Survival-Games gibt es viele, aber noch keins wie "Pacific Drive". Wie uns der ungewöhnliche Roadtrip gefallen hat, lest ihr im Test.
Pacific Drive: Darum geht's
Im Survival-Spiel "Pacific Drive" von Ironwood Studios und Kepler Interactive haben geheime wissenschaftliche Experimente Teile des pazifischen Nordwestens der USA unbewohnbar gemacht: Überall auftretende Risse im Raum, mechanische Kreaturen und unmögliche Wetterphänomene plagen die sonst durch weite Berge und Wälder geprägte natürliche Umgebung. So hat die Regierung alles hermetisch abgeschirmt und die Todeszone "Olympic Exclusion Zone" getauft. Genau in diesem Sperrgebiet "erwacht" ihr als offenbar einer der letzten Menschen hinter dem Steuer eines klapprigen Autos und müsst fortan vor allem eins tun: überleben!
"Pacific Drive" ist ab sofort für PC und PlayStation 5 erhältlich.
Die physische "Deluxe Edition" (nur PS5) enthält dabei:
- das komplette Spiel inkl. Deluxe-Edition-Hülle
- doppelseitiges Packshot-Cover
- Reisetagebuch
- 3 Kunstkarten
- digitales Spielepaket mit kosmetischen Gegenständen für deinen Kombi (digitale Zusatzinhalte)
>> auch erhältlich bei Media Markt <<
Pacific Drive: Gameplay
Für unseren "Pacific Drive"-Test haben wir uns übrigens die PlayStation-5-Version des Spiels genauer angeschaut – und uns schnell ins ungewöhnliche Indiegame verliebt. Die Entwickler pflanzen uns ohne großes Intro hinter das Lenkrad eines stotternden Benziners und lotsen in einem sanften Einstieg erst einmal zu einer Garage mit Werkstatt. Schön - denn so können wir auf dem Weg entspannt unseren wichtigsten Begleiter kennenlernen: Unser fahrbarer Untersatz holpert charmant behäbig über die Straße und wie im echten Oldsmobile müsst ihr überall selbst Hand anlegen: Gang einlegen, Zündschlüssel drehen oder zur Unterhaltung das olle Radio einschalten. Wird es dunkel, werft ihr beim Fahren die Scheinwerfer an oder die Scheibenwischer, wenn es mal regnet. All das erzeugt ein realistisches, sehr haptisches Fahrgefühl.
Genannte Garage dient dann als Start- und Vorbereitungspunkt für alle Missionen des Spiels mit dem übergeordneten Ziel: lebendig und in einem Stück aus der Olympic Exclusion Zone entkommen! Genreüblich sind die Optionen mannigfaltig und die Systeme komplex: Ihr fixt mit unterschiedlichen Reperaturkits manuell einzelne beschädigte Teile, füllt via Tanksäule Benzin nach oder versorgt die Batterie des Autos mit neuem Strom. Außerdem stellt ihr an der Werkbank mit den richtigen Bauteilen hilfreiche Werkzeuge für den Trip her und an einem anderen Automaten etwas später auch Blaupausen und stärkende Upgrades für den Wagen. Seid ihr zufrieden und fertig, entscheidet ihr über einen Routenplaner, in welches Sperrgebiet ihr als nächstes fahren wollt. Wenige Klicks später öffnet sich das Garagentor und es geht ab in die Wildnis!
Dann startet der nächste (und wahrscheinlich wichtigste) Teil des motivierenden Gameplay-Loops: In der größtenteils zufällig generierten Welt sucht ihr in verlassenen Wohnwagen, alten Schuppen und anderen Strukturen nach Ressourcen, mit denen ihr später nach der Rückkehr zur Basis weiter eure Karre pimpen könnt. Dazu verlasst ihr dann euer Auto, seid zu Fuß unterwegs und werdet etwa in Containern und Schränken fündig: Grundlegende Bauteile wie Gummi, Glas oder Kunststoff wandern genauso in euer Inventar wie "fertige" Items. Lichtspendende Signalfackeln oder Konserven fürs leibliche Wohl sind nämlich ebenso wichtig. Ihr könnt (und müsst!) aber auch gestrandete Autos oder alte Elektronik wie Bildschirme und Radios mit dem praktischen Zerschrotter in ihre Einzelteile zerlegen. Dann winken vor allem Metallteile, unerlässlich beispielsweise für neue Türen und Motorhauben.
Habt ihr genug gesammelt und/oder euer aktuelles Missionsziel absolviert (etwa einen Transmitter aus einer Radiostation besorgt oder die Umgebung von einem Aussichtsturm sondiert), geht es dann in die nächste Zone oder eben zurück zur Werkstatt. Doch was bislang wie ein Spaziergang klang, kann jederzeit zu einem absoluten Spießrutenlauf werden. Die verdrehte Realität der Zone sorgt nämlich dafür, dass euch die übernatürlichen Phänomene völlig aus dem Nichts erwischen und den Heim- oder Weiterweg erheblich erschweren oder gar torpedieren: Gewitterstürme zerlegen euer Auto oder wehen euch gleich weg, Felsbrocken schmettern vor euch auf die Straße oder Technokletten heften sich ans Auto und saugen Energie. So müsst ihr spontan reagieren, Hindernisse umfahren oder mitten im Umwetter Reifen flicken oder die Karosserie ausbessern.
Und es kommt noch dicker: Um ein rettendes Portal zur Heimatbasis zu öffnen, braucht die wunderliche Maschine auf dem Beifahrersitz zwei bis drei Energiekerne, die ihr (zum Glück auf der Karte markiert) auf der aktuellen Map findet. Und auch bei dieser Schnitzeljagd kann viel schief gehen. Ist das Portal aber dann geöffnet, schießt ein gottgleich glühender Lichtstrahl vom Himmel, in den ihr dann "nur noch" hineinfahren müsst.
Stress ist also vorprogrammiert – das Belohnungsgefühl jedoch auch: Erreicht ihr nämlich mit eurer wertvollen Beute wieder die Garage, freut ihr euch tierisch und atmet erleichtert auf. Und habt ihr (und eure Karre) wieder genug Energie, geht es nach dem Wundenlecken wieder zurück ins Feld. Ein Höllenritt!
Pacific Drive: Die Technik
"Pacific Drive" ist kein Grafikknaller, aber ein rundum stilvoll designtes Game: Die Umgebungen im Survival-Abenteuer wirken authentisch und die Unwettereffekte rocken. Wird es aber stürmisch, droppt zumindest auf der PS5 gerne mal die Framerate, was zusammen mit der behäbigen Fahrsteuerung die Reise erschwert. Trotzdem empfinden wir das Spiel insgesamt als Leckerbissen. Sehr angetan sind wir abseits von der smoothen, stilisierten Optik vom liebevollen Retrolook des Autos und seiner Anzeigen. Ähnlich wie einst "Alien Isolation" oder kürzlich "The Invincible" wenden sich Kepler Interactive und Ironwood Studios mit den farbenfrohen, leuchtenden oder einfach nur mattglänzenden Gerätschaften gekonnt der Vergangenheit zu und schaffen so einen uniquen Style.
Pacific Drive: Unser Fazit
"Pacific Drive" ist sicher kein Spiel für die Masse. Es ist sperrig und anspruchsvoll, mit der Tendenz zur Unfairness – denn die Unwetter-Phänomene können euch kalt erwischen und im Worst Case den hart erkämpften Spielfortschritt in Sekunden auslöschen – in den Levels selbst könnt ihr nämlich nicht speichern. Das haben in ihrem Test auch viele Branchenkollegen kritisiert. Aber: Es handelt sich hier nun einmal um ein Survival-Game und kein neues "Need for Speed". Und wer das weiß und üblicherweise gerne spielt, ist ohnehin frustresistent und erlebt hier keine Überraschungen. Die gibt es nämlich an anderer Stelle: "Pacific Drive" spielt sich dank seiner Kombi aus Rennspiel und Survival einfach ungemein erfrischend und ist trotz mancher Ruckler ein sehr feinpolierter Vertreter seiner Gattung – und gerade bei der technischen Umsetzung hapert es im Genre gerne. Erwartet nur keine ebenso ausgefeilte Story: Der Fokus ist klar der Gameplay-Loop und die Erzählung dient rein als dessen Motivator.
Pacific Drive: 5 coole Alternativen
Ob Postapokalypse, Science Fiction oder Survival: An diese fünf naheliegenden (oder abwegigen) Games haben wir beim Spielen von "Pacific Drive" gedacht:
The Long Dark
In "The Long Dark" kämpft ihr in der kanadischen Wildnis ums Überleben. Dabei setzen euch nicht nur wilde Tiere und natürlich der Hunger zu, sondern vor allem auch das Wetter. Hier müsst ihr Feuer machen oder einen Unterschlupf aufsuchen, damit ihr nicht erfriert. Mit "Pacific Drive" hat das Indiespiel also das gnadenlose Survival-Gameplay gemeinsam.
Rust
"Rust" gehörte zu den ersten großen Survival-Games auf dem PC. Anfangs Early-Access-üblich deutlich sperriger, spielt sich der Überlebenstitel heute richtig gut. Warum wir beim Spielen von "Pacific Drive" dran dachten? Weil die Erleichterung, nach einer großen Loot-Exkursion in die Home-Base zurückzukehren, ebenso groß ist.
Subnautica
"Subnautica" (im Bild: "Below Zero") ist zwar wie "Pacific Drive" ein Survival-Spiel, deswegen mussten wir jedoch nicht primär dran denken: Vielmehr fokussieren beide Titel die Erweiterung eures Fahrzeugs um hilfreiche Upgrades. Nur dass in "Subnautica" statt klapprigen Autos unterschiedliche Unterseefahrzeuge seetüchtiger gemacht werden.
Mad Max
Klar: "Mad Max" ist ein eher straightes Action-Rennspiel. Trotzdem teilt sich das Game der "Just Cause"-Macher einige DNA-Fragmente mit "PD": So seid ihr etwa ebenfalls in Rostlauben unterwegs und schröpft herumliegenden Schrott für die Erweiterung eurer Karre. Außerdem klingelt es natürlich beim (post-)apokalyptischen Setting.
Road 96
Vom Gameplay her könnte sich "Road 96" nicht weiter von "Pacific Drive" entfernen. Schließlich handelt es sich hier um ein Ego-Adventure mit dem Fokus auf Entscheidungen. Dennoch ist es irgendwie das vielleicht ähnlichste Game: Ein charmanter Comic-Look, eine dystopische Zukunft, vor allem aber das authentische Roadtrip-Feeling erfreuen Fans von "Pacific Drive".