Mit der Open World von "Wildlands" konnte Ubisoft viele Taktik-Shooter-Fans begeistern. Führt "Ghost Recon: Breakpoint" den Weg konsequent fort? Das verraten wir im Test!
Ghost Recon: Breakpoint: Das erwartet euch | Inhalt und Mechanik
Es war ein großer Schritt, der sich für Ubisoft voll auszahlte: Mit "Ghost Recon: Wildlands" verfrachtete der Spiele-Entwickler die bewährte Formel des Taktik-Shooters in ein schickes Open-World-Szenario in Bolivien. Mit bis zu vier Spielern im Koop-Modus und vielen coolen Möglichkeiten taktisch vorzugehen, konnte "Wildlands" tatsächlich auch lange nach Release eine enthusiastische Fanschar versammeln, die dem Spiel auch heute noch die Treue hält.
Mit "Ghost Recon: Breakpoint" will Ubisoft nicht nur auf den Stärken des Vorgängers bauen, sondern vor allem seine größte Schwäche ausmerzen: die Story. Dazu haben sich die Entwickler „Punisher“-Darsteller Jon Bernthal mit an Bord geholt, der als Antagonist Cole D. Walker gemeinsam mit den "Wolves", einer Gruppe an kampferprobten Söldnern, den "Ghosts" das Leben zur Hölle machen will. Zusammen mit dem stärkeren Fokus auf die Narrative verzichten die Entwickler diesmal auf ein an reales Terrain angelehntes Setting und schicken die „Ghosts“ zur fiktiven Pazifik-Insel Auroa, die von Cole D. Walker, den „Wolves“ und einer hochgefährlichen Drohnen-Technologie befreit werden muss.
Dass können Spieler natürlich wieder alleine oder mit bis zu drei Partnern im Koop-Modus erledigen. Neben einem größeren Fokus auf Survival-Elemente im Spiel, führt "Ghost Recon: Breakpoint" auch erstmals ein Gear-System ein, dass verschiedene Spielelemente in Richtung Loot-Shooter verschiebt und im Vorfeld bei der Spielergemeinde durchaus gemischte Gefühle ausgelöst hat.
Ghost Recon: Breakpoint – Das Positive
Die ersten Spielstunden von „Ghost Recon: Breakpoint“ gehören wegen ihrem starken dramaturgischen Aufbau sicherlich zu den stärksten Passagen des Spiels: Nach der etwas limitierten Charakter-Erstellung werden wir nicht nur zur Hintergrundgeschichte von Skell Technology, ihrer Drohnen und der Insel Auroa gebrieft, sondern auch ohne Umschweife in den atmosphärischen Beginn geworfen, in dem wir kurzerhand fast unser gesamtes Team verlieren und uns als „Lone Survivor“ durch die Sumpflandschaft von Auroa durchschlagen.
Das entwickelt tatsächlich seinen Reiz, genauso wie der abermals gut gelungene Koop-Modus sowie das Austüfteln von taktischen Vorgehensweisen, um eine Basis bspw. so lautlos und geschickt wie möglich befreien zu können. Dazu ist das Waffenhandling wieder auf einem sehr guten Niveau, sowohl was Spielgefühl als auch die akustische Ebene angeht. Auroa ist als Setting nicht nur ziemlich schick geraten, sondern überrascht auch mit viel Abwechslungsreichtum, vor allem was das Terrain des Spiels angeht. Grafisch reist das Spiel zwar keine Berge aus, aber die Weitsicht ermöglicht bspw. eine extrem auf Distanz angelegte Spielweise, die so ziemlich einzigartig ist.
Und wie schon im Vorfeld erwartet, erweist sich die Verpflichtung von Jon Bernthal als absoluter Volltreffer: Das Charisma und die Komplexität von Bernthals Figuren überträgt sich auch auf Antagonist Cole D. Walker, dessen Verwandlung vom „Ghost“ zum Anführer der Wolves in sehenswerten Zwischensequenzen erzählt wird und für viel Spannung sorgt. Davon hätten wir im Spielverlauf gerne noch mehr gesehen.
Ghost Recon: Breakpoint – Das Negative
So sehr sich „Breakpoint“ auch bemüht bestimmte Aspekte von „Wildlands“ zu verbessern, so sehr schlagen sich einige Neuerungen leider auch zum Negativen aus. Zwar fällt die Hintergrundstory an sich deutlich mitreißender aus, doch weder wird das volle Potential der Story rund um Cole D. Walker genutzt, noch haben die Entwickler tatsächlich den spielerischen Missstand verbessert, dass sich die Missionstypen extrem schnell wiederholen und irgendwann ziemlich langweilig werden.
Auroa ist auf den ersten Blick als Setting sehr gut gelungen, doch wie auch bei vielen Open-World-Titeln auch extrem leer und öde. Neben den eigentlichen Missionen bzw. Nebenmissionen gibt es auf der schicken Insel eben auch herzlich wenig zu tun. Auch die neuen Survival-Aspekte sind ebenfalls mehr Schein als sein: Gerade das Einbuddeln im Terrain ist bspw. nur sehr selten wirklich notwendig während die schnelle Verletzungsgefahr auf leicht steilen Terrain teilweise ziemlich nervig werden kann.
Es ist zwar korrekt, dass „Ghost Recon: Breakpoint“ im Kern ein Miltiär-Shooter bleibt, inkl. dem Umstand, dass ein Headshot reicht um seinen Gegner niederzustrecken. Warum sich Ubisoft jedoch entschieden hat einen Gear- und Weapons-System einzuführen und das Spiel damit deutlich näher an das exzellente Division 2 zu positionieren, erschließt sich spielerisch leider kaum. Die Spielewelt mit Loot und Loot-Kisten vollzustellen tut der Franchise jedenfalls nicht wirklich gut. Ob die angekündigten DLCs und Erweiterungen daran etwas ändern oder den Aspekt des Spiels weiter ausbauen, bleibt abzuwarten.
Fazit
„Ghost Recon: Breakpoint“ ist im Kern immer noch ein solider neuer Ableger der Militär-Shooter-Franchise. Vor allem mit drei Koop-Partnern los zu stapfen, Basen taktisch variabel zu infiltrieren, fühlt sich dank des guten Waffenhandlings und dem schicken neuen Setting immer noch gut an.
Zwei Jahre nach „Wildlands“ ist die Idee Story und Survival-Aspekte auszubauen zwar löblich, doch letzten Endes erstickt das Spiel an der neuerlichen Ausrichtung als Loot-Shooter und dem lieblosen integrieren von neuen Elementen. Jon Bernthal ist als neues Gesicht der Franchise zwar eine echte Bereicherung, doch auch seine Involvierung wirkt nicht komplett durchdacht.
Für "Ghost Recon"-Fans könnte "Breakpoint" nicht nur eine Enttäuschung sondern möglicherweise tatsächlich ein kleines Wendepunkt im Negativen werden – und das hatten die Macher wohl wirklich nicht im Sinn, als sie ihr Spiel so genannt haben.
"Ghost Recon: Breakpoint" ist seit dem 04. Oktober 2019 für PS4, Xbox One und PC erhältlich. Was ihr beim Spiel erwarten könnt, zeigt euch dieses Video:
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