Am 18. Oktober startete die Serie „Schwarze Früchte“ in der ARD-Mediathek. Der öffentlich-rechtliche Rundfunk wagt sich mit der „Cringe Comedy“ über queere BIPoCs auf neues Terrain!
Die Serie „Schwarze Früchte“ beschäftigt sich mit jungen Menschen und rückt das Thema Identität in den Vordergrund. Als wäre es nicht ohnehin schon kompliziert genug, Familie, Dating, Job und Selbstverwirklichung unter einen Hut zu kriegen, kommen für die Protagonistinnen Lalo (Lamin Leroy Gibba), Karla (Melodie Simina) und Co. noch Herausforderungen wie Rassismus, Sexismus und Queerfeindlichkeit hinzu. „Es ist uns ein großes Anliegen, mit Kreativen und Macher:innen der BIPoC und der LGBTQI+ Community zusammenzuarbeiten und ihren Geschichten und Perspektiven in der ARD Sichtbarkeit und Präsenz zu verleihen. ‚Schwarze Früchte‘ von und mit Lamin Leroy Gibba erzählt eine zugleich sehr persönliche wie universelle Geschichte über Verlust, Identität und Neuanfang, die wir unbedingt für die ARD-Mediathek erzählen wollen“, so Christoph Pellander, Redaktionsleiter der ARD Degeto, über die neue ARD-Serie.
Wir haben Hauptdarsteller und Autor Lamin Leroy Gibba, Produzent Faraz Shariat und Regisseur David Uzochukwu zum Interview getroffen und erfahren, was die Serie so besonders macht.
„Schwarze Früchte“: Genre, Inhalt und besondere Herausforderungen
Die ARD-Serie „Schwarze Früchte“ entführt uns in das Leben des jungen Lalo, einem queeren, schwarzen Mann, der in Hamburg lebt. Nach dem unerwarteten Tod seines Vaters wird Lalo in eine Phase der Selbstfindung und emotionalen Turbulenzen geworfen. Begleitet von seiner besten Freundin Karla, die gleichzeitig eine erfolgreiche Karriere vorantreibt, aber befürchtet, als Vorzeigefigur für Diversität ausgenutzt zu werden, kämpft er sich durch die Herausforderungen des Lebens – auf der Suche nach Liebe, Sinn und Zugehörigkeit.
Um ein besonders authentisches und unverblümtes Bild des Lebens von People of Color und queeren Personen in Deutschland zu erzählen, entschieden sich die Macher:innen, „Schwarze Früchte“ als „Cringe Comedy“ zu konzipieren. Während der Begriff Dramedy, der ebenfalls auftaucht, wenn man nach dem Genre der neuen Serie sucht, vielen mittlerweile ein Begriff sein dürfte (er beschreibt Serien oder Filme, die ernste Themen humoristisch beleuchten), haben viele vermutlich noch nie vom Konzept der „Cringe Comedy“ gehört. Was darf man sich darunter vorstellen? Lamin Leroy Gibba erklärt es so: „Bei Cringe Comedy versucht man Lustiges zu zeigen, allerdings gleichzeitig auch Szenen, die so unangenehm sind, sodass man lieber die Augen zu machen will“. Auch hier sollen also unangenehme Themen mit Humor zu verbinden, um sie „erträglicher“ und leichter zu machen.
Doch „Schwarze Früchte“ ist bis zum Rand gefüllt mit komplexen Themen. Läuft die Serien dadurch Gefahr, den Fokus und Tiefgang zu verlieren? Bleibt für wichtige Aspekte zu wenig Zeit, könnten sie oberflächlich bleiben. Doch Regisseur David Uzochukwu hatte diese Sorge während des Drehs zu „Schwarze Früchte“ nicht. „Die Themenauswahl spiegelt Alltagssituationen wider. Dadurch wirkt es sehr authentisch und realistisch und es kommt keineswegs das Gefühl auf, als hätte man Themen unnatürlich eingebunden“, war er sich sicher. Faraz Shariat konnte da nur zustimmen: „Dazu kommt, dass die Charaktere verschiedene Umgebungen haben, die auf sie einwirken. Die Veränderungen und Probleme sind genau die Themen, die dabei passend eingebunden werden“.
Für Lamin Leroy Gibba ist „Schwarze Früchte“ ein sehr persönliches Projekt
Für Lamin Leroy Gibba ist „Schwarze Früchte“ ein Herzensprojekt, denn in die Story hat er viele persönliche Themen integriert, die ihn selbst interessieren. „Außerdem war ich hungrig darauf, eine Figur zu spielen, die Komplex ist und eben nicht fehlerfrei durchs Leben läuft.“ Doch wer ist Leroy Gibba überhaupt, wie war sein Werdegang und was macht ihn aus?
Der Schauspieler und Autor studierte an der renommierten New School University in New York und engagierte sich im Theater und in Film- und Fernsehproduktionen. Mit seinem Film Kurzfilm „Hundefreund“ landete er 2022 einen Treffer und gewann den ersten Preis des deutschen Wettbewerbs beim internationalen Kurfilmfestival in Berlin. 2023 wurde er dann mit der europäischen Auszeichnung „Forbes 30 Under 30“ im Bereich Entertainment geehrt. „Ich fand es irgendwie voll funny und cool, aber ich denke jetzt nicht permanent über die Auszeichnung nach. Es war in dem Moment einfach eine Belohnung und Bestätigung für mein bisheriges Handeln, was mich dann auch bei ‚Schwarze Früchte‘ zusätzlich gestärkt hat“.
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„Schwarze Früchte“: Wird es eine 2. Staffel geben?
„Schwarze Früchte“ ist in vielerlei Hinsicht revolutionär, denn das Format zeigt vor allem die Perspektiven marginalisierter Menschen in Deutschland, allerdings auf eine völlig neue Art. Die Geschichte wird auf tragisch-komische Weise erzählt, auch der frische, visuelle Stil und die mutigen Dialoge werden hochgelobt. Eine so moderne Serie würden viele wohl nicht in einer Mediathek bei der ARD vermuten, doch laut Faraz Shariat war die Zusammenarbeit genau die richtige Entscheidung. An erstere Stelle habe gestanden, dass ihre Geschichte nicht hinter irgendeiner Paywall verschwinde. Des Weiteren habe die ARD als öffentlich-rechtlicher Sender die Aufgabe, aufzuklären. „Besonders die Mediathek richte sich auch an jüngere Zielgruppen, die frei von den gebundenen Sendezeiten des linearen Fernsehens sein wollen“, findet der Produzent.
Und wie geht es jetzt weiter? Auf die Frage, was er als Nächstes plant, verriet uns Lamin Leroy Gibba: „Ich möchte mich erstmal voll und ganz auf ‚Schwarze Früchte‘ fokussieren“. Das ist natürlich verständlich, vor allem da er schon viele Ideen für eine mögliche Fortsetzung im Kopf habe. Ob es eine 2. Staffel von „Schwarze Früchte“ geben wird, steht noch in den Sternen!