Schnetzeln zwischen Leben und Tod: „Lords of the Fallen“ bietet wirklich spannende Ideen im umkämpften Soulslike-Genre, doch zur Königsklasse reicht es nicht!
Werden CI Games & Hexworks am Thron von From Software knabbern? Nachdem das legendäre Soulslike-Entwicklerstudio mit „Elden Ring“ sein letztes Großwerk im Februar 2022 veröffentlicht hat, in diesem Jahr „nur“ Armored Core VI auf den Markt gebracht hat und die sehnlichst erwartete „Elden Ring“-Erweiterung „Shadow of the Erdtree“ wohl Anfang 2024 auf den Markt kommen wird, haben in diesem Jahr gleich zwei spannende Soulslikes um die Gunst der Genre-Fans gekämpft: „Lies of P“ und „Lords of the Fallen“. Ersteres konnte die Gier der „Bloodborne“-Fans definitiv befriedigen und lieferte auf sehr hohem Niveau ab. Doch wie sieht es mit „Lords of the Fallen“ aus? Das verraten wir euch in den nächsten Abschnitten.
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Lords of the Fallen: Fortsetzung? Remake? Reboot? Hauptsache Umbral!
Bei „Lords of the Fallen“ handelt es sich inhaltlich um eine Fortsetzung des gleichnamigen Spiels aus dem Jahr 2014, das allerdings auch gleichzeitig als Reboot des Originals fungiert. Die Referenzen zu From Software-Meisterwerken wie „Dark Souls“ und „Demon’s Souls“ sind zwar offensichtlich, doch tatsächlich bringt „Lords of the Fallen“ auch einige frische Elemente ins Soulslike-Genre mit. Weniger bei der Story: Die erzählt gewohnt epochal die (Vor-)Geschichte des Dämonenkönigs Adyr und der Heiligen Wächter und tickt dabei so ziemlich jede Box des „Dark Fantasy für Dummies“-Leitbuchs. Uninteressant ist die Lore bzw. das Worldbuilding, dass Hexworks hier auffahren definitiv nicht, doch die Figuren, die ihr auf eurem Höllentrip begegnet, sind meist auch nicht der Rede Wert.
Viel mehr hingegen aber das Feature, dass das Spiel letztendlich ziemlich einzigartig macht: Mittels einer Lampe habt ihr die Möglichkeit zwischen der Welt der Lebenden namens Axiom und der Welt der Untoten namens Umbral zu switchen. Das passiert entweder an bestimmten Punkten in Axiom, in denen ihr bspw. switchen müsst, um bestimmte Puzzle-Passagen zu überbrücken oder ihr landet in Umbral, weil ihr im Spiel sterbt. Das bedeutet auch, dass ihr in Kämpfen bzw. Bosskämpfen theoretisch auch immer eine zweite „Chance“ in Umbral erhaltet, sollte es mit dem Boss-Kampf nicht direkt hinhauen. Die beiden Parallelwelten haben auch sonst weitreichende Konsequenzen fürs Gameplay. In den meist linearen Abschnitten wandelt ihr, um bspw. weiterzukommen, oft zwischen den beiden Welten. Gleichzeitig werdet ihr in Umbral auch zunehmend in Kämpfe gegen viele Widersacher verwickelt, weil wir in der Welt der Untoten sozusagen von der Spielwelt „beäugt“ werden und die Präsenz der Widersacher mit zunehmender Dauer steigt.
Lords of the Fallen: Dem Kampfsystem fehlt die Schwere und den Bossen die Klasse
Während wir beim Wechseln zwischen Umbral und Axiom wirklich einige richtig coole Momente erlebt haben, fällt unser Fazit beim Kampfsystem von „Lords of the Fallen“ etwas zwiegespalten aus, da es nicht nur klassenspezifisch einfach sehr viel Variation und sehr unterschiedliche Builds ermöglicht, gleichzeitig aber auch nicht an die spielerische Klasse von From Software-Spielen heranreicht.
Die zeichnen sich eben vor allem damit heraus, dass sich alle Waffen, Builds und Klassen einfach sehr griffig, mächtig und direkt anfühlen. Wir haben mehrere Klassen in „Lords of the Fallen“ angespielt und hatten das Gefühl, dass das Kampfgefühl einfach etwas zu „floaty“ bzw. leichtfüßig ausfällt. Dabei haben wir eben des Öfteren nicht das Gefühl einen mächtigen Kämpfer durch die schaurig-schöne Dark Fantasy-Welt zu lenken, sodass die Atmosphäre etwas auf der Strecke bleibt.
Leider setzt das Spiel auch in puncto Bossen und Gegnertypen nur selten Ausrufezeichen. Na klar: Wir hatten auch hier immer wieder mal Pulsrasen und Schweißperlen auf der Stirn, wenn es bei einem der vielen Bosse und Zwischenbosse mal knapp wurde. Aber insgesamt sind die Bewegungsmuster der meisten Widersacher relativ schnell und einfach zu identifizieren. Richtige Überraschungen sind eher Mangelware. Auch bei den „normalen“ Gegnern gibt es leider nur selten Vielfalt: Wir kämpfen fast konstant gegen ähnliche Gegnertypen in der kompletten 30-40-stündigen Kampagne. Der Schwierigkeitsgrad ist trotz des vermeintlichen „Einheitsbreis“ dennoch knackig.
Lords of the Fallen: Starkes Dark Fantasy-Setting trifft auf schwache Performance
Wir haben “Lords of the Fallen” auf PlayStation 5 getestet und ehrlich gesagt war das von Anfang an ein ziemlich frustrierendes Erlebnis. Bei der Gamescom 2023 hatte ich eine Preview-Fassung des Spiels noch auf einem High-End-PC gespielt und war von der mit „Unreal Engine 5“-realisierten Spielwelt durchaus angetan: Zwar sind Anleihen an „Dark Souls 3“ & Co. unübersehbar, aber gerade Axiom hatte einige wirklich beeindruckende Vistas, hübsche Texturen und schöne Weitsicht parat.
Derselbe Anfangsabschnitt, den ich in der Preview gespielt habe, wirkt auf der PS5 nicht annähernd so beeindruckend: Der Quality Mode ist mit 30 FPS, die nicht konstant sind und auf einem OLED sehr ruckelig daherkommen, leider nicht empfehlenswert. Im Performance Modus zeigt sich das Spiel dann in Full-HD-Auflösung, was dermaßen sichtbar ist, dass Texturen sich verwaschen zeigen und das Spiel seinen wirklich beeindruckenden Look fast komplett einbüßt. Hinzu kamen gerade zu Beginn schwerwiegende Bugs, die mit den ersten Pacthes zumindest einigermaßen ausgemerzt wurden. Auf der PlayStation 5 ist „Lords of the Fallen“ trotzdem visuell bedauerlicherweise eine Enttäuschung.
Ausführliches Gameplay zeigt euch dieser "Lords of the Fallen"-Trailer:
Fazit zu „Lords of the Fallen” auf PS5
Ich hatte beim Zweikampf zwischen "Lies of P" und „Lords of the Fallen“ im Vorfeld vermutlich auf Letzteres mein Geld gesetzt – und hätte leider alles verloren. Das heißt aber nicht, dass Hexworks und CI Games hier ein schlechtes Spiel abliefern: „Lords of the Fallen“ ist gelegentlich sogar richtig stark, wenn gutes Boss-Design, auf großartiges Dark-Fantasy-Setting, starke Atmosphäre und die verdammt coole Gameplay-Mechanik der zwei Welten trifft. Leider ist das Spiel aber in den Kerndisziplinen eben nicht ganz so griffig: Vor allem das Kampfsystem wirkt einfach etwas zu „luftig“, die Bosse etwas zu simpel und die Gegner generell zu repetitiv. Dass das an sich sehr hübsche Spiel auf der PlayStation 5 mit niedriger Auflösung, verbesserungswürdiger Performance und Bugs kämpft, kostet dem vielversprechenden Soulslike letztendlich die Empfehlung. Bei Lies of P sind Soulslike-Fans in diesem Jahr deutlich besser aufgehoben.
"Lords of the Fallen" ist bereits für PS5, Xbox Series X|S und PC erhältlich!
*Affiiliate-Link