchte man kurze Wege, doch Valisthea bietet einige ziemlich weitläufige Gebiete. So kann es mal gerne eine Minute dauern, bis ihr an eurem Zielort seid, ohne dass zwischendurch etwas Interessantes passiert. Und selbst wenn ihr entscheidet, mehr zu erkunden, werdet ihr häufig nur mit Gegenständen belohnt, die ihr auch in rauen Mengen einfach vom Boden aufheben könnt.
Das Problem ist aber, dass ihr manche dieser Sidequests machen solltet. Immerhin sind hinter ihnen einige der wichtigsten Belohnungen versteckt, wie Upgrades für eure Heiltränke oder neue freischaltbare Waffen. Für diese Form gibt es zwar nochmal ein extra Auftrags-Symbol, aber für Komplettisten ist das Spiel etwas frustrierend.
„Final Fantasy 16“: Fazit
Es klingt paradox dies zu sagen, aber die Vergangenheit als Rollenspielreihe hält „Final Fantasy 16“ zurück. Viele der angesprochenen Probleme, wie ein Haufen Nebenaufgaben oder die großen Gebiete, wären in einem ruhigeren, rundenbasierten Game kein Problem gewesen. Einem Actionspiel aber wird so der Fokus genommen. Wenn ihr euch nur durch die Story kämpft, fällt einem dies vielleicht deutlich weniger auf. Hier ist das Abenteuer von Clive nämlich am stärksten und stellt euch vor interessante Herausforderungen, die abseits dessen leider fehlen.
Das bedeutet aber bei weitem nicht, dass „Final Fantasy 16“ ein schlechtes Spiel ist. Die Grafik ist gerade in den Zwischensequenzen beeindruckend, die Inszenierung über alle Zweifel erhaben und technisch läuft es einwandfrei. Aber man wird das Gefühl nicht los, dass noch mehr drin gewesen wäre.